London. . Im letzten Länderspiel des Jahres 2013 schlägt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft England mit 1:0 (1:0). In einer durchschnittlichen Begegnung sorgte der Wahl-Londoner Per Mertesacker mit seinem Kopfballtor in der 38. Minute für den Sieg im Wembley-Stadion.

Die Minuten vor dem Spiel blieben lange die besten. 80.000 Zuschauer, erst die deutsche, dann die englische Hymne, Blitzlichter zuckten über die Tribünen. Das Wembley-Stadion machte sich mit Gänsehaut-Atmosphäre bereit für ein großes Spiel zwischen zwei Rivalen der europäischen Fußball-Geschichte. Doch lange Zeit verkam der als Testspiel für die WM 2014 getarnte Klassiker, den Deutschland am Ende mit 1:0 gewann, zu einer überschaubar aufregenden Partie.

Das lag auch daran, dass Bundestrainer Joachim Löw seine Mannschaft wie angekündigt großflächig renovierte: Er schickte den Hamburger Heiko Westermann als Rechtsverteidiger auf den Rasen, beorderte den Gladbacher Max Kruse in die Sturmspitze und verbarrikadierte mit einer Mauer aus Bendern das Mittelfeld. Seite an Seite durften Lars und Sven ihren zentralen Dienst im nationalen Auftrag verrichten. Den Rest bildeten vier Spieler von Borussia Dortmunder und drei vom FC Bayern München – womit der Debatte über Ungleichverteilung von Einsätzen erstmal der Wind genommen sein dürfte.

Gerarrd hatte den Ausgleich auf dem Fuß

Doch auch die Blöcke der Bundesliga-Riesen konnten nicht verhindern, dass sich die Mannschaft in den grünen Trikots in der ersten Halbzeit zwar deutlich sichtbar mühte, aber eben doch gerade offensiv vieles schuldig blieb. Zwei Flanken von Westermann blieben bis kurz vor der bezeichnenderweise die besten deutschen Szenen. Die Gegenseite, spielerisch zunächst leicht überlegen, sorgte mit einem Kopfball von Wayne Rooney auf das Tornetz für ein Adrenalinschübchen.

Doch in 60 Sekunden überschlugen sich plötzlich die Ereignisse: Lars Bender tauchte vor Englands Keeper Joe Hart auf, doch Steven Gerrard blockte den Schuss noch ab. Die folgende Ecke wuchtete Per Mertesacker mit dem Kopf aufs Tor, Hart aber hielt. Herzlos. Dann war auch er machtlos: Flanke Toni Kroos, Kopfball von Mertesacker. Der Kapitän brachte die deutschen auf Kurs (39.). Gerarrd hätte beinahe noch vor der Pause für den Ausgleich gesorgt, aber sein Schuss streifte über das Tor (44.). Die Musik der Blaskapelle im Stadion klang nach Blues.

Dortmund-Spieler Hummels vor Duell mit Bayern verletzt

Doch das Spiel nahm nach Halbzeitpause Rhythmus auf. Mario Götze hatte seinen Kumpel Marco Reus in Position gebracht, doch der Dortmunder scheiterte an Hart, während auf der anderen Seite Debütant Roman Weidenfeller weitestgehend einen ruhigen Abend verbrachte. England spielte bis an den Strafraum gefällig, doch im entscheidenden Moment fehlte die Präzision. So war ein Distanzschuss von Andros Townsend an den Pfosten (57.) die spektakulärste Szene. Die deutschen Kicker hätten ihre Führung dagegen mehrfach ausbauen können: Götze scheiterte an einem Reflex von Hart (65.), der eingewechselte Sidney Sam setzte einen Heber über das Tor (68.).

Trotz des Sieges könnte es dennoch ein bitterer Abend vor allem für Borussia Dortmund gewesen sein: Innenverteidiger Mats Hummels wurde in der Halbzeit planmäßig eingewechselt, musste aber schon nach etwas mehr als 20 Minuten verletzt wieder vom Platz. Vier Tage vor dem Duell Dortmund gegen Bayern möglicherweise eine Hiobsbotschaft.

Deutschland brachte die Führung sicher ins Ziel und musste nur bei einem Kopfball von Chris Smalling noch einmal kurz zittern.