Wattenscheid. . Hochspringerin verpasst in Wattenscheid die Olympia-Norm und steht jetzt enorm unter Druck. Speerwerfer Matthias de Zordo bleibt bei gleicher Ausgangslage gelassener. Er beendete den Wettkampf in Wattenscheid wegen starker Schmerzen im Ellenbogen.
Irgendwann konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Eine halbe Stunde hatte Ariane Friedrich ihre Fassung bewahrt, verteilte geduldig Autogramme, signierte die unzähligen T-Shirts, die der auffälligsten Athletin entgegen gehalten wurden. Doch dann ließ sich die tiefe Enttäuschung nicht weiter in ihrem Inneren vergraben. „Hat jemand ein Taschentuch für mich?“, fragte Ariane Friedrich. Die Tränen liefen ihr über das schmale Gesicht, die ansonsten so feste Stimme verwandelte sich jäh in ein tiefes Schluchzen. Mit 1,86 Metern hatte Ariane Friedrich den Hochsprung-Titel geholt. Zum achten Mal. Aber was ist schon ein nationaler Titel für eine Athletin, die auf internationaler Ebene hoch hinaus will und die schon über 2,06 Meter gefloppt ist.
„Für mich ging es hier nur um diese verfluchte Olympia-Norm. Ich wollte das abhaken, um Ruhe zu haben“, sagte die 28-Jährige, die wegen eines Achillessehnenrisses über ein Jahr pausieren musste und jetzt für einen Olympia-Start noch die Norm von 1,95 Metern erfüllen muss, „ich bin total gut drauf. Beim Einspringen habe ich locker 1,95 Meter geschafft. Und dann kam dieser verfluchte Regen. Ich bin so wütend. Ich könnte mit dem Kopf vor die Wand laufen.“ Um doch noch bei Olympia zu springen, sucht sie jetzt einen wetterfesten Wettkampfort, bevor sie in zwei Wochen bei der EM in Helsinki an den Start geht.
Auch für de Zordo lief es nicht rund
Ariane Friedrich ist nicht das einzige Sorgenkind. Auch Matthias de Zordo, der Speerwurf-Weltmeister von 2011, steht 40 Tage vor Beginn der Sommerspiele ohne Olympianorm da. In Wattenscheid beendete er den Wettkampf, weil er erneut starke Schmerzen im Ellenbogen verspürte. Doch das Gesicht des Speerwerfers war das genaue Gegenteil von dem seiner hochspringenden Teamkollegin. Der Saarländer lächelte. Es war keine gute Miene zum bösen Spiel. De Zordo ist locker und lässt sich seine Coolness auch nicht vom Verletzungspech austreiben. „Ich gehe davon aus, dass die Beschwerden bis zur EM verschwunden sind“, sagte er.
Bangt er nicht um seinen Olympia-Einsatz? Sieht er nicht die Gefahr, dass bei der einzig verbliebenen Nominierungschance in Helsinki irgendetwas die Mission London vorzeitig beenden könnte? De Zordo zögerte nicht lange, um die Fragen mit einem Schmunzeln so zu kontern: „Ich bin doch erst 24 Jahre alt. Ich habe noch so viel Zeit. Außerdem habe ich bei meinem WM-Triumph doch bewiesen, dass ich ein Wettkampftyp bin. Das wird schon klappen in Helsinki.“ Ein starker Typ. Selbstbewusst, aber ohne den Hauch von Arroganz.