Dortmund. . Auf den ersten Blick ist das Bundesligaspiel zwischen dem SC Freiburg und Borussia Dortmund am kommenden Wochenende kein Gipfeltreffen. Der Tabellenführer spielt gegen den Siebzehnten. Doch BVB-Trainer Jürgen Klopp warnt vor den Qualitäten von Freiburgs Coach Christian Streich. Schließlich sind beide sich ziemlich ähnlich.
Am späten Mittwoch hat Christian Streich jeden Spieler geknuddelt und geknutscht, der seinen Weg kreuzte. Die Bedeutung dieses Bildes praller Emotion ließ sich auch sofort erschließen. Der SC Freiburg hatte schließlich mit einem 2:1 über den VfB Stuttgart das Achtelfinale des nationalen Pokales erreicht und damit für Erleichterung im Breisgau gesorgt.
Wer aus heftigen Cup-Auseinandersetzungen siegreich hervorgehen kann, dem wird das doch wohl in der Bundesliga ebenfalls irgendwann einmal wieder gelingen. Nicht sofort erschlossen hat sich, warum der Trainer ständig von einem „Leischtung“ sprach. Und ebenfalls nicht sofort zu verstehen war, warum der Trainer dem Kollegen Thomas Schneider brüsk den Handschlag verweigerte.
Manchmal muss man eben erst über die Sprachhürde hinweg. Streich pflegt den alemannischen Dialekt. Mit dem Wort Leischtung wollte er also nicht auf einen chinesischen Neuen hinweisen, sondern auf die starke Leistung dieser Mannschaft, die er im Sommer personell mächtig auffrischen musste, weil finanzkräftigere Konkurrenten die Leischtungsträger Jan Rosenthal, Max Kruse, Cedric Makiadi, Daniel Caligiuri, Johannes Flum weggekauft hatten.
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Und manchmal überrascht einer wie Streich eben immer noch mit seiner wenig fußballaffinen Sensibilität. Schneider hatte im Vorfeld der Pokal-Begegnung über ein Derby geplaudert, das mit Gefühlen aufgeladen sei, „Hass inklusive“. Gefiel ihm nicht, dem Trainer. Hatte er am Ende doch klar gemacht. Sehr klar.
Klopp sieht Freiburg als starken Gegner
Am Samstag müssen die Freiburger nun bei Borussia Dortmund antreten. Auf den ersten Blick: kein Gipfeltreffen. Der Tabellenführer der Liga empfängt den Siebzehnten. Schwarzgelb, das in den ersten sechs Partien 16 Punkte erwirtschaftete, tritt gegen ein Ensemble an, für das drei Niederlagen und drei Remis verbucht sind.
Doch der Trainer von der oberen Etage warnt davor, die Ausgangslage rein tabellarisch zu interpretieren. „Freiburg ist deutlich stärker, als es das Tabellenbild hergibt“, sagt Jürgen Klopp und fügt an, dass die Gäste „rein punktemäßig zwar noch nicht so gut bestückt“ seien, dass sich aber in den Spielen, unter anderem beim 1:1 gegen die Bayern, unter anderem in der Cuppartie gegen den VfB, bereits gezeigt habe, dass die Arbeit von Christian Streich belohnt werde.
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Lob für Christian Streich
Laufstark seien die Freiburger. Diszipliniert. Und die individuelle Qualität, die den Klub zuletzt bis in die Europa League brachte, sei durch erneut passgenaue individuelle Qualität ersetzt worden: „Es war eine echte Herausforderung, wieder eine neue Mannschaft zusammen zu basteln, aber das ist ihm gut gelungen.“
Respekt. „Ich schätze seine Kompetenz“, erklärt Klopp, als er gefragt wird, wie er denn zur Fachkraft von der gegnerischen Bank stehe. Als er sich auch noch über den Menschen Streich äußern soll, wehrt der BVB-Trainer ab: „Ich glaube nicht, dass Christian und ich uns gut genug kennen, um Aussagen über den Menschen treffen zu können.“
Gesellschaftliche Einbettung
Ein paar Verbindungslinien aber lassen sich grob ziehen. Beide sind als Akteure nicht ganz oben angekommen. Beide haben studiert. Beide sind als Trainer in Biotopen gewachsen, Klopp in Mainz, Streich da, wo er noch immer tätig ist. Beide nehmen Fußball auch in seiner gesellschaftlichen Einbettung wahr. Beide haben Medienkritik als Thema für sich entwickelt. Beide können urplötzlich außer Rand und Band geraten.
Die Ausraster des Jürgen Klopp
Gerade hat Streich als Strafgebühr eine vierstellige Summe entrichten müssen, die den deutschen Monats-Durchschnittsverdienst übersteigt. Über 5000 Euro. Klopp hat insgesamt bereits eine fünfstellige Summe überwiesen, die den Jahres-Durchschnittsverdienst übertrifft. Über 50 000 Euro.
Und auch das macht die Begegnung der Nummer eins mit der Nummer 17 so spannend. Diese Engerführung der leicht ausrastenden Emotionsbolzen.