Zürich. Argentiniens Superstar Lionel Messi hat als erster Spieler zum vierten Mal die Wahl zum Weltfußballer der Jahres gewonnen. Der schmächtige Stürmer vom FC Barcelona setzte sich gegen den Portugiesen Cristiano Ronaldo von Real Madrid und seinen Teamkollegen Andres Iniesta durch.

Der „Floh“ war wieder einmal der Größte: Der argentinische Superstar Lionel Messi hat als erster Spieler zum vierten Mal die Abstimmung zum Weltfußballer des Jahres gewonnen. Der schmächtige Stürmer mit dem Spitznamen „La Pulga“ (der Floh) wurde am Montag in Zürich vom Weltverband Fifa als bester Spieler des Jahres 2012 ausgezeichnet. Der 25-Jährige vom FC Barcelona ist nach dem vierten Triumph in Folge nun alleiniger Rekord-Titelträger vor Marco van Basten, Zinedine Zidane und Ronaldo.

Lionel Messi

Die Zahlen sprachen in diesem Jahr eine deutliche Sprache zu Gunsten des Edeltechnikers vom FC Barcelona. Der 25-Jährige erzielte 91 Tore im Kalenderjahr 2012 und knackte damit den 40 Jahre alten Rekord von Bomber Gerd Müller. Die Saison 2011/2012 beendete der Argentinier mit 70 Scorerpunkten in der Liga und 14 Champions-League-Toren.

Der übliche Verdächtige

Messi ist der Erste, dem der Titel des Weltfußballers zum vierten Mal verliehen wurde. Auf drei Titel kam auch Ronaldo, der Brasilianer schaffte das allerdings nicht in drei aufeinander folgenden Jahren wie Messi. Einziger Vorwurf, den sich "la Pulga" (der Floh) gefallen lassen muss: Außer dem spanischen Pokal gab es für Messi im vergangenen Jahr keinen Titelgewinn.

Cristiano Ronaldo

59 Scorerpunkte in der spanischen Liga und zehn Champions League-Treffer gelangen dem exzentrischen Portugiesen in der vergangenen Spielzeit. Dazu traf er dreimal bei der EM 2012. Allerdings gab es in allen Wettbewerben noch erfolgreichere Spieler - wie etwa Lionel Messi.

Der Kleinlaute

2008 war "CR7" zum letzten Mal Weltfußballer. Seitdem muss er jährlich zusehen, wie Lionel Messi den Ballon d'Or in Empfang nimmt. In diesem Jahr schien sich der 27-Jährige mit dieser Rolle bereits abgefunden zu haben. "Das Leben hört nicht auf, wenn ich nicht Weltfußballer werde", hatte Ronaldo gesagt. Einzig der spanische Meistertitel mit Real Madrid - vor Barcelona und Messi - sprach im Vorfeld für den eitlen Modellathleten.

Andres Iniesta

Nicht zuletzt wegen seiner genialen Pässe verteidigte Spanien seinen Europameister-Titel. In der Liga lief es mit dem FC Barcelona indes mäßig. Lediglich elf Assists und die Vizemeisterschaft durfte der 28-Jährige bejubeln. Immerhin gab es den Sieg der Copa del Rey zu feiern.

Europas Bester

Iniesta wurde zum besten Spieler der EM gewählt und später zu Europas Fußballer des Jahres - eine Überraschung, die bei der Weltfußballer-Wahl nicht erneut zu erwarten war.

Mesut Özil

Zusammen mit Manuel Neuer stand der Real-Stratege als einer von zwei Deutschen unter insgesamt 23 Spielern auf der Vorauswahl-Liste zur Wahl des Weltfußballers. Die EM-Finalteilnahme und 20 Torvorlagen in der spanischen Liga in der vergangenen Saison reichen jedoch nicht für einen der vorderen Plätze.

Manuel Neuer

Der Schlussmann des FC Bayern München spielte solide in den Vereinswettbewerben und bei der EURO. Sowohl im EM-Endspiel als auch im Champions League-Finale reichte es aber nicht zum Titel - und damit auch nicht in den Fokus der Stimmberechtigten.

Vicente del Bosque

Der spanische Nationaltrainer ließ dem Weltmeistertitel von 2010 in diesem Jahr den Sieg bei der EURO folgen. Die Vereinigung internationaler Fußball-Statistiker (IFFHS) wählte den 52-Jährigen bereits zum Welt-Nationatrainer des Jahres - zum dritten Mal binnen der letzten vier Jahre. Nun wurde er auch zum Welttrainer 2012 gewählt

Abby Wambach

Die US-Nationalspielerinnen Abby Wambach (rechts) und Alex Morgan (links) gehörten neben der Brasilianerin Marta zum Favoriten-Trio bei den Frauen. Beide hatten 2012 maßgeblichen Anteil am Olympiasieg der US-Girls. Wambach aber gewann am Ende die Wahl zur Weltfußballerin des Jahres.

