Paris. Der Triumphzug von Angelique Kerber bei den French Open ist gestoppt: Die Kielerin unterlag der Italienerin Sara Errani mit 3:6, 6:7 (2:7) und verpasste damit die Chance, ins Halbfinale einzuziehen.
Der Traum vom Halbfinale ist für Angelique Kerber geplatzt: Der Siegeszug der Kielerin bei den French Open in Paris endete in einem intensiven Match gegen die Sandplatz-Spezialistin Sara Errani. Nach 1:39 Stunden unterlag die Weltranglistenzehnte 3:6, 6:7 (2:7) und verpasste es damit, als insgesamt sechste deutsche Tennisspielerin in Roland Garros ins Halbfinale einzuziehen.
Damit bleibt Steffi Graf die letzte deutsche Siegerin beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt. Die 22-malige Grand-Slam-Siegerin gewann vor 25 Jahren ihr erstes und 1999 das letzte Major auf der Anlage am Boi de Boulogne. Auch Anke Huber (1993), Claudia Kohde-Kilsch (1985), Sylvia Hanika (1981) und Helga Masthoff (1970 und 1974) hatten in Paris die Runde der letzten Vier erreicht, Hanika kam sogar ins Endspiel.
Errani trifft im ersten Grand-Slam-Halbfinale ihrer Karriere entweder auf US-Open-Siegerin Sam Stosur (Australien/Nr. 6). Sie feierte zudem ihren ersten Sieg über eine Top-Ten-Spielerin im 29. Duell.
Kerber wurde ausgekontert
Kerber wurde von der zähen Italienerin mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Zum ersten Mal im Verlauf des mit 17,2 Millionen Euro dotierten Turniers musste die 24 Jahre alte Linkshänderin agieren. Kerber rückte näher an die Grundlinie und versuchte das Spiel zu beschleunigen. Errani verteidigte, wie es Kerber in den Runden zuvor getan hatte, und konterte präzise aus der Defensive.
Die deutsche Nummer eins kämpfte gegen die ein Jahr ältere Errani, die in diesem Jahr bereits in Acapulco, Barcelona und Budapest auf Sand triumphieren konnte, gewohnt verbissen. Doch wirkte Kerber nach den vielen Spielen dieser Saison etwas ausgelaugt - hinter Wiktoria Asarenka (Weißrussland/Nr. 1) und Agnieszka Radwanksa (Polen/Nr. 3) hat sie die meisten Matches aller Spielerinnen der WTA-Tour gewonnen.
Gerädert vom Programm der letzten Monate
"Es ist eigentlich unglaublich, welche Zähigkeit sie im Moment auf dem Platz hat, welche Widerstandskraft. Denn sie ist schon deutlich gerädert von dem Programm, was sie in den letzten Monaten gespielt hat", hatte Bundestrainer Barbara Rittner vor dem Viertelfinale dem Online-Magazin tennisnet.com gesagt.
Bereits ihr erstes Aufschlagspiel musste Kerber im ersten Durchgang abgeben, ein denkbar schlechter Start für die US-Open-Halbfinalistin des vergangenen Jahres. Kerber blieb zwar in Reichweite, peitsche sich mit langgezogenen "Come-on"-Rufen nach vorne, konnte sich allerdings zunächst keinen Breakball erspielen. Beim Stand von 3:5 gab sie ihren Aufschlag erneut ab und verlor damit Satz eins.
Zwei vergebene Satzbälle
Im zweiten Durchgang ging Kerber viermal mit einem Break in Führung, schlug zweimal zum Satzausgleich auf und vergab zwei Satzbälle. Doch an diesem Tag erwies sich Errani als widerstandsfähiger und verwandelte im Tie-Break ihren ersten Matchball zum größten Erfolg ihrer Laufbahn.
Trotz der Niederlage war es für Kerber die beste Sandplatzsaison ihrer Karriere. Noch im vergangenen Jahr hatte sie beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres in der ersten Runde eine bittere Niederlage gegen die harmlose Rumänin Edina Gallovits einstecken müssen und hatte daraufhin selbst an sich gezweifelt.
"Es war der Tiefpunkt für Angie. Anschließend hat sie sich die große Sinnfrage gestellt: Soll ich überhaupt noch mit dem Tennis weitermachen, hat das alles eine Perspektive?", erzählte Rittner in Paris. Kerber entschied sich für ihre Karriere und stürmte von Platz 107 in die Top Ten, wo sie sich mit dem Viertelfinal-Einzug der French Open vorerst festgesetzt hat. (sid)