Essen. Wer den Hintergrund nicht kennt, dem muss angst und bange werden. „Sorgen um Schweini“ ist nur eine von vielen Schlagzeilen, die kein gutes Licht auf diverse Medien und die von ihnen zitierten sorgenvollen Experten werfen. Ein Kommentar
Bastian Schweinsteiger und seine Freundin Sarah sind in diesen Tagen auf Fotos von der griechischen Insel Mykonos zu sehen, die sich von Bildern anderer Urlauber nicht unterscheiden. Dem Nationalspieler, der nicht gerade seine glücklichste Zeit als Fußballer hinter sich hat, ist zu wünschen, dass er wirklich Abstand gewinnt und erholt nach Hause kommt.
Eine der Voraussetzungen dafür ist, dass dem 27-Jährigen keine Berichte zugespielt werden, in denen sich andere Leute ihren Kopf darüber zerbrechen, was in seinem gerade vorgeht. „Sorge um Schweinsteiger“ ist eine bezeichnende Schlagzeile, die den Fans das Schlimmste suggeriert und – die Quote im Hinterkopf – echtes Interesse am Wohlergehen des Menschen Schweinsteiger vorgibt.
Unrühmliche Ferndiagnose
Zum Erfüllungsgehilfen sensationslüsterner Medien macht sich auch wieder Prof. Florian Holsboer vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, der schon als behandelnder Arzt von Sebastian Deisler eine unrühmliche öffentliche Rolle gespielt hatte, indem er etwa seinen Patienten voreilig als „total geheilt“ bezeichnet hatte. Diesmal lässt er Bastian Schweinsteiger per Ferndiagnose wissen, dass „die Narbe im Kopf bleibt – das kann man nicht mal eben mit drei Wochen Urlaub wegpacken“.
Während der Debatte um den Euro sind „Expertenmeinungen“ von Bundestagspräsident Norbert Lammert treffend als „das am wenigsten taugliche Mittel“ in der Krise bewertet worden. Im Fall Schweinsteiger hat der Experte Holsboer dem staunenden Publikum gerade erklärt: „Ich glaube, es gibt Fußballer, die ihr Leben lang über einen verschossenen Elfmeter nicht hinwegkommen. Wohingegen andere sagen: Pech gehabt, weiter geht`s.“ Darauf muss man erst mal kommen.
Ärzte sollten sich ein Schweigegebot auferlegen
Ärzte unterliegen – wie Anwälte – in der Ausübung ihres Berufes der Schweigepflicht. Besser wäre es, sie würden sich auch ein Schweigegebot auferlegen, wenn es nicht um ihre Patienten, sondern um Personen von öffentlichem Interesse geht.