Manchester. Eine weitere Niederlage würde Arthur Abrahams Box-Karriere schaden. Für Weltmeister Robert Stieglitz geht es dagegen um Ruhm. Dem Sieger winkt ein Kampf gegen Felix Sturm.

Arthur Abraham kämpft um seine Karriere, Weltmeister Robert Stieglitz vor allem um Ruhm und Ehre: Wenn es am Samstagabend (22.45 Uhr/ARD) in der Berliner Arena am Ostbahnhof zum mit Spannung erwarteten Duell um die Box-Krone im Supermittelgewicht kommt, richtig sich das Hauptaugenmerk nicht auf den Titelverteidiger.

Denn die Karriere von Abraham verträgt keine weitere Niederlage. 'König Arthur' war einst ganz oben, fiel tief, und will gegen WBO-Champion Stieglitz nun zurück auf den Thron - anderenfalls dürfte Abraham in einer Sackgasse angekommen sein. Das Duell stellten er und sein Management selbst unter das Motto "Die letzte Chance!". Dem Ex-Weltmeister im Mittelgewicht bleibt möglicherweise nur noch dieser Kampf, um seiner Laufbahn noch einmal eine Wende zu geben.

Deshalb wirkte Abraham vor dem deutschen Duell gegen Stieglitz auch angespannter als sonst. Forsche K.o.-Versprechungen gab es vom schlaggewaltigen Berliner nicht. "Wichtig ist, dass ich ihn vom Anfang bis zum Schluss im Griff habe. Dass ich ihn richtig treffe und nach Punkten vorne liege", sagte Abraham dem SID: "Wenn die Möglichkeit zum K.o. kommt, dann schlag ich ihn natürlich auch gerne K.o."

Die großen Töne überließ der 32-Jährige lieber seinem Manager Kalle Sauerland: "Es ist Krieg angesagt. Für Arthur geht es jetzt um alles." Beim Wiegen am Freitag gab es jedenfalls keinen Vorteil für einen der beiden Boxer. Beide brachten genau 76,1 kg auf die Waage.

Duell schürt Emotionen

Es knistert. Das Duell in der Hauptstadt schürt Emotionen. Doch während Abraham um die Fortsetzung seiner Karriere bangen muss, ist das Duell für Stieglitz die große Chance, seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. "Ich fühle mich entspannt, fit und körperlich so gut wie noch nie", sagte der 31 Jahre alten Magdeburger vor seiner siebten Titelverteidigung.

Am Samstag geht es zwischen Robert Stieglitz (links) und Arthur Abraham um die WM-Krone im Supermittelgewicht.
Am Samstag geht es zwischen Robert Stieglitz (links) und Arthur Abraham um die WM-Krone im Supermittelgewicht. © imago

Stieglitz verlebte die letzten Tage ganz gelassen. Er angelte an seinem Lieblingsplatz an der Elbe bei Magdeburg, fing dabei eine Brasse, die aber "nicht in den Ernährungsplan passte". Stieglitz, in Russland geboren, lebte in seinem Gartenhaus und reiste erst am Freitag nach Berlin. Den Trubel versucht er auszublenden.

"Robert ist bescheiden und ein häuslicher Typ. Er braucht die Ruhe, um optimal fokussiert zu sein", sagte Ulf Steinforth. Sein Manager schickte gleichzeitig noch eine Spitze in das gegnerische Lager: "Alle werden in die Trickkiste greifen. Aber unsere Kiste ist größer."

Im Ferrari mit 230 Sachen über die Stadtautobahn

Abraham konterte trocken, er wolle im Ring zeigen, was er kann. Endlich einmal wieder. Denn mit seinem Wechsel ins Supermittelgewicht 2009 kam der Absturz des ehemals gefürchteten Boxers. Drei desaströse Niederlagen im Super-Six-Turnier sorgten für Zweifel an der Leistungsstärke des gebürtigen Armeniers. Abraham gab vor allem außerhalb des Boxrings Gas: Seinen Ferrari stoppte die Polizei mit 230 Sachen auf der Berliner Stadtautobahn.

Vorbei die Zeiten, als Abraham von allen gefürchtet wurde und als gnadenlos galt. 2006 hatte er im "Blutkampf von Wetzlar" mit doppelt gebrochenem Unterkiefer seinen IBF-Weltmeistertitel im Mittelgewicht gegen den Kolumbianer Edison Miranda erfolgreich verteidigt. Bis 2009 blieb er in dieser Gewichtsklasse ungeschlagen.

Wettbüros favorisieren Abraham

Die Prognosen über den Kampfausgang am Samstag gehen weit auseinander. Viele Experten sehen Robert Stieglitz im Vorteil. Er besteche durch seine Physis, Beweglichkeit und Technik. Der Wahl-Berliner Abraham sei dagegen eher der klassische Schläger. Immerhin die Wettbüros favorisieren Abraham deutlich.

Egal wie der Kampf ausgeht, der Sieger darf sich schon für das nächste Duell rüsten. WBA-Weltmeister Felix Sturm kündigte an, gegen den Gewinner boxen zu wollen. Dafür würde der 33 Jahre alte Mittelgewichtler sogar eine Gewichtsklasse aufsteigen. Die Aussage überrascht, da in den Jahren zuvor ein Kampf gegen Abraham trotz Offerten niemals zustande gekommen war. (sid)