Essen. Bei der Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04 sind der Vorstand und einige Mitglieder aneinandergeraten. Größtes Streitthema in diesem Jahr: die Zusammenarbeit mit dem Ticketdienstleister Viagogo. Die Nachwehen dieser Auseinandersetzung spürt man auch in unserem Kommentarbereich.
Über Fußballspiele und Vereinswechsel diskutieren unsere Kommentatoren bisweilen sehr leidenschaftlich, bei Jahreshauptversammlungen geht es gewöhnlich nicht so emotional zu. Die Anhänger des FC Schalke 04 haben uns in diesem Falle eines Besseren belehrt. Die Diskussion zur Berichterstattung kreist um zwei Kernthemen: Viagogo und der einhergehende Verlust der Ticketbörse, sowie die desolate Außenwirkung des FC Schalke.
„Abgeblitzt und vorgeführt“, genau mit diesen vernichtenden Worten fasst bochumer2 das Ergebnis der Jahreshauptversammlung zusammen. Der Nutzer schneekiller geht ein wenig mehr ins Detail. Mit beißender Ironie stellt er dem Vorstand und den anwesenden Mitgliedern ein schlechtes Zeugnis aus. Für ihn schwanke diese Vorstellung zwischen Emotion und Komödienstadel. Ein Knappe wisse eben immer, welche Außendarstellung man von ihm erwarte.
Ein Lehrstück in Sachen „Dialog auf Augenhöhe“
Für "nocheinstefan" war die Jahreshauptversammlung ein Lehrstück in Sachen „Dialog auf Augenhöhe“, wie er sarkastisch einwirft. In seinem Kommentar beschreibt er detailliert die Anstrengungen, die von den Mitgliedern unternommen werden mussten, um über den Vertrag mit dem neuen Ticketdienstleister abstimmen zu können: „Dass diese Abstimmung letztlich in Form eines "rechtsfolgenlosen" Meinungsbildes stattfinden konnte, war nur möglich, weil eine Gruppe engagierter Mitglieder unter Beachtung aller juristischen Kniffe nach Stunden einen Eilantrag einbringen konnte, der dann zunächst wieder abgeschmettert wurde, nach erneutem gut vorbereitetem Dialog (der durfte immerhin stattfinden) und 10-minütiger Beratung durch einen Haufen gut bezahlter Anwälte auf dem Podium, vom Veranstaltungsleiter mit den Worten: "Na gut, dann stimmen wir halt jetzt drüber ab" freigegeben wurde.“
„Das war nicht mein Schalke“
Auf der anderen Seite des Meinungsspektrums finden sich jene Nutzer, die das Verhalten ihrer Vereinskameraden vor allem für eine Peinlichkeit halten. „Einfach ekelhaft, wie sich gestern eine oppositionelle Fangruppe verhalten hat“, schreibt kastelorizo und stellt weiterhin fest: „Das war nicht mein Schalke.“ Besonders negativ sei ihm das rüde Verhalten einiger Mitglieder aufgefallen: „Hier wollte eine Gruppe ihr Süppchen kochen und hat alles auf ein kleines unerfreuliches Thema reduziert. Bei diesen Nostalgikern habe ich den Eindruck, lieber mit 1500 Fans in der 4. Liga spielen, aber dafür sind wir dann unter uns.“
tommytulpe01 nutzt seinen Kommentar, um Kritik an den Fans und der Vereinsführung zu üben: „Ich bin auch nicht für diesen Viagogo-Deal. Trotzdem sollten sich mal einige Leute hinterfragen, ob ihr Verhalten korrekt war. Das ständige auspfeifen einiger Mitglieder des Vorstandes und Aufsichtsrates war eigentlich nur noch peinlich. Aber auch Clemens Tönnies sollte mal versuchen seine Emotionen besser in den Griff zu bekommen. Das hätte wahrscheinlich deeskalierend gewirkt.“
Der „Viagogo-Deal" stößt vielen Nutzern sauer auf
Der eigentliche Stein des Anstoßes bei dieser Hauptversammlung ist der umstrittene Vertrag mit dem Ticketanbieter Viagogo. Mr.Bob fasst die Situation zusammen: „Ein großer Teil der Mitglieder spricht sich vehement gegen diesen Vertrag aus. All dies wird zwar zur Kenntnis genommen, der Vertrag wird aber trotzdem abgeschlossen. Auch wenn der Vorstand natürlich nicht bei einem Vertrag mit einem neuen Sponsor oder Spieler die Erlaubnis von uns Fans einholen muss, ist da schon eine gewisse Entfremdung zu spüren.“ Mit Verträgen wie diesem, so Mr.Bob, lege die Vereinsführung den Grundstein dafür, dass Verkäufer wie Viagogo irgendwann wirklich dick im Fußballgeschäft seien.
Der Verein spielt sie Fans gegeneinander aus
Viele Kommentatoren fühlen sich von der Vereinsführung gegängelt. Man nimmt es dem Vorstand besonders übel, dass mit Inkrafttreten des sogenannten „Viagogo-Deals“ die Ticketbörse aufgelöst wird. Hier hatten Fans ihre Tickets zum Kaufpreis an andere Fußballbegeisterte weitergeben können. Diese Möglichkeit soll es so nicht mehr geben. Für den Nutzer Ralle1001 ein skandalöser Vorgang: „Der Verein hatte zuvor eine fast beispielhafte und viel genutzte Ticketbörse, auf der Stehplatzkarten inklusive aller Kosen für 20 Euro zu haben waren. Die offizielle Ticketbörse heißt seit heute Viagogo. Und dort kostet die gleiche Karte, selbst wenn ich sie zum Normalpreis einstelle, plötzlich deutlich mehr. Wegen der Gebühren.“
Seiner Meinung nach hat dieses Vorgehen eine einzige Konsequenz: „Er [der Verein – Anmerkung der Redaktion] stachelt die Fans zur gegenseitigen Abzocke an. Jeder darf dort seine Karten zum doppelten Originalpreis anbieten. Sicher, nicht jede Karte wird zu diesem Tarif einen Käufer finden. Viele aber schon.“
Für Hanno2 steht fest, dass der FC Schalke 04 in Zukunft häufiger ohne ihn gewinnen muss. „Da ich nicht bereit bin, 70 Euro für einen Stehplatz zu zahlen, werden die Spiele bis auf Weiteres ohne mich stattfinden“, schreibt der Nutzer.