Zürich. . Bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres triumphierte - mal wieder - Lionel Messi. Für den deutschen Fußball gab es trotz des guten Willens von Bundestrainer Joachim Löw nichts zu feiern. Die beste Elf der Welt besteht ausschließlich aus Spielern der spanischen Primera Division.
Franz Beckenbauer hatte es eilig, der Flieger nach Salzburg wartete schon. Immerhin blieb dem "Kaiser" noch Zeit genug, das schmachvolle Abschneiden Deutschlands bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres wegzulächeln. "Ja mei, das ist ja eine Abstimmung", sagte die deutsche Fußball-Ikone typisch gelassen: "Das ist dann halt so." Alles also halb so schlimm aus deutscher Sicht nach dem vierten Triumph von Lionel Messi.
Löw wählt Özil und Neuer auf die ersten Plätze
Wirklich Mut machte die Abstimmung unter Trainern, Spielern und Journalisten aber auch nicht. Anerkennung gab es für den deutschen Fußball nur vom anderen Ende der Welt: Auf Aruba und in Samoa und Madagaskar konnten Mesut Özil und Manuel Neuer Stimmen sammeln - da halfen auch der gute Wille und die nicht unbedingt objektive Wertung des Bundestrainers nichts.
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Joachim Löw setzte als einziger Wahlberechtigter die Nationalspieler Özil und Neuer (Bayern München) auf die Plätze eins und zwei. Für den einzigen deutschen Glanzmoment in Zürich sorgte so Beckenbauer, der aus den Händen von Joseph S. Blatter den Präsidenten-Preis erhielt.
Die elf Besten der Welt spielen in Spanien
Seit dem Triumph von Lothar Matthäus vor zwölf Jahren wurde kein Deutscher zum Besten der Welt gewählt, selbst in die Elf des Jahres 2012 schaffte es kein heimischer Profi. "In den ersten Reihen waren einige, die den Kopf geschüttelt haben", sagte Matthäus nach der festlichen Gala und beklagte die Dominanz der spanischen Primera Division: "Das kann ich nicht verstehen. Man sollte da ein bisschen umdenken." In Cristiano Ronaldo (Real Madrid) und Andres Iniesta (FC Barcelona) verdienen auch die weiteren Finalisten ihr Geld in Spanien - ebenso wie sämtliche Spieler der Weltauswahl. "Über den einen oder anderen kann man sich sicher streiten", sagte Günter Netzer.
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Dass es Özil und Neuer mit den Plätzen 14 und 19 in die Top-20 der Welt geschafft hatten, machte die Sache aber auch nicht besser. So gab unter anderem Baten Raymond, Kapitän der Nationalmannschaft Arubas, Özil seine Zweitstimme. Neuer wurde vom somalischen Spielführer Stefano Andrew als drittbester Fußballer vorgeschlagen. Halbwegs prominente Stimmen bekam Özil immerhin aus der Türkei.
Wird Götze der nächste Messi?
Netzer machte indes Hoffnung, dass die spanische Übermacht nicht allzu lange andauern werde und Deutschland nicht erst bis zum nächsten Ehrenpreis auf eine Hauptrolle bei der Wahl warten muss. "So groß sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Spielern nicht", sagte er: "Wir sind auf einem sehr guten Weg. Die Qualität verbessert sich stetig. Wir werden da irgendwann dabei sein." 44,6 Prozent der Bundesliga-Profis sehen laut einer Umfrage des kicker im Dortmunder Mario Götze am ehesten einen Anwärter auf den Weltfußballer-Thron.
KommentarBis dahin bleibt nur die Verneigung vor dem "Floh". Messi, der seine Wahl seinem kleinen Sohn Thiago widmete, ist nach seinem Jahr der Superlative beim FC Barcelona alleiniger Rekordhalter des prestigeträchtigen Titels - dem bescheidenen Stürmer mit dem Spitznamen "La Pulga" (der Floh) bedeutet die Auszeichnung jedoch selbst am wenigsten. "Natürlich ist das ein großer Titel", sagte er: "Aber für mich sind die Erfolge mit der Mannschaft wichtiger." Deshalb sei diese "Nacht noch besser - weil fünf von uns in die Mannschaft des Jahres gewählt wurden. Das ist wichtig für den Verein", sagte Messi. (sid)