London. Angelique Kerber zeigte gegen Victoria Asarenka eine kämpferisch starke Leistung, war gegen das druckvolle Spiel der Nummer eins der Welt am Ende aber chancenlos. Nach dem 4:6 und 5:7 muss sie ihre Medaillenträume begraben.

Sie lag schon nach zehn Minuten deprimierend mit 0:3 zurück. Und eine ihrer geliebten und gefürchteten Aufholjagden konnte Angelique Kerber dann auch nicht mehr auf den Centre Court von Wimbledon zaubern - an ihrem leider schon letzten Olympia-Tag: "Die Enttäuschung ist doch groß. Ich wäre gern noch ein bisschen hier geblieben", sagte die 24-jährige Kielerin am Donnerstag nach dem bitteren 4:6, 5:7-Viertelfinal-Knockout gegen die Weltranglisten-Erste Victoria Asarenka. Knapp verpasste die Spitzenspielerin des Deutschen Tennis Bundes damit die Chance, als erste Deutsche seit Steffi Graf 1992 in Barcelona wieder um eine Medaille kämpfen zu können. Kerbers großes Idol hatte vor 20 Jahren das Endspiel gegen die Amerikanerin Jennifer Capriati verloren, aber Silber gewonnen.

Letzte deutsche Tennis-Hoffnung im Mixed

"Angie hat sich hier trotzdem großartig verkauft", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner, die auf der Ehrentribüne mitfieberte. "Sie hat ihre Zukunft im Tennis noch vor sich. Eine große Zukunft." Nach Kerbers traurigem Abschied ruhten die letzten deutschen Hoffnungen auf dem Mixed-Doppel Sabine Lisicki/Christopher Kas, das am Donnerstag gegen das mitfavorisierte US-Duo Liezel Huber/Bob Bryan antreten musste.

Im Schlaghagel der fünfmaligen Wimbledon-Königin Venus Williams hatte Kerber am Achtelfinal-Mittwoch noch eiserne Beharrungskräfte gezeigt und alle "Big Points" in dem verrückten Tiebreak-Krimi gewonnen. Doch gegen die wuchtige Asarenka, die auch in diesem spannungsgeladenen Duell jeden ihrer Schläge mit sirenenartigen Lauten untermalte, fehlte der deutschen Frontfrau in den entscheidenden Situationen diese zupackende Attitüde, die Schlagpräzision - und manchmal auch nur das nötige Glück.

Asarenka mit besseren Nerven

Beim 4:5-Rückstand im Auftaktdurchgang war das klassisch zu beobachten: Kerber führte 40:15, hatte zwei Ausgleichschancen zum 5:5. Doch in den nächsten aufwühlenden Ballwechseln, die das Centre-Court-Publikum von den Sitzen rissen, punktete dann nur Asarenka bis zum Break und zur Satzführung. Von diesem Malheur erholte sich die 24-jährige Deutsche nicht mehr, die vor vier Wochen auch im Wimbledon-Halbfinale gescheitert war. Schnell kassierte Kerber wieder einen 0:2- und 1:3-Rückstand gegen die Weißrussin, schaffte zwar zwei Mal ein Rebreak, aber auf der Zielgeraden hatte wieder Asarenka die besseren Nerven. Selbst zwei Netzroller Kerbers bei Matchbällen steckte die Weltranglisten-Erste mühelos weg und verwandelte den vierten Siegpunkt nach 105 Minuten.

Andy Murray, der Tennis-Hoffnungsträger des Vereinigten Königreichs, kann nach seinem 6:4, 6:1-Sieg über den Spanier Nicolas Almagro auf Gold, Silber oder Bronze spekulieren. Der Schotte, der das Wimbledon-Endspiel gegen Roger Federer verloren hatte, trifft im Halbfinale nun auf den Sieger der Partie zwischen Novak Djokovic (Serbien) und Jo-Wilfried Tsonga (Frankreich). (dapd)