Lüttich. Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin plagt das Pech beim Auftakt der 99. Tour de France. Nach seinem Sturz bei der ersten Etappe sprechen einige Agenturen schon von einem möglich Tour-Aus. Für Martin ein Rückschlag auf dem Weg zu Olympia-Gold in London.
Als Tony Martin kurz nach dem Messpunkt für die erste Zwischenzeit den Arm in die Höhe reckte, war klar, dass sich der Mann im Regenbogen-Trikot des Zeitfahr-Weltmeisters seinen Traum vom Prolog-Sieg nicht erfüllen konnte.
Eine kleine Scherbe, die sich in den hinteren Reifen seines High-Tech-Rades bohrte, machte seine große Hoffnung zunichte, dass er beim Start der 99. Tour de France in Lüttich als 14. Deutscher in der Geschichte des schwersten Etappenrennens der Welt in das Gelbe Trikot schlüpfen könnte. Statt auf dem ersten Platz landete Martin auf dem 6,4 Kilometer langen Stadtkurs mit einem Rückstand von 23 Sekunden auf dem 45. Platz.
„Ich bin völlig enttäuscht“
„Ich bin völlig enttäuscht“, sagte Martin und schüttelte frustriert den Kopf, „ich habe schon beim ersten Kreisverkehr gemerkt, dass mein Rad ins Schlittern kommt. Dann habe ich gespürt, dass es schlimmer ist, dass ich einen Platten habe. Danach musste ich das Rad wechseln. Dann hast du keine Chance mehr. Ich wollte um Gelb kämpfen. Jetzt ist alles vorbei.“
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Aber es sollte noch viel schlimmer kommen: Den Schock vom Prolog schien er auf der ersten Etappe noch nicht ganz verarbeitet zu haben. Martin stürzte nach elf Kilometern und zog sich Verletzungen am Bein, an der Schulter und am Handgelenk zu. Der Profi aus Cottbus kämpfte sich bis ins Ziel, blieb ohne Zeitverlust und war als 33. bester Deutscher. Am späten Sonntagabend ließ Martin im Krankenhaus seine lädierte Hand röntgen. „Das sieht nicht ganz so gut aus“, sagte Teamarzt Helge Riepenhof vor der Untersuchung. Brüche im Schulterbereich wurden am Sonntagabend ausgeschlossen. Eine genaue Diagnose über die Handverletzung ist aufgrund der starken Schwellung erst am Montagmorgen möglich, teilte Teamsprecher Alessandro Tegner mit.
Sollte er das Handgelenk gebrochen haben, könnte es nicht nur das Aus bei der Tour de France, sondern auch für die Olympischen Spiele bedeuten. In vier Wochen wollte Martin in London das Gold-Projekt im Zeitfahren angehen.
Während Martins Träume vom Gelben Trikot wie sein Reifen platzten, meldete sich sein großer Rivale im Zeitfahren, Fabian Cancellara, nach ausgeheiltem Schlüsselbeinbruch eindrucksvoll zurück. Wie schon 2004 setzte sich der Schweizer im Prolog durch das Zentrum von Lüttich durch.
„Ich habe mich heute an meinen Sieg von 2004 erinnert. Damals war ich 23. Wenn du acht Jahre später noch einmal vorne bist, ist das etwas ganz Besonderes. Auch für meine Familie“, sagte Cancellara, „ich habe heute an meine Tochter und meine Frau Stefanie gedacht.“