Annonay. . Der Brite David Millar gewinnt den Schlussspurt der fünfköpfigen Ausreißergruppe. Auf der letzten Alpenetappe gibt es einen Waffenstillstand der Favoriten. Bradley Wiggins verteidigt seinen Vorsprung im Gesamtklassement.
Die Favoriten um Spitzenreiter Bradley Wiggins gönnten sich beim Abschied aus den Alpen eine Verschnaufpause, stattdessen fuhr der Brite David Millar am Freitag, den 13. ins Glück. Der frühere WM-Zweite im Einzelzeitfahren siegte auf der zwölften Etappe der 99. Tour de France nach 226 Kilometern von Saint-Jean-de-Maurienne nach Annonay Davezieux im Finish einer fünfköpfigen Ausreißergruppe vor dem Franzosen Jean-Christophe Peraud und dem Spanier Egoi Martinez.
Im Kampf um das Gelbe Trikot gab es dagegen auf der dritten und letzten Alpenetappe einen Waffenstillstand der Favoriten, die allesamt gut acht Minuten zurück das Ziel erreichten. So liegt der britische Bahn-Olympiasieger Wiggins im Gesamtklassement weiter 2:05 Minuten vor seinem Landsmann und Sky-Teamkollegen Christopher Froome. Dritter ist 2:23 Minuten zurück der Italiener Vincenzo Nibali, gefolgt vom australischen Vorjahressieger Cadel Evans (3:19).
Die Entscheidung um den Tagessieg fiel zwischen Millar und Peraud, die sich aus der fünfköpfigen Gruppe kurz vor dem Ziel gelöst hatten. Auf der Zielgerade hatte aber Millar, der seinen vierten Tour-Etappensieg nach 2000, 2002 und 2003 einfuhr, das größere Stehvermögen. "Ich bin außerordentlich zufrieden. So eine Etappe zu gewinnen ist etwas anderes wie etwa ein Zeitfahren oder ein Prolog", sagte Millar und setzte die Serie britischer Erfolge bei der diesjährigen Tour fort: "Unser olympisches Team hat hier richtig zugeschlagen. Das ist vielleicht ein gutes Omen für die Spiele in London."
Burghardt und Grabsch in der Ausreißergruppe
Der Col du Grand Cucheron und der Col du Granier, zwei Berge der ersten Kategorie, warteten auf dem Weg in die Weinregion Ardeche noch auf die 166 verbliebenen Fahrern. Da die Anstrengungen aber bereits auf den ersten 80 Kilometer zu bewältigen waren, hatten für die Spitzenfahrer Attacken keinen Sinn mehr.
Wohl aber für die Ausreißer: Kurz nach dem Start bildete sich zunächst eine 19-köpfige Ausreißergruppe, der auch Marcus Burghardt (Zschopau) und Bert Grabsch (Wittenberg) angehörten. Nach dem zweiten Anstieg des Tages war davon aber nur noch ein Quintett übrig geblieben, das gut harmonierte und den Vorsprung zwischenzeitlich auf über zwölf Minuten anwachsen ließ.
Peloton verkleinert sich weiter
Für den Franzosen David Moncoutie und den Niederländer Tom Veelers endete dagegen die Rundfahrt auf der längsten Tour-Etappe am Freitag. Moncoutie gab nach einem Sturz mit Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch auf. Veelers musste indes den Anstrengungen des Vortags Tribut zollen.
Bereits nach der elften Etappe hatte sich das Feld um acht Fahrer dezimiert. Dazu gehörte auch der italienische Altmeister Alessandro Petacchi, der auf der Abfahrt des Col de la Croix de Fer gestürzt war und sich dabei womöglich einen Rippenbruch zugezogen hat. Petacchi war daraufhin außerhalb der Karenzzeit geblieben. Neben dem Italiener verzichtete auch der niederländische Rabobank-Kapitän Robert Gesink, der im Gesamtklassement weit zurücklag, auf einen Start und will sich stattdessen auf die Spanien-Rundfahrt im August konzentrieren.
Am Samstag dürften am französischen Nationalfeiertag wieder die Sprinter zum Zug kommen. Auf den 217 Kilometern von Saint-Paul-Trois-Chateaux nach Cap d'Agde an der Mittelmeerküste geht es fast ausschließlich über flaches Terrain. Als einzige Schwierigkeit wartet der Mont Saint-Clair, ein Berg der dritten Kategorie, gut 23 Kilometer vor dem Ziel. (dapd)