Hamburg. Der große Traum vom Heimsieg ist für Tommy Haas geplatzt. Im Finale des Tennisturniers am Hamburger Rothenbaum unterlag er dem Argentinier Juan Monaco glatt in zwei Sätzen - dennoch war es insgesamt ein erfolgreiches Turnier für den 34-jährigen Routinier.
Tommy Haas versuchte alles, um sich den ganz großen Traum vom Triumph in seiner Heimatstadt zu erfüllen. Er kämpfte, rannte, biss, wühlte, motzte und zauberte - mit all seinen Emotionen kämpfte er darum, der Partie noch eine andere Richtung zu geben. Aber am Ende musste sich der Publikumsliebling und Lokalmatador dem Argentinier Juan Monaco doch geschlagen geben - und der Traum platzte. 5:7, 4:6 lautete das bittere Ergebnis im Finale am Hamburger Rothenbaum nach exakt zwei spektakulären Stunden aus Sicht des 34 Jahre alten Tennis-Routiniers.
Zum Abschluss einer erstaunlichen Woche mit Tennis auf ganz hohem Niveau konnte Haas, der nur einen Aufschlag vom Centre Court entfernt aufwuchs und dort früher als Kind die Stars beobachte, vor rund 7000 Zuschauern lediglich phasenweise an seine zuvor gezeigten Galavorstellungen anknüpfen. In seinem „Wohnzimmer“ begann er zunächst dominant und machte deutlich, dass er diesen Sieg unbedingt wollte. Doch mit zunehmender Spieldauer verlor er trotz großen Kampfes die Kontrolle über das Spiel. Im ersten wie auch im zweiten Satz war er mit einem Break vorne, leistete sich danach aber zu viele zu leichte Fehler. Letztlich hatte Haas unter den Augen seiner Verlobten Sara Monacos aggressivem und variablem Grundlinientennis in den entscheidenden Momenten nichts mehr entgegenzusetzen.
Nicht mehr so schnell auf den Beinen
Der Südamerikaner, immerhin die Nummer 14 der Welt, bewahrte im Hexenkessel von Hamburg die Ruhe. „Pico“, wie ihn seine Fans rufen, lauerte geduldig auf seine Chance, stellte Haas immer wieder vor knifflige Aufgaben und nutzte geschickt aus, dass die ehemalige Nummer zwei der Welt nicht mehr so schnell auf den Beinen ist.
Trotzdem hielt Haas, der im Halbfinale am Samstag den an Nummer vier gesetzten Kroaten Marin Cilic mit 7:6 (9:7), 6:0 düpiert hatte, die Partie lange offen und begeisterte seine Fans zum Teil mit Zauberbällen - doch dem Wahlamerikaner fehlte zum Ausklang einer anstrengenden Woche wohl auch ein bisschen die Kraft, um sich gegen das Hochgeschwindigkeits-Tennis seines Konrahenten effektiver zur Wehr setzen zu können. Im fünften Duell mit Monaco war es für Haas bereits die vierte Niederlage.
Damit bleibt Michael Stich weiter der bisher letzte deutsche Tennisprofi, der in Hamburg gewinnen konnte. Der heutige Turnierdirektor holte sich 1993 den Sieg bei der Traditionsveranstaltung.
Hass wohl wieder unter den Top 40 der Welt
Trotzdem kann Haas, der in der zweiten Runde Titelverteidiger Gilles Simon aus Frankreich aus dem Turnier warf, mit seiner Leistung in Hamburg zufrieden sein. Im Spätherbst seiner Karriere und nach zahlreichen Verletzungen erreichte er noch einmal Top-Niveau. Der Vater von Töchterchen Valentina (20 Monate), der zuletzt das Rasenturnier in Halle gewonnen hatte und sich durch den Finaleinzug in seiner Heimatstadt wohl wieder unter die Top 40 der Weltrangliste verbessern wird, machte bereits vor dem Endspiel Finale deutlich, welch hohen Stellenwert er diesem Erfolg beimisst. Überhaupt das Finale erreicht zu haben, sei einer der „emotionalsten Momente“ seiner Karriere gewesen.
Zu gern hätte Haas seine grandiose Form auch bei den Olympischen Spielen in London unter Beweis gestellt. Doch der wohl beste deutsche Profi in den vergangenen Wochen war vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) nicht nominiert worden - obwohl er im Finale von Halle immerhin den Weltranglistenersten Roger Federer bezwungen hatte. Haas sprach von einer „top-peinlichen“ Entscheidung, von einer „Schande“. DOSB-Chef Thomas Bach erklärte gelassen, Haas hätte die Nominierungskriterien bis zum Stichtag am 11. Juni nicht erfüllt. Erst danach gewann Haas das Turnier in Halle. Der DOSB hätte eine Ausnahme machen können, tat dies aber nicht. Und seitdem spielt Haas mit ordentlich Wut im Bauch sehr erfolgreich. Auch wenn es am Ende nicht zur Erfüllung des ganz großen Traumes gereicht hat. (sid)