Halle/Westfalen. Wenn Tennis-Star Roger Federer bei den Gery-Weber-Open im westfälischen Halle aufschlägt, steht eine Stadt Kopf. Voller Begeisterung empfängt man den Grand-Slam-Rekordsieger. Hier, in seinem „zu Hause“. Für Federer ist es Wimbledon-Vorbereitung.

Es gibt Momente, die lassen Damen mittleren Alters ihr mittleres Alter vergessen. „Heute ist das was ganz Besonderes“, sagt eine Zuschauerin. Sie kichert, trippelt auf der Stelle wie eine 14-Jährige vor einem Boyband-Konzert. „Das ist es immer, wenn der Roger kommt.“ Der Roger, der Roger Federer, ist zu Gast in Halle. Dort, wo er der unumstrittene Publikumsliebling ist.

Am gestrigen Donnerstag gab die 30-jährige Tennisikone ihren Einstand bei den Gerry-Weber-Open 2012. Auch wenn vor Federer kein geringerer als Rafael Nadal ins Turnier startete; auch wenn es nur um das Achtelfinale ging – die Ovationen des Publikums sind bei dem Schweizer auch in so einem Fall ganz eigen. Warm, herzlich. Die Begrüßung vom Stadionsprecher: „Schön, dass du wieder zu Hause bist“. Es ist halt was Besonderes. Gerade in diesem Jahr.

Roger-Federer-Allee

Es ist Federers zehnte Teilnahme bei der 20. Auflage des Turniers. Diese Jubiläen – ein Zuschauermagnet. Federer dürfte noch beim Frühstück gesessen haben, da war die Anlage schon zugeparkt. Volksfest-Stimmung rund ums Stadion. Es gibt Musik, eine Shoppingmeile, und der Weltranglistensiebte Tomas Berdych zielt auf der Bühne auf eine Torwand. Mit dem Fuß. „So muss man Tennis anbieten“, sagt Federer, der einmal mehr die Top-Organisation des Turniers lobt. Das stößt auf Gegenliebe.

Gerade haben sie eine Straße nach ihm benannt. Die Roger-Federer-Allee führt direkt zum Stadion. Vor dem neuen Straßenschild tummeln sich Trauben von Fans, machen Fotos. Die Stammgäste in Halle schätzen Federers „natürliche Art“ und „diese technische Eleganz“, schwärmt ein Fan. Der Schweizer mag die „intime Atmosphäre" in Halle, in der man sich „vom Rummel auf der Tour erholen“ könne. Federer ist mit Familie angereist. „Es ist wie ein Ausflug ins Grüne.“

Sportlich wieder zurück ins Rampenlicht

Aber der Grand-Slam-Rekordsieger setzt sich nicht nur Ziele in Sachen Erholung. Keine Woche nachdem die Nummer 3 der Welt in Paris anderen das Finale überlassen musste, ist es für Federer auch die Chance, sportlich ins Rampenlicht zu treten. „Frisch und ausgeruht wie seit langem nicht mehr“ fühle er sich. „Es könnte eine optimale Vorbereitung für Wimbledon und Olympia werden.“ Hüftprobleme: passé. Fünfmal gewann er hier, so oft wie niemand sonst. „Mein Ziel ist der sechste Sieg in Halle.“

Dafür muss er nach dem 6:4, 7:5 gegen Florian Mayer am Freitag im Viertelfinale gegen Milos Raonic bestehen. „Ein hartes Los“, sagt Federer über den aufschlagstarken Kanadier, „gerade auf Rasen bist du bei so einem Service wie ein Torwart, der sich für eine Ecke entscheiden muss.“

Roger-Rafa-Show erwartet

„Das Duell“, wie es sich das Turnierplakat mit „Rafa“ und Roger wünscht, will der Halbfinalist von Rolland Garros nicht im Voraus planen. „Es wird keine Roger-Rafa-Show . Das Teilnehmerfeld war hier noch nie so stark“, sagt Federer. Zumal Nadal, der sein Achtelfinale mit 7:5, 6:1 gegen den Slowaken Lukas Lacko gewann, sich selbst nicht zwingend in Finalform sieht: „Der Wechsel von Asche zu Rasen ist die größte Herausforderung. Ich brauche noch ein paar Stunden auf diesem Grund.“ Philipp Kohlschreiber im Viertelfinale, dann der Sieger der Partie von Tommy Haas und Tomas Berdych sind die nächsten Hürden für den Mallorquiner. „Trotz allem wäre es für das Turnier natürlich toll, wenn wir uns im Finale treffen“, sagt Federer.

Den Anfang gestern, sagte Federer nach seinem Achtelfinalerfolg, konnte er, sein Service ausgenommen, „sehr genießen“. Und wann immer er vor Wimbledon noch ein Vorbereitungsturnier spielt, hat er zugesagt, kommt er nach Halle. Über seine Straße. Zu Damen, die wegen ihm kichern und trippeln. Der Roger in Halle. Das ist was ganz Besonderes.