London. . Das erste Spiel der zweiten Turnierwoche in Wimbledon könnte in Kracher werden: Sabine Lisicki fordert im Achtelfinale die Topfavoritin Serena Williams heraus - die beiden haben in diesem Jahr zusammen schon 500 Asse serviert. Später trifft Tommy Haas auf Novak Djokovic.

Am mittleren Sonntag der Championships erholt sich der All England Club. Kein anderes Grand-Slam-Turnier als das in Wimbledon leistet sich den Luxus einen spielfreien Tages, der Geld kostet, weil er Einnahmen verhindert. Aber für alle bietet die kurze Pause eine wunderbare Gelegenheit, kurz durchzuatmen, und zu denen, die davon profitieren, gehören die Grashalme auf dem Centre Court. Denn am nächsten Tag kommen die Schuhsohlen zurück, und dann ist es vorbei mit dem schönen, unbeschwerten Leben.

Die Halme werden es nicht leicht haben im ersten Spiel nach der Sonntagsruhe, denn Serena Williams tanzt nicht auf Zehenspitzen, und auch Sabine Lisicki ist keine Ballerina. Sieht so aus, als könnte das erste Spiel der zweiten Woche ein ziemlicher Kracher werden zwischen jenen beiden, die zusammen in diesem Jahr schon 500 Asse serviert haben – Williams 292 und Lisicki 202.

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Es gibt genügend Zahlen, die der Troisdorferin vor der Achtelfinal-Begegnung mit der Titelverteidigerin Respekt einflößen könnten. Die gewann am Samstag beim Sieg gegen Kimiko Date-Krumm das 600. Spiel ihrer Karriere, das 46. bei nur zwei Niederlagen in diesem Jahr und das 34. in Serie. Und die nicht nur von sich sagt, sie sei unersättlich, sondern auch genau so spielt. Lisicki weiß das alles, aber sie versichert, es sei ihr egal. Angst? Nein! Sie erinnert daran, auch vor dem Achtelfinale im Jahr 2012 gegen Maria Scharapowa habe jeder gesagt, die andere sei die große Favoritin – und dann habe sie gewonnen.

Beim Sieg vor der Sonntagsruhe gegen Sam Stosur (4:6, 6:2, 6:1) tat sie sich am Anfang ein wenig schwer, gab dann aber Gas. Williams jedenfalls erwartet nichts anderes als ein gutes, hartes Spiel und sagt: „Sie ist immer für eine Überraschung gut. Außerdem hab ich nie das Gefühl, dass ich unbesiegbar bin, wenn ich da raus gehe. Ich weiß, dass alles passieren kann.“

Djokovic lobt Haas - und verschätzt sich im Alter

Nicht allzu lange nach dem Erfolg gegen Stosur posierte Lisicki auf dem Dach des Fernsehzentrums für ein gemeinsames Foto mit Tommy Haas – die beiden kennen sich seit langem von diversen Begegnungen in Florida in der Academy von Nick Bollettieri. Der unverwüstliche, inzwischen 81 Jahre alte Amerikaner wird die Ereignisse am Montag auf dem Centre Court mit Interesse und Stolz verfolgen, die erste Partie (Beginn 14 Uhr MEZ) mit Williams und Lisicki und die dritte mit Haas und Novak Djokovic. Beim Sieg gegen den spanischen Rasenfachmann Feliciano Lopez (4:6, 6:2, 7:5, 6:4) machte Haas nach Anlauf-Schwierigkeiten einen überzeugenden Eindruck, und er konnte die Fortsetzung seiner Tour schon kurz danach kaum noch erwarten.

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Es wird die dritte Begegnung mit der Nummer eins des Männertennis in diesem Jahr nach seinem Sieg Ende März bei den Sony Open in Miami und der Niederlage im Viertelfinale der French Open vor knapp drei Wochen sein. Das Spiel in Paris hatte er zwar in drei Sätzen verloren, aber Djokovic hatte sich mächtig anstrengen müssen. Der sagt: „Haas ist fit, bewegt sich gut, hat einen starken Aufschlag, hat Variationen im Spiel und kann das Tempo wechseln. Für mich sieht er jedenfalls nicht aus wie ein 36 Jahre alter Mann.“

Mal abgesehen davon, dass er beim Alter ein Jahr daneben liegt, ist das ein ziemlich umfangreiches Lob, und Djokovic stimmt damit in die Elogen ein, die Haas in diesem Jahr überall hören kann. Und falls Haas mit ähnlichem Schwung wie in Miami auf dem ausgeruhten Rasen erscheint, dann werden die Halme später was zu erzählen haben.