Nach seinem missglückten Einstand und der Testspiel-Klatsche gegen die Bayern steht Jens Keller beim Rückrunden-Start wie kaum ein anderer Trainer im Fokus. Bringt der ehemalige U-17-Coach den FC Schalke 04 nicht in die Spur zurück, steht auch Sportvorstand Horst Heldt unter Erklärungsdruck. Ein Kommentar.
Das Schöne am Fußball ist, dass es gar keiner Spiele bedarf, um sich darüber die Köpfe heiß zu reden. Winterpause? An den Stammtischen ist die Bundesliga ein Dauerthema geblieben. Und das, obwohl diesmal die Meisterschaftsfrage kaum Spielraum für Diskussionen lässt. Woran selbst Matthias Sammer nichts ändern kann, indem er unverdrossen mit grimmiger Miene versichert, beim FC Bayern würde vieles noch nicht stimmen.
Thon hat "ein bisschen Angst" um Schalke
Die „Probleme“ des Spitzenreiters würden andere gerne haben. Zum Beispiel der FC Schalke 04, der es schaffte, gleich beim ersten Sport1-Doppelpass des Jahres die meiste Sendezeit zu beanspruchen. Nachdem unter der Woche Urgestein Olaf Thon nach der 0:5-Testspielklatsche gegen Bayern verraten hatte, er habe „ein bisschen Angst“ um seinen Klub, legten andere nach.
Nun ließe sich mit einem Schuss Ironie relativieren, dass es um Königsblau so schlimm nicht bestellt sein kann, wenn sich Mario Basler und Peter Neururer wieder einmal als Haudrauf-Darsteller betätigen, der einzigen Rolle, in der sie noch gefragt sind. Aber wer Schalke lebt, wie der Vereinsslogan verheißt, dem ist das Lachen vergangen. Es bedarf keiner großen Fantasie, um sich vorzustellen, welche Debatten eine Heimpleite gegen (ausgerechnet!) Mirko Slomkas Hannoveraner zum Rückrundenstart lostreten würde.
Um zu analysieren, wie sich die Lage derart zuspitzen konnte, ist ein Blick zurück hilfreich. In der vergangenen Spielzeit hat die Mannschaft über ihre Verhältnisse gespielt und mit Platz drei das Optimum herausgeholt. Nicht zuletzt dank des Sturmduos Huntelaar/Raul (zusammen 44 Tore). Nach einem vielversprechenden Start in die aktuelle Saison standen Mahner endgültig auf verlorenem Posten. Welcher Verein hört nach spektakulären Siegen in Dortmund und beim FC Arsenal schon gerne, dass er beide Gegner zum bestmöglichen Zeitpunkt erwischt hatte?
Der Mann muss liefern
Dennoch: Die Qualität des Schalker Kaders mag nicht annähernd so hoch sein, wie uns viele glauben machen wollten – als Erklärung für den Absturz auf Platz sieben taugt dies allein nicht. Irgendetwas muss im Herbst passiert sein im Verhältnis zwischen Trainer und Team. Und die sportliche Führung, die obendrein eine schlechte Außendarstellung zu verantworten hat, muss sich vorwerfen lassen, nicht rechtzeitig bzw. nicht überzeugend gegengesteuert zu haben.
Das Positivste, was Horst Heldt nach der überraschenden Beförderung des U-17-Trainers Jens Keller zum Cheftrainer zu hören bekam, war: „Er wird sich etwas dabei gedacht haben“ (Thon). Was, das werden die Fans schneller in Erfahrung bringen wollen, als dem S04-Sportvorstand lieb sein kann. Keine Frage: Der Mann muss liefern.