Oberhausen. . Trotz der Auftaktniederlage gegen Österreich konnten die deutschen Handballer in der abschließenden Partie noch den Gesamtsieg beim Vier-Nationen-Turnier perfekt machen. In Oberhausen feierte das Team von Bundestrainer Heuberger einen 32:24-Erfolg gegen Island.

Die deutschen Handballer sind beim eigenen Vier-Nationen-Turnier zum Gesamtsieg gestürmt. Die ersatzgeschwächte Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger bezwang zum Abschluss Island überraschend deutlich mit 32:24 (18:11) und beendete das Turnier nach der Niederlage gegen Österreich (28:29) und dem Sieg gegen Russland (35:26) mit 4:2 Punkten doch noch auf dem ersten Platz. Island und Österreich (beide ebenfalls 4:2) folgten punktgleich dahinter, Russland wurde nach drei Niederlagen Letzter.

Bester Werfer der teils wie entfesselt aufspielenden Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), die für den Turniersieg gegen Island einen Erfolg mit mindestens fünf Toren Unterschied benötigt hatte, war der Balinger Kai Häfner mit fünf Treffern.

Heuberger wollte das Abschneiden aber nicht überbewerten. 'Es ging mir mehr um die Entwicklung der Mannschaft mit Blick auf die schwere WM-Quali im Sommer. Es war wichtig, die Alternativen zu sehen', sagte der 49-Jährige.

DHB-Team präsentierte sich als Wundertüte

Dabei präsentierte sich sein Team fünf Monate vor den zukunftsweisenden WM-Play-offs wieder einmal als Wundertüte. Der enttäuschenden Vorstellung gegen Österreich folgten ganz starke Auftritte gegen Russland und Island.

'Wir haben wieder die zwei Gesichter dieser Mannschaft gesehen', sagte Heuberger. Dynamisch und variantenreich im Angriff, konsequent und kompakt in der Abwehr - die DHB-Auswahl verzückte die Fans gegen die Russen in Krefeld und gegen Island in Oberhausen. 'Das sind hervorragende Spielzüge. Das macht Spaß', sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer schon in der Halbzeitpause.

Aus einem 3:4-Rückstand gegen Island machte die deutsche Mannschaft dank einer sehr guten Chancenverwertung und ihrer Zweikampfstärke eine 10:4-Führung (12.). Auch in der zweiten Halbzeit zeigte das Heuberger-Team vor 6300 Besuchern sein starkes Gesicht und spielte den Olympia-Zweiten von 2008 an die Wand.

Zum Turnierauftakt in Dortmund hatte sich der Weltmeister von 2007 bei der überraschenden Schlappe gegen Österreich noch ideenlos und träge präsentiert. 'Mir war es daher wichtig, dass die Mannschaft eine Reaktion gezeigt hat', sagte Heuberger.

Heuberger führte notgedrungen junge Spieler an das Team heran

Der Fokus liegt aber ohnehin auf den WM-Play-offs im Juni. Dabei geht es um die Zukunft des deutschen Handballs und die von Heuberger. Noch ein Großereignis darf nach den Olympischen Spielen 2012 in London und der EM in Dänemark (ab 12. Januar) nicht verpasst werden. Der Imageschaden wäre enorm, die durch das neue DHB-Präsidium verbreitete Aufbruchstimmung schon wieder verpufft.

Viel gemeinsame Vorbereitungszeit bleibt Heuberger aber nicht. Daher war das Vier-Nationen-Turnier und sind die beiden Länderspiele am kommenden Wochenende in Tunesien eine wichtige Standortbestimmung - auch wenn in Steffen Weinhold, Adrian Pfahl, Michael Haaß, Steffen Fäth und Sven-Sören Christophersen gleich fünf Rückraumspieler fehlten beziehungsweise fehlen werden. Gegen Island musste zum Turnierabschluss zudem Patrick Groetzki wegen einer leichten Bauchmuskelzerrung passen.

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Von Carsten Oberste-Kleinbeckund und Jürgen Polzin

Heuberger nutzte die Personalnot und führte junge Spieler an das Team heran. So gaben der Lemgoer Finn Lemke (21) und der Berliner Fabian Wiede (19) ihr Nationalmannschaftsdebüt. Der Rückraum bleibt aber die größte Baustelle. Eine Rückkehr von Ex-Weltmeister Michael Kraus ist derzeit aber kein Thema. 'Kontakt gab es die letzten Wochen nicht mehr. Bis zum Trainerwechsel in Göppingen waren seine Leistungen zu schwankend', sagte Heuberger, der dem Spielmacher aber eine Hintertür offen ließ: 'Ich werde ihn weiter beobachten. Er ist eine Alternative.'

Heuberger hofft allerdings mehr darauf, 'dass wir vom Verletzungspech etwas verschont bleiben.' Denn das Turnier brachte ihm einige positive Erkenntnisse. Im Tor präsentierten sich Martin Ziemer (Hannover) und Dario Quenstedt (Magdeburg) als echte Alternative, am Kreis setzte der Kieler Patrick Wiencek seine starken Leistungen aus dem Verein fort, und auch Hendrik Pekeler (Lemgo) stand in der Abwehrmitte seinen Mann. Auf der Spielmacherposition überzeugte der Göppinger Tim Kneule. (sid)