Danzig. Dass die deutsche Nationalmannschaft drei Punkte gegen Portugal geholt hat, ist von enormer Bedeutung. Trotzdem darf darüber diskutiert werden, ob die Sicherheitsmaßnahmen von Bundestrainer Joachim Löw übertrieben waren. Ein Kommentar.

Es war kein rauschhaftes Spiel. Es war nicht eines von diesen Spielen, in deren Verlauf die Glückshormone bei den Beobachtern ständig toben, sondern eines von denen, deren Höhepunkt am Ende liegt, bei der Ausschüttung von drei Punkten. Dass diese drei Punkte auf dem Konto notiert sind, ist für die Nationalmannschaft aber natürlich von enormer Bedeutung. In die nächste EM-Vorrundenpartie, in die Partie gegen die Niederländer, kann sie nun mit dem Gefühl gehen, dass selbst im Falle einer Niederlage der Aufenthalt in Polen noch keinen Freizeitcharakter hätte.

Wer erfahren will, wie schwer genau null Punkte im Gepäck wiegen, der sollte im Hause Oranje nachhören. Von den Deutschen wurde nach ihrem 1:0-Sieg betont, dass man die Begegnung der Holländer mit den Dänen vor dem Anpfiff der eigenen Begegnung mit Portugal verfolgt habe. Erneuerter Lerneffekt: Wer wie die Elftal einen Treffer kassiert gegen ein Ensemble, das es versteht, das eigene Bollwerk clever zu organisieren, der kann nur noch unter erheblichen Mühen zur so bedeutsamen, zur unter dem Strich entscheidenden Punkteausschüttung gelangen.

Ideale Voraussetzungen für Mats Hummels

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Als der Bundestrainer im Vorfeld des Turniers erklärt hat, er erwarte in gefährlichem Terrain verschärfte Kontrollen durch die Gegner, lag er also richtig. Darüber, ob seine eigenen Sicherheitsmaßnahmen nicht übertrieben waren, darf aber dennoch – auch rauschhaft – diskutiert werden. Vor allem mit dem Blick zurück auf die WM 2010, auf die Qualifikationsspiele für die EM muss ja festgehalten werden: Vom offensiven Hurra waren die Talentspieler von Joachim Löw zum EM-Auftakt weit entfernt. Es ging auch ihnen vorrangig um Kontrolle, um die Herrschaft über die hinteren Regionen und möglichst über das ganze Feld.

Für eine Defensivkraft von Format wie Mats Hummels ideale Voraussetzungen. Groß scheitern oder groß gewinnen? Hummels knackte den Jackpot und distanzierte den Konkurrenten Per Mertesacker. Für einen kantigen Stürmertypen wie Mario Gomez allerdings war im Kontrollkästchen ein kleiner Teufel verborgen. Der Bayer mit der Topquote hat zwar seine Aufgabe erfüllt und DAS Tor erzielt. Weil Fußballinterpretation aber nach Personalisierung drängt, wird er dennoch dafür zur Verantwortung gezogen, dass sich die Hoffnungen auf Grandiosität nicht erfüllt haben. Schwierige Situation. Eine, die vielleicht auch durch einen Anruf im Hause Oranje gelöst werden kann. Hättet ihr nicht gern…?