Als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation nahtlos an ihre begeisternden Auftritt bei der WM 2010 anknüpfte, schien der nächste Titelgewinn nur noch Formsache. Allerdings haben viele dabei nicht an die Form der Spieler gedacht, die - wie das EM-Auftaktspiel gegen Portugal zeigte - aktuell noch sehr zu wünschen übrig lässt. Ein Kommentar
So lange Fußball gespielt wird, gilt: Das Ergebnis bestimmt die Analyse; die Umstände, die dazu führen, sind von eher untergeordneter Bedeutung. Am Beispiel der EM-Auftaktspiele lassen sich die Mechanismen trefflich beobachten. Wäre etwa Hollands Arjen Robben gegen Dänemark nicht am Pfosten gescheitert und hätte gegen die Portugiesen nicht die Latte das deutsche Team gerettet – die Diskussion, die jetzt in den Niederlanden tobt („Legoland schlägt Egoland“), würde Fußball-Deutschland in Atem halten.
Joachim Löw stünde dann unter vergleichbarem Rechtfertigungsdruck wie Bondscoach Bert Marwijk. Der Bundestrainer hatte seinen zuletzt immer forscher hinter der Hecke hervor gekrochenen Kritikern schon vor dem ersten Spiel etwas Wind aus den Segeln genommen, indem er doch noch Mats Hummels in die Startelf beorderte. Wobei die Debatte über die Zahl der Münchner und Dortmunder Spieler in der nationalen Auswahl inzwischen nur noch nervt.
Geradezu lächerlich mutet es an, wenn der zugegeben spielerisch mäßige deutsche Auftritt gegen Portugal von einigen oberschlauen Kritikern mit dem vermeintlich altbackenen Bayern-Stil in Verbindung gebracht wird. Schon vergessen? Noch vor kurzem berauschten wir uns alle am tollen Tempofußball der Nationalelf, in der seinerzeit nicht weniger Münchner als am Samstag standen. Nicht die Vereinszugehörigkeit der Spieler ist das Thema, sondern ihr aktueller Leistungsstand.
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Zieht Löw formschwache Führungsspieler weiter durch?
Unter diesem Aspekt war Hummels konkurrenzlos. Seine gleichwohl kaum mehr erwartete Nominierung mögen Kritiker als Einknicken des Trainers vor der öffentlichen Meinung werten. Es lässt sich aber auch als (erfreulicher) Mangel an Sturheit auslegen, der darauf hoffen lässt, dass Löw aus der Erfahrung mit einem formstarken Spieler die notwendigen Konsequenzen zieht. Dazu gehört, nicht nur Thomas Müller, sondern auch einen – formschwachen – Führungsspieler wie Bastian Schweinsteiger in Frage zu stellen, der nur noch ein Schatten des dominierenden Spielers der WM 2010 ist. Zur Erinnerung: Schon einmal hat Deutschland seine Titelchancen reduziert, weil ein angeschlagener Spieler mit durchzogen wurde (Rummenigge, WM 1986).
Als die Löw-Elf während ihrer makellosen EM-Qualifikation nahtlos an ihre begeisternden WM-Auftritte anknüpfte, schien der erste Titelgewinn seit 1996 reine Formsache zu sein. Nur scheinen einige vergessen zu haben, dass diese Einschätzung wortwörtlich zu nehmen ist – als Form-Sache.