London. Sabine Lisicki hat die Weltranglistenerste Serena Williams im Achtelfinale von Wimbledon mit 6:2, 1:6, 6:4 geschlagen. Damit steht die Weltranglisten-24. aus Berlin nach 2009, 2011 und 2012 zum vierten Mal im Viertelfinale des wichtigsten Tennisturniers der Saison.
Sabine Lisicki fiel mit einem spitzen Schrei auf den Heiligen Rasen von Wimbledon. Mit Tränen in den Augen blickte sie fassungslos über den Centre Court. In ihrem Gesicht spiegelten sich das Glück, aber auch die eigene Überraschung über den größten Sieg ihrer Karriere wider. 6:2, 1:6, 6:4 hatte die Weltranglisten-24. aus Berlin die turmhohe Favoritin und fünfmalige Wimbledon-Siegerin Serena Williams im Achtelfinale geschlagen. Nach der Sensation und dem Viertelfinaleinzug fing Lisicki beim Sieger-Interview hemmungslos an zu weinen und stammelte immer wieder: "Das ist unglaublich."
Für jeden einzelnen Punkt habe sie gekämpft, immer unterstützt von den Zuschauern, die ebenfalls "unglaublich" waren: "Vielen, vielen Dank für diese Unterstützung", sagte Lisicki, die im Viertelfinale am Dienstag auf Kerber-Bewzingerin Kaia Kanepi (Estland) trifft: "Daran denke ich jetzt noch nicht." Ihre Fed-Cup-Teamkollegin Andrea Petkovic dachte aber sogar schon an den ganz großen Triumph. "Unglaublich, Olle!!! Glüüüückwuuuunsch! Hol dir das Ding", twitterte Petkovic.
<blockquote class="twitter-tweet"><p><a href="https://twitter.com/sabinelisicki">@sabinelisicki</a> Unglaublich, Olle!!! Glüüüückwuuuunsch! Hol dir das Ding!</p>— Andrea Petkovic (@andreapetkovic) <a href="https://twitter.com/andreapetkovic/statuses/351710328855339008">July 1, 2013</a></blockquote>
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Auch wenn das Wort von der Sensation in diesen Tagen inflationär gebraucht wird, Lisickis Erfolg war nicht weniger als das. Williams' Ausscheiden stellt sogar die Niederlagen von Roger Federer und Rafael Nadal in den Schatten. Die Anzahl derer, die an eine Niederlage der Titelverteidigerin geglaubt hatten, lag im nicht mehr messbaren Bereich, immerhin hatte die Amerikanerin seit 34 Spielen nicht mehr verloren.
0:3-Rückstand im dritten Satz
Nur Lisicki selbst und mit ihr der Anhang um Vater Richard und Bundestrainerin Barbara Rittner ('Danke, dass ich dabei sein durfte') hatte immer an das kleine Tennis-Wunder geglaubt. Auf dem Platz, das sagte Lisicki vor dem Match, habe sie keine Angst. Auch nicht vor der 16-maligen Grand-Slam-Siegerin Williams, die als unbezwingbar galt und tatsächlich seit Februar kein Match auf der Tour mehr verloren hatte.
Das änderte sich auch nicht, als Lisicki im dritten Durchgang 0:3 in Rückstand lag und alles gegen die 23-Jährige sprach. Williams hatte längst zu ihrem druckvollen und vor allem nahezu fehlerfreien Spiel gefunden. Doch Lisicki hatte in Wimbledon schon für genug Überraschungen gesorgt und 2009, 2011 und 2012 jeweils die amtierende French-Open geschlagen. Das gelang ihr auch diesmal. Nach 2:04 Stunden verwandelte sie ihren zweiten Matchball mit einem Vorhand-Winner und nahm die Glückwünsche ihrer Gegnerin entgegen.
Haas am Abend gegen Djokovic
Schon im ersten Durchgang hatte Lisicki der Weltranglistenersten den Schneid abgekauft und Williams in tiefe Zweifel gestürzt. Vier Breakbälle wehrte Lisicki mutig ab und schlug zu, als die Amerikanerin ihre erste kleine Schwäche im Turnierverlauf zeigte.
Als Lisicki dann auch ihr erstes Aufschlagspiel im zweiten Durchgang zum 1:0 durchgebracht hatte, fingen die Zuschauer auf den Tribünen unruhig an zu tuscheln. Auf ihrem Stuhl atmete Williams schwer durch, in ihr arbeitete es gewaltig. Doch Williams bewies, warum sie seit 34 Matches nicht mehr verloren hatte. Finster blickte sie drein, drehte jedoch sofort auf, als Lisicki ein wenig ihre Linie verlor und drei Doppelfehler produzierte. Williams unterlief dagegen im zweiten Durchgang kein einziger unerzwungener Fehler mehr, zog ihr Spiel bis Mitte des entscheidenden Satzes durch und musste Lisicki am Ende doch gratulieren.
<blockquote class="twitter-tweet"><p>und er hat es dann trotzdem gesehen “<a href="https://twitter.com/swish41">@swish41</a>: <a href="https://twitter.com/sabinelisicki">@sabinelisicki</a> wahnsinn. Glueckwunsch”</p>— Lukas Rott (@hotrott) <a href="https://twitter.com/hotrott/statuses/351707852064292867">July 1, 2013</a></blockquote>
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"Sie ist immer da, wenn es gegen große Spieler auf den großen Plätzen geht", sagte Williams gefasst: "Die Niederlage ist für mich kein Schock, weil sie auf Rasen einfach gut ist. Sabine hatte nichts zu verlieren und hat unglaublich frei und aggressiv gespielt."
Am Abend hat noch Tommy Haas (Los Angeles-USA/Nr. 13) die Chance, es Lisicki gleich zu tun. Der 35-Jährige trifft im Achtelfinale auf den Weltranglistenersten Novak Djokovic (Serbien), gegen den er im All England Club zuletzt im Jahr 2009 im Viertelfinale gewonnen hatte. (sid)