Besancon. Bradley Wiggins weist iim Einzelzeitfahren nach Besancon seine Konkurrenz in die Schranken. Damit baut der Brite seinen Vorsprung in der Gesamtwertung der Tour de France weiter aus. Tony Martin muss nach einem Plattfuß den Traum vom Etappensieg begraben.
Tony Martin klebt das Pech bei der 99. Tour de France weiter am Hinterrad, Bradley Wiggins fährt dagegen scheinbar unaufhaltsam dem ersten englischen Toursieg entgegen. Wie schon beim Prolog in Lüttich ließ auch im ersten großen Zeitfahren ein Plattfuß den Traum des deutschen Weltmeisters von einem Etappensieg frühzeitig platzen. Martin musste sich in 53:40 Minuten mit dem zwölften Platz begnügen, stattdessen holte sich Wiggins auf dem neunten Teilstück über 41,5 Kilometern von Arc-et-Senans nach Besancon im Kampf gegen die Uhr in überlegener Manier den Tagessieg. Der Bahn-Olympiasieger verwies in 51:24 Minuten seinen Sky-Teamkollegen Christopher Froome (0:35 Minuten zurück) und den viermaligen Weltmeister Fabian Cancellara (0:57) auf die Plätze zwei und drei. Vorjahressieger Cadel Evans, seinem wohl größten Rivalen im Kampf um den Toursieg, knöpfte Wiggins gar 1:43 Minuten ab.
"Wir hatten schon zwei harte Tage hinter uns, aber Zeitfahren ist meine Disziplin. Der Etappensieg ist für mich nur ein Bonus, den ich gerne mitnehme. Für mich geht es aber um das Gesamtklassement", sagte Wiggins, der vor den ersten Alpenetappen in der Gesamtwertung nun komfortable 1:53 Minuten vor dem zweitplatzierten Evans liegt. Dritter ist 2:07 Minuten zurück Wiggins' Landsmann Froome.
Martins "Tour der Leiden" geht weiter
An derartige Platzierungen ist bei Martin derzeit nicht zu denken, auch weil er weiter der große Pechvogel ist. Denn nach einer einwöchigen "Tour der Leiden" blieb ihm wieder die Belohnung versagt. Nach seinem Platten im Prolog hatte der 27-Jährige auf der ersten Etappe einen Kahnbeinbruch erlitten, sich aber trotzdem bis zum Zeitfahren durchgekämpft. Schließlich sollte es die große Generalprobe vor dem olympischen Zeitfahren am 1. August sein. Doch bereits nach fünf Kilometer gab es für Martin die nächste Enttäuschung, als sein Hinterreifen platzte.
"Ich bin super enttäuscht. Ich frage mich, warum ich so viel Pech habe, immer wieder und wieder", sagte Martin nach seinem Malheur, das ihn viel Zeit gekostet hat: "Der Reifen ist wirklich explodiert, das Hinterrad ist ins Schlingern geraten. Zum Glück war es fast auf der Gerade, sodass ich es abfangen konnte. Aber es bringt einen massiv aus dem Rhythmus und der Zeitverlust ist natürlich auch enorm. Von daher war der Rest des Rennens ein harter Kampf für mich, mich da zu motivieren."
Martins Entscheidung über Ausstieg noch nicht gefallen
Trotzdem zeigte Martin trotz aller Rückschläge eine gute Leistung. Bereits um 11:57 Uhr war der gebürtige Cottbuser auf die Strecke gegangen und hatte fortan stundenlang die Bestzeit gehalten. Erst der viermalige Weltmeister Cancellara toppte die Zeit fast drei Stunden später. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich habe das getan, was ich tun musste", sagte Cancellara. Für den Sieg sollte es aber nicht reichen, auch weil die Zeiten zum Ende hin schneller wurden.
Gut möglich, dass das Zeitfahren auch gleichzeitig die Abschiedsvorstellung von Martin bei der Tour war. "Bis jetzt war ich auf das Zeitfahren fokussiert. Ich werde sicherlich den Ruhetag noch mit der Mannschaft verbringen. Dann werden wir mit dem Arzt entscheiden, ob und wie es weitergeht. Aber im jetzigen Zustand bin ich keine Hilfe für die Mannschaft. In der jetzigen Situation ist es vielleicht schon besser, für Olympia auszusteigen", ergänzte Martin.
Klöden als bester Deutscher auf Platz zehn
Ein starkes Zeitfahren lieferten auch Andreas Klöden und Altmeister Jens Voigt ab. Klöden fuhr in 53:33 Minuten auf Platz zehn, weitere 35 Sekunden dahinter landete auf Rang 16. Deutlich langsamer ließ es dagegen der deutsche Topsprinter Andre Greipel (59:50) angehen, der nach seinen Sturzverletzungen auf der sechsten Etappe den Ruhetag am Dienstag gut gebrauchen kann. Womöglich muss der Gewinner der vierten und fünften Etappe nach dem Ende der Saison noch an der Schulter operiert werden. "Ich sollte in zwei, drei Tagen schmerzfrei sein, aber ich habe noch Spiel in der Schulter. Das sollte nicht sein. Ich bin schon dreimal an der Schulter operiert worden und werde womöglich um eine weitere OP nicht herumkommen", sagte Greipel. Der WM-Dritte war auf der sechsten Etappe zweimal gestürzt und hatte sich dabei die Schulter kurzzeitig ausgerenkt.
Am Mittwoch wird die Frankreich-Rundfahrt mit der ersten Alpenetappe über 194,5 Kilometer von Macon nach Bellegard-sur-Valserine fortgesetzt wird. Dabei sind auf dem zehnten Teilstück drei Bergwertungen zu bewältigen, darunter auch der 1501 Meter hohe Col du Grand Colombier - ein Berg der höchsten Kategorie. (dapd)