Cincinnati. Angelique Kerber kämpfte, aber verlor. Beim Turnier in Cincinnati musste sich die Kielerin der Chinesin Li Na geschlagen geben. Dennoch zählt Kerber bei den anstehenden US Open zu den Topfavoritinnen. In der am Montag veröffentlichten Tennis-Weltrangliste verbesserte sich sich um eine Position auf Platz sechs.
Im Vergnügungspark Kings Island hatte Angelique Kerber ihr Lachen schnell wiedergefunden. Nur zwei Stunden nach der Finalniederlage beim WTA-Turnier von Cincinnati/Ohio gegen die Chinesin Li Na (6:1, 3:6, 1:6) ging die deutsche Nummer eins mit ihrem Trainer Torben Beltz durch den größten Spaßbezirk im mittleren Westen der USA und hatte bei der Fahrt im Drop Tower sichtlich Spaß.
Der abendliche Ausflug zu furchterregenden Achterbahnen und rasanten Wasserrutschen war vor den anstehenden US Open in New York (27. August bis 9. September) vielleicht so etwas wie eine Mutprobe light. "Es gibt eine Wette mit meinem Coach. Wenn ich ein Grand-Slam-Turnier gewinne, machen wir zusammen Fallschirmspringen oder Paragliding", sagte die Weltranglistensechste Kerber. Einziges Problem dabei: "Eigentlich habe ich Höhenangst."
Kerber auf dem Weg in die Top 4
Da kam Kings Island zum Üben gerade recht. Denn ungeachtet der Endspiel-Niederlage beim mit knapp 2,2 Millionen Dollar dotierten Premier-Turnier fliegt die 24-Jährige aus Kiel, die in dieser Woche noch in Dallas spielen will, als eine der heißesten Titelanwärterinnen in den Big Apple. "Angie hat bewiesen, dass sie jede schlagen kann. Trotzdem darf sie sich jetzt nicht zu sehr unter Druck setzen", mahnte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner, die Kerber in punkto Rangliste noch viel zutraut: "Wenn sie so weiterspielt, steht sie am Jahresende unter den besten Vier."
Die Vorfreude Kerbers auf das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres konnte einzig Li Na ein wenig trüben. Nach einem grandiosen ersten Satz lag die Deutsche im zweiten Durchgang bereits mit 3:1 und einem Break in Front, ehe die French-Open-Siegerin von 2011 neun Spiele in Folge gewann. "Angelique hat im ersten Satz unglaublich gespielt und keine Fehler gemacht. Dann habe ich mein Spiel umgestellt", erklärte Li Na, die den Tipp ihres neuen Trainers Carlos Rodriguez beherzigte und Kerber mit Topspinschlägen den Zahn zog.
Vom Karriereende in den Favoritenkreis
Die Kielerin fand kein Mittel dagegen, wirkte nach ihren furiosen Erfolgen gegen Petra Kvitova (Tschechien) im Halbfinale und Serena Williams (USA) im Viertelfinale auch ein wenig müde. "Li Na wurde immer stärker und war einfach die bessere Spielerin. Ich habe bis zum Ende alles versucht", meinte Kerber. Allerdings gelangen ihr nur elf direkte Gewinnschläge. Die Chinesin verbuchte dreimal so viele Winner, brauchte aber 21 Chancen für sechs Breaks.
Trotzdem überwog bei der Abreise die Zufriedenheit bei Kerber, die vor exakt einem Jahr nur die Nummer 107 im Ranking war und mit dem Karriereende liebäugelte. "Ich nehme viele positive Dinge mit. Ich weiß, dass ich momentan gut spiele und die Spielerinnen vor mir schlagen kann", sagte die Wimbledon-Halbfinalistin, die sich auch aus einem anderen Grund freute.
Mit Platz sechs in der Weltrangliste erreichte Kerber ihre bislang beste Platzierung, die am Ende der Saison zur Teilnahme an der WTA-Weltmeisterschaft der besten acht Spielerinnen der Saison in Istanbul berechtigen würde.
Bevor Kerber den Centre Court betrat, hatte der Schweizer Roger Federer seinen Verfolger Novak Djokovic (Serbien) im Traumfinale von Cincinnati mit 6:0, 7:6 (9:7) bezwungen. Quasi als Ouvertüre für das Frauenfinale. "Ich war happy, denn ich bin ein Fan von Roger und drücke ihm immer die Daumen", meinte Kerber. (sid)