Breslau. Das Team des Gastgebers scheiterte mit 0:1 an Tschechien und damit verfiel Polen in eine Art Schockzustand. Trainer Franciszek Smuda übernahm nach dem Aus die Verantwortung. Nun hoffen die Polen auf die Weltmeisterschaft 2014, dann mit einem neuen Trainer.

In Breslau war die Europameisterschaft seit ein paar Stunden Geschichte. Das letzte Spiel in diesem Stadion hatte stattgefunden, und eigentlich hatte sich vorher niemand vorstellen können, dass hier so ans Aufräumen gedacht wird. Eine Party war geplant, eine große Sause. aber es kam anders. Nicht Polen feierte, sondern Tschechien, das sich nach dem 1:0-Sieg als Gruppensieger für das Viertelfinale qualifizierte. Der Gastgeber schied mit nur zwei Punkten aus. „Es ist alles so traurig“, sagte Torhüter Przemyslaw Tyton.

In der Stadt herrschte zwar noch lange rege Betriebsamkeit, aber es ging gesittet zu. Die Straßen waren voll, die Innenstadt, die Fanzone auf dem historischen Marktplatz, überall enttäuschte Gesicher. Die paar Hupkonzerte veranstalteten Autos mit tschechischen Nummern. Die Gäste, es sollen sich mehr als 12 000 tschechische Anhänger in der Stadt aufgehalten haben, hielten sich dezent zurück, meistens jedenfalls – vielleicht ein bisschen aus Respekt vor dem traurigen Nachbarn. Oder als Dank für die nicht unbedingt zu erwartende Geste im Stadion. Da hatten die polnischen Fans den siegreichen Tschechen fair applaudiert.

Ein Sieg hätte gereicht

Nicht nur Breslau, ganz Polen verfiel in dieser Nacht in eine Art Schockstarre. Es hat Tränen gegeben, bei den Fans, bei den Spielern. „Es gab ein paar sehr tolle Momente in diesem Turnier, ein paar wundervolle Momente“, sagte der Dortmunder Jakub Blaszczykowski. „Aber am Ende werden sich mehr Leute an das Negative erinnern.“ Sie waren so nahe dran, zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ein EM-Viertelfinale zu erreichen.

Ein Sieg im letzten Gruppenspiel hätte gereicht, unabhängig davon, wie die andere Partie in Warschau ausgegangen wäre, und Tschechien schien schlagbar. Die Mannschaft von Trainer Michal Bilek hatte zwar Griechenland besiegt, aber das Duell mit Russland hoch verloren. Die Russen, die Favoriten in der Gruppe, gegen die die Polen beim 1:1 stark aufgespielt hatten. Das Tor von Jakub Blaszczykowski zum Ausgleich galt als Initialzündung. Und genau so begannen die Polen am Samstag die Partie. Schwungvoll, dynamisch, aggressiv – in jedem Moment der ersten halben Stunde war zu spüren, dass sich Polen noch nicht verloren gab. Vor allem Blaszczykowski trieb die Mannschaft an. Aber sein Dortmunder Teamkollege Robert Lewandowski fehlte an diesem Tag das Schussglück. Bis auf eine Chance, als er das Ziel knapp verfehlte, blieb der Stürmer gegen Tschechien unauffällig.

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Franciszek Smuda und Jakub Blaszczykowski.
Von Thorsten Schabelon

Schon zur Halbzeitließ die Energie nach

Es lag nicht nur am glänzenden tschechischen Torhüter Petr Cech, dass der stürmische Beginn nicht belohnt wurde. Die Energie ließ am Ende der ersten Halbzeit nach, vielleicht lähmte auch die Angst, scheitern zu können. In der Kabine, sagte Trainer Franciszek Smuda, habe er mit den Spielern besprochen, wie die Partie wieder in den Griff zu bekommen sei. „Aber auf dem Platz haben wir dann seltsamerweise etwas anderes gemacht.“ Die Angriffe waren viel zu zaghaft. „Wir waren uns bewusst, dass die Tschechen uns mit einem Konter erwischen konnten. Leider haben sie dann auch einen Konter zum Tor genutzt“, sagte Blaszzykowski.

Alles in allem war das viel zu wenig, und Polens Trainer Franciszek Smuda übernahm kurz nach dem EM-Aus die Verantwortung. „Das ist zu einhundert Prozent das Ende meines Weges. Danke, Jungs!“, sagte der langjährige Nationalspieler dem polnischen Fernsehsender TVP direkt nach dem Spiel. Praktischerweise musste Smuda nicht einmal zurücktreten, denn sein Vertrag lief ohnehin mit dem Ende der EM aus. Smuda (63) hatte das Amt Ende 2009 vom Niederländer Leo Beenhakker übernommen. Die Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien muss nun ein anderer anpacken.