Dortmund. . Zwei Niederlagen und die schwere Knieverletzung von Neven Subotic zeigen bei Borussia Dortmund Wirkung. Und das ausgerechnet vor den beiden richtungweisenden Spielen gegen Bayern München in der Bundesliga und gegen den SSC Neapel in der Champions League. Es fehlt im Kader die Breite in der Spitze.

Es war die Diagnose aus dem Knappschafts-Krankenhaus, die das Stimmungsbarometer endgültig gegen Null sinken ließ - daran änderten auch die optimistischen Facebook-Parolen von Neven Subotic nach seinem Kreuz- und Innenbandriss im rechten Knie nichts. Zwei Niederlagen in zwei Spielen, die der deutsche Fußball-Vizemeister Borussia Dortmund durchaus hätte für sich entscheiden können, und der Ausfall eines Leistungsträgers in einer Schlüsselposition haben Spuren hinterlassen.

Der 25 Jahre alte Serbe Subotic wird in dieser Saison wohl nicht mehr auflaufen. "Das ist ein echter Schlag für uns", sagte Klub-Boss Hans-Joachim Watzke, der offensichtlich nicht so richtig wusste, wie er mit den geballten Negativ-Erlebnissen der vergangenen Woche umgehen sollte. Und das vor den beiden vermutlich wichtigsten Spiele der Saison: dem Bundesliga-Topduell gegen Bayern München (23. November) und drei Tage später gegen den SSC Neapel in der Champions League.

Allein das 0:1 gegen den FC Arsenal und 1:2 beim VfL Wolfsburg waren Tiefschläge, von denen sich die Borussen nur langsam erholen werden. Die Länderspielpause könnte Trainer Jürgen Klopp in die Karten spielen, obwohl gleich zwölf Borussen für diverse Auswahlmannschaften unterwegs sind.

Um eine Erkenntnis sind die Borussen jedoch schon reicher: Dem Kader fehlt es in der Spitze an Breite, um auf drei Hochzeiten erfolgreich mitzutanzen. Die Dauerausfälle von Lukasz Piszczek (Hüft-OP), Ilkay Gündogan (Rücken) und Sebastian Kehl sowie die damit verbundenen Dauerbelastungen einiger andere Akteure bilden einen Teufelskreis. Inzwischen ist zumindest Kehl ist wieder einsatzbereit, dafür fehlt nun Subotic.

Multitalent Kevin Großkreutz

Klopp gehen die Abwehrspieler aus. Kevin Großkreutz, der alle Liga-Spiele und Begegnungen der Königsklasse bestritt, ersetzt Piszczek auf der rechten Seite bravourös - allerdings mit höchstem Kraftaufwand. Auch das Offensiv-Trio mit Robert Lewandowski, Henrich Mchitarjan und Marco Reus ackert und rackert im Samstag-Mittwoch-Samstag-Rhythmus. Ohnehin ist bei dem laufintensiven Spiel des BVB eine Rotation umgänglich. Aber was tun, wenn gleichwertige oder bessere Akteure wie beispielsweise der Grieche Sokratis als Subotic-Ersatz nicht zur Verfügung stehen?

"Wir haben mit Koray Günter und Marian Sarr zwei hochtalentierte Jugendnationalspieler. Wir haben ja Zeit, bis zum 1. Januar können wir eh nichts machen. Dann gucken wir, wie sieht es in der Liga aus, sind wir noch im DFB-Pokal und in der Champions League dabei. Einen neuen Innenverteidiger bekämen wir notfalls noch gestemmt", erklärte Watzke in der Sendung Doppelpass bei Sport1, schob jedoch zugleich nach: "Wir können nicht acht Weltklassespieler nachschießen."

Man habe eben nicht die Breite im Kader wie die Bayern. "Das haben wir aber auch nie beansprucht, weil das einfach nicht geht. Solange uns im Gehalt 60 Millionen Euro oder mehr trennen im Jahr bekommen wir das nicht hin", sagte Watzke. "Jetzt haben wir eben zweimal verloren. Und das waren ganz knappe Dinger. Das ist nicht verrückt, sondern ganz normal."

Nach Champions-League-Spielen schwere Auswärts-Aufgaben

Auffällig ist jedoch, dass die bisherigen Punktverluste mit zwei Niederlagen und zwei Remis jeweils nach Auftritten des BVB in der Champions League erfolgten. Ohnehin bescherte der Terminplan der Königsklasse den Schwarz-Gelben nach jeder Gruppen-Begegnung erschwerend jeweils ein Auswärtsspiel in der Bundesliga.

Fast die gesamte Bundesliga hofft dennoch mit Blick auf den Top-Hit gegen die mit vier Punkten Vorsprung führenden Bayern auf die Stehaufmännchen-Mentalität der Borussen. "Die Deutschen drücken uns ja in diesem Spiel offensichtlich ohnehin dann wieder mehr die Daumen. Es ist ja schon wichtig, dass die Liga ein bisschen Spannung behält. In der letzten Saison ist Bayern mit großem Vorsprung Meister geworden, aber geschlagen haben sie uns trotzdem nicht", betonte Watzke.

"Kaiser" Franz Beckenbauer sieht es ebenso. Seiner Meinung nach sei Borussia Dortmund trotz der jüngsten Schwächephase "schon ein Schwergewicht und eine der besten Mannschaften Europas. Natürlich sind sie in der Lage, die Bayern zu schlagen und sie noch abzufangen". Da ein Sieg der Münchner beim BVB für den Rest der Saison Langeweile bedeuten könnte, "werden die Dortmunder viele Anhänger haben, viele werden ihnen die Daumen drücken". (sid)