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Die deutsche Fußball-Ikone Franz Beckenbauer erhielt für seine außerordentlichen Verdienste um den Fußball den Präsidenten-Preis aus den Händen von Joseph S. Blatter. Zur Weltfußballerin des Jahres wurde die US-amerikanische Olympiasiegerin Abby Wambach gewählt. Bei der Wahl zum Welttrainer des Jahres hatte der spanische National-Coach Vicente del Bosque die Nase vorn. Jürgen Klopp von Meister Borussia Dortmund wurde Sechster, Bundestrainer Joachim Löw belegte vor Bayern Münchens Jupp Heynckes den neunten Platz. Zur Frauen-Welttrainerin wurde die Schwedin Pia Sundhage für ihre Verdienste als US-Nationaltrainerin gekürt.

Messi „interessieren individuelle Titel nicht so sehr“

„Das ist einfach unglaublich, hier zum vierten Mal zu stehen“, sagte der sichtlich gerührte Messi, der sich mit 41,60 Prozent der Stimmen gegen den Portugiesen Cristiano Ronaldo (23,68) von Real Madrid und seinen Teamkollegen Andres Iniesta (10,91) durchsetzte: „Ich danke vor allem meinem Team - den Spielern und Trainern für die Unterstützung - und meiner Familie und den Fans.“ Die Abstimmung wurde weltweit unter Journalisten sowie den Spielführern und Trainern der Nationalmannschaften durchgeführt. Messi selbst war sich jedoch nicht „sicher, ob das wirklich das beste Jahr war“ und blieb gewohnt bescheiden. „Mich interessieren individuelle Titel nicht so sehr. Wichtiger ist das Team“, sagte er.

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„Er erzielt nicht einfach nur viele Tore, sondern viele großartige Tore. Und jedes ist schöner als das vorige“, sagte sein ehemaliger Trainer Josep Guardiola: „Es tut mir leid für diejenigen, die ihn entthronen wollen - das ist unmöglich.“

Beckenbauer bekommt Fifa Presidential Award

Beckenbauer war auf der Bühne sichtlich bewegt nach der Auszeichnung. „Ich bin natürlich sehr gerührt“, sagte Beckenbauer: „Ich habe in den letzten Jahrzehnten sehr viele Auszeichnungen bekommen, als Spieler, als Trainer oder als OK-Chef, aber den Fifa Presidential Award zu bekommen, das gibt es nur einmal. Deshalb möchte ich dem Präsidenten danken, dass er an mich gedacht hat.“

Aktive deutsche Profis spielten bei dem Festakt in der Schweiz keine Rolle. Als bester Deutscher belegte Mesut Özil (Real Madrid) mit 0,41 Prozent der Stimmen Rang 14, Torhüter Manuel Neuer (Bayern München/0,21) belegte Rang 19. Damit bleibt Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus der einzige deutsche Weltfußballer (1990 inoffiziell, 1991) des Jahres.

Messi hatte mit 91 Toren im Kalenderjahr 2012 den 40 Jahre alten Torrekord von Gerd Müller (85 Tore) gebrochen. In Spanien gewann Messi mit Barcelona zwar „nur“ den Landespokal - dafür verewigte sich der Argentinier bereits im März als erfolgreichster Torschütze in der Geschichte der Katalanen. In der Champions-League-Partie gegen Bayer Leverkusen (7:1) erzielte er zudem als erster Spieler überhaupt fünf Tore in einem Spiel der Königsklasse.

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Wambach ist Weltfußballerin des Jahres 2012

Ähnlich wie Messi bestimmte Wambach das Spiel ihrer Nationalmannschaft. Die Stürmerin ist nach Mia Hamm (2001 und 2002) die zweite US-Amerikanerin, die mit dem prestigeträchtigen Titel ausgezeichnet wird. Der Dank galt am Montag vor allem ihrer Familie. 'Meine Mutter hat mich im ganzen Land herum gefahren. Ich habe meinen eigenen Weg einschlagen dürfen“, sagte Wambach, die mit 20,67 Prozent der Stimmen vor der Brasilianerin Marta (13,50) und ihrer US-Kollegin Alex Morgan (10,87) triumphierte: „Meine Familie war alles für mich und hat mich hierhin gebracht.“ Die 1,83 Meter große Wambach, die auch beim Olympiasieg 2004 in Athen auf dem Platz stand, debütierte 2002 im Team der USA und erreichte seitdem in 198 Länderspielen mit 152 Treffern die beste Torquote der Geschichte.

Del Bosque setzte sich recht deutlich mit 34,51 Prozent der Stimmen vor Jose Mourinho (Real Madrid/20,49) und dem früheren Barcelona-Coach Josep Guardiola (12,91). Neben den Auszeichnungen für die Spieler und Trainer vergab die Fifa weitere Preise. In die Mannschaft des Jahres wurde - wie schon in den vergangenen beiden Jahren - kein deutscher Spieler berufen. Die Auszeichnung für das schönste Tor des vergangenen Jahres ging an den an den Slowaken Miroslav Stoch. Den Fairplay-Preis erhielt der usbekische Fußballverband. (sid)