Frankfurt/Main. . Vor der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) über die Zukunft des Ringens am Sonntag in Buenos Aires steigt beim deutschen Verbandspräsidenten Manfred Werner (67) die Nervosität. Ein Interview.
Im Gespräch gab Werner zu, dass er die Entscheidung kaum noch abwarten kann. Konkurrenten der Ringer im Kampf um einen Platz im olympischen Programm der Spiele 2020 sind Squash und Baseball/Softball.
Herr Werner, am Sonntag fällt die Entscheidung über die olympische Zukunft des Ringens. Sie gönnen sich derzeit mit Ihrer Familie einen Urlaub auf Mallorca. Doch obwohl die Kinder und Enkel um Sie herum sind, steigt sicher auch bei Ihnen die Nervosität, oder etwa nicht?
Manfred Werner (Präsident des Deutschen Ringer-Bundes): Sie steigt in der Tat. Wir machen das erste Mal seit vielen Jahren wieder gemeinsam ein paar Tage Urlaub, aber trotz Urlaub sitze ich ständig am Computer. Ich informiere mich, stehe in Kontakt mit allen möglichen Leuten. Ich kann die Entscheidung kaum noch abwarten. Es wird einfach Zeit, dass wieder Ruhe einkehrt und dass wir bei der WM ab dem 16. September in Budapest wissen, woran wir sind.
Das Ringen geht als großer Favorit in den Kampf gegen Squash und Softball/Baseball. Viele Experten sind der Ansicht, dass das Rennen bereits zu Ihren Gunsten gelaufen ist. Sie kehren am Freitag aus dem Urlaub zurück, haben Sie den Sekt zu Hause schon kalt gestellt?
Werner: Auf keinen Fall, das Ganze ist sicher noch nicht abgehakt. Dennoch sehe ich der Entscheidung vorsichtig optimistisch entgegen. Die Reformen und Kampagnen der zurückliegenden Monate, die weltweite Unterstützung durch Sport und Politik - all das war schon eine Hausnummer. Zudem weiß ich, dass unser neuer Weltverbands-Präsident Nenad Lalovic eine sehr gute Präsentation für Buenos Aires entwickelt hat.
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Sie sprechen die große Unterstützung für Ihre Sache an. Hätten Sie solch eine Bewegung nach der Entscheidung gegen das Ringen im Februar für möglich gehalten?
Werner: Nein, selbst ein Insider hätte nicht damit rechnen können. Wir können wirklich sehr stolz auf die Ringer-Familie sein. Was angepackt wurde, war wichtig und richtig. Die neuen Regeln, die Athleten-Kommission, die neue Frauenquote im Präsidium des Weltverbandes. Nenad Lalovic, der mit mir unter anderem bei Thomas Bach war, hat das richtig gut gemacht.
Nicht so gut hat es dagegen sein Vorgänger Raphael Martinetti gemacht. Es hätte gar nicht zum drohenden Olympia-Ausschluss kommen dürfen, oder?
Werner: Der alte Präsident war nicht gerade sehr kommunikativ - weder nach außen noch nach innen. Die ganzen Reformen hätte man schon viel früher machen können.
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Laut Lalovic sind die Reformen noch nicht am Ende. Was steht noch auf der Agenda?
Werner: Es wird zukünftig wahrscheinlich sechs olympische Gewichtsklassen im griechisch-römischen Stil, im Freistil und bei den Frauen geben. Bisher waren es ja überall sieben Kategorien, bei den Frauen waren davon aber nur vier olympisch. Das wird wohl schon in Budapest beschlossen, denn man braucht ja einen Vorlauf bis Olympia. Auch am Regelwerk, das ja schon reformiert wurde, werden wir noch ein bisschen feilen.
Was passiert, wenn es schiefgeht? Was wird aus dem Ringen, wenn es ab den Spielen 2020 nicht mehr olympisch ist?
Werner: Dann sind wir zwar 2016 nochmal olympisch und werden dort nochmal für unsere Sache werben, aber dennoch wird es mit der Motivation sehr schwer werden. Dann stehen viele Projekte infrage, denn es werden die Fördergelder fehlen. Dann muss auch mit Blick auf das Personal abgebaut werden, daran wird kein Weg vorbei führen. Für Ehrenamtliche, wie wir es im Vorstand sind, wird das nicht einfach werden. (sid)