Hamburg/Hannover. Trainer Mirko Slomka wird bei Hannover 96 nicht mehr angezählt, sondern fast ausgezählt. Schon am Freitag könnte Slomkas Amtszeit bei Hannover enden. Dann wird der mächtige Klubchef Martin Kind zusammen mit Sportdirektor Dufner über Slomkas Zukunft entscheiden. Slomkas Chancen stehen schlecht.
Angeknockt und fast schon ausgezählt - als Mirko Slomka am Montag in den Weihnachtsurlaub flog, stellten seine Vorgesetzten schon eine Liste seiner möglichen Nachfolger zusammen. An den Weihnachtsfeiertagen darf sich der 46-Jährige noch formal als Cheftrainer bei Hannover 96 bezeichnen, doch bereits am Freitag droht ihm der Knockout durch Präsident Martin Kind und Sportdirektor Dirk Dufner. Die Niedersachsen werden Slomka früher oder später von der Leine lassen.
Dem millionenschweren Unternehmer Kind passen die Resultate beim Traditionsklub seit Monaten nicht mehr. Acht Auswärtsspiele, acht Niederlagen, nur 18 Punkte aus 17 Spielen - im "Ergebnissport Fußball", wie Kind das Bundesliga-Geschäft nennt, eine verheerende Bilanz.
Slomkas Verdienste sind nichts mehr wert
Und der 69-Jährige macht die dazu passende Rechnung auf, er präsentiert seine ganz persönliche Quote. '"Ich schließe eine Trennung nicht aus, im Moment würde ich 60:40 sagen", erklärte der Vereinsboss bei Sport1.
Die Verdienste Slomkas - Klassenerhalt 2010, Europa-League-Qualifikation 2011 und 2012 - scheinen wertlos, der letzte Kredit ist durch die 1:2-Niederlage beim bis dahin vor eigenem Publikum sieglosen SC Freiburg verspielt.
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Mit dem Coach werden Kind und Dufner an den Festtagen schon nicht mehr reden, eher mit potenziellen Kandidaten, die Slomka schon vor dem Trainingsauftakt für die Rückrunde am 2. Januar 2014 beerben könnten.
Als große Lösung, aufgrund der Kürze der Zeit allerdings eher unwahrscheinlich, schwebt Kind die Verpflichtung des langjährigen Werder-Coaches Thomas Schaaf vor. Mehrfach in den vergangenen Jahren hatte er die sachliche Arbeit des Bremer Trainers gelobt.
Breitenreiter könnte Slomkas Nachfolger werden
Realistischer könnte die Verpflichtung von Andre Breitenreiter sein. Der 40-Jährige lernte in der niedersächsischen Landeshauptstadt das Fußballspielen, gewann 1992 mit den 'Roten' den DFB-Pokal und führte den Vorstadtklub TSV Havelse vor 18 Monaten in die erste DFB-Pokal-Runde. Derzeit trainiert der Ex-Profi mit bemerkenswertem Erfolg den Zweitliga-Sechsten SC Paderborn.
Kind treibt bei seinen Bemühungen um einen Personalwechsel die Angst um, das Hinauszögern eines Trainerwechsels könnte die Norddeutschen in noch größere Turbulenzen stürzen: "Ich sehe da ein großes Risiko. Wenn wir mit Herrn Slomka weitermachen und er verliert die ersten zwei Spiele in der Rückrunde, dann brennt natürlich alles. Und wir haben sinnvolle Zeit nicht genutzt."
Schwierige Gegner zum Rückrunden-Auftakt
Überdies verheißt der Rückrunden-Spielplan keine sportliche Wende im neuen Jahr. Der Bundesliga-13. muss am 25. Januar im Niedersachsen-Derby beim VfL Wolfsburg antreten, eine Woche später ist Borussia Mönchengladbach im WM-Stadion von Hannover zu Gast. Alles Mannschaften, die genau dort stehen, wo sich '96' in den vergangenen beiden Jahren in der Tabelle aufhielt - auf den internationalen Plätzen. (sid)