Lüttich. Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin muss seinen Traum vom Gelben Trikot bei der Tour de France vorerst begraben. Wegen eines Plattfußes landete der deutsche Radprofi am Samstag beim Auftakt-Prolog nur auf Rang 45. Sein größter Rivale Fabian Cancellara siegte in 7:13 Minuten.

Als Tony Martin kurz nach dem Messpunkt für die erste Zwischenzeit den Arm in die Höhe reckte, war klar, dass sich der Mann im Regenbogen-Trikot des Zeitfahr-Weltmeisters seinen Traum vom Prolog-Sieg nicht erfüllen konnte. Ein Platten an seinem High-Tech-Rad machte alle Hoffnungen zunichte, dass er beim Start der 99. Tour de France in Lüttich als 14. Deutscher in der Geschichte des schwersten Etappenrennens der Welt in das Gelbe Trikot schlüpfen konnte. Und statt auf dem ersten Platz landete Martin auf dem 6,4 Kilometer langen Stadtkurs mit einem Rückstand von 23 Sekunden auf dem 45. Platz.

"Ich bin völlig enttäuscht", schüttelte Martin frustriert den Kopf, "ich habe schon beim ersten Kreisverkehr gemerkt, dass mein Rad ins Schlittern kommt. Dann habe ich gespürt, dass es schlimmer ist, dass ich einen Platten habe. Danach musste ich das Rad wechseln. Dann hast du einfach keine Chance mehr. Ich wollte um Gelb kämpfen. Jetzt ist alles vorbei."

Schweizer Radprofi Fabian Cancellara sicherte sicherte sich den Sieg

Nach dieser großen Enttäuschung wird sich Tony Martin auf das nächste Zeitfahren am Montag der übernächsten Woche konzentrieren. Martin hat keine Ambitionen, in der Gesamtwertung ganz nach vorne zu kommen, er will sich bei den beiden Zeitfahr-Prüfungen in Topform präsentieren und dann bei den Olympischen Spielen in London das Gold-Projekt angehen.

Wie schon 2004 setzte sich auch diesmal der Schweizer Fabian Cancellara im Prolog durch das Zentrum von Lüttich durch. Der Mann aus Bern vom Team RadioShack siegte in 7:13 Minuten vor dem britischen Bahn-Olympiasieger Bradley Wiggins und dem französischen Teamkollegen von Tony Martin, Sylvain Chavanel (beide 7 Sekunden zurück). Wiggins hat in den vergangenen Jahren eine erstaunliche Entwicklung zum kompletten Fahrer geschafft, so dass er neben dem australischen Vorjahressieger Cadel Evans als großer Favorit auf den Tour-Triumph 2012 gilt. Evans kam als 13. mit einem Rückstand von 16,90 Sekunden ins Ziel. Bester Deutscher war Patrick Gretsch, der eine ganz starke Vorstellung zeigte. Der Erfurter vom Team Argos-Shimano durfte sich über den siebten Platz freuen.

Alt-Profi Jens Voigt mit seinem Tour-Auftakt sehr zufrieden

Jens Voigt, der seit Samstag mit seiner 15. Tour-Teilnahme neuer deutscher Rekordler ist, hielt sich mit einer Zeit von 7:32 Minuten sehr gut. "Ich komme vielleicht nicht mehr so gut um die Ecken herum wie 2004, als ich hier Siebter wurde, aber insgesamt bin ich sehr zufrieden", sagte der 40-Jährige Voigt.