London. .

Vier dicke steinerne Säulen tragen die hohe stuckbesetzte Decke im Hotel „The Royal Horseguard“. Über zwei Etagen erstreckt sich dieser Raum, der nicht ist, was er vorgibt, zu sein. An den Wänden stehen Regale, in den Regalen schmiegen sich Rücken an Rücken tausende Bücher. Erst bei genauerem Hinsehen entpuppen sie sich als Attrappen. Es ist der Ort, an dem Joachim Löw zum letzten Mal in diesem Jahr vor einem Spiel Stellung bezieht. Es ist der Raum, in dem die Frage mitschwingt, ob er ist, was er vorgibt zu sein: ein unparteiischer Bundestrainer.

Die Debatte ist bereits in vollem Gange. Sie entzündet sich an der Frage, ob Löw vor dem nahenden Bundesliga-Gipfel der beiden Großmächte Borussia Dortmund und Bayern München die Belastungen der Spieler gerecht verteilt. Am Freitag in Italien standen sechs Bayern-Profis auf dem Platz, nur ein Dortmunder. Vier Tage vor dem Spitzenspiel wird Löw nach eigener Auskunft auf viele BVB-Profis setzen: Roman Weidenfeller, Marcel Schmelzer, Marco Reus und Sven Bender sollen in der Anfangsformation stehen, bei Mats Hummels wägt der Bundestrainer noch ab.

Bei der Antwort auf die Frage, welche Position er in dieser Diskussion bezieht, redet er sich so in Rage, dass er sich kurz an seinen eigenen Worten verschluckt. „Ich sehe diese beiden Spiele als wichtige Tests an“, hebt er an, um energisch fortzufahren: „Ich schaue auf die Nationalmannschaft. Dortmund gegen Bayern ist nicht mein Thema. Ich denke nicht, dass mir die beiden Trainer Jürgen Klopp oder Pep Guardiola etwas vorschreiben oder sich beschweren wollen. Vielleicht wird das der eine oder andere Offizielle machen. Aber ganz ehrlich: Das ist mir nicht so wichtig. Wenn es ein Problem ist, am Dienstag und am Samstag ein Spiel zu bestreiten, dann entwickeln wir uns in die falsche Richtung. Das sind junge, austrainierte Spieler.“

In einem anderen Zusammenhang und explizit auf den BVB angesprochen bemerkte Löw noch, dass die Dortmunder Leistungsträger nicht alle deutsche Nationalspieler seien. Der Verein lebte auch von den „Lewandowskis, Sahins und Mickinochwas.“ Er meinte Henrikh Mkhitaryan, den Spielmacher.