Monte Carlo. . An diesem Wochenende findet mit dem Großen Preis in Monaco wohl das spannendste, aber auch verrückteste Rennen der Formel-1-Saison statt. Mercedes-Sportchef Norbert Haug bezeichnet es als “Hollywood-Grand-Prix“ und weiß nicht, ob er es faszinierend oder abstoßend findet.
Auf dem schwimmenden Palast von Red Bull spielen sie die Salzburger Version von „Highway to hell“, da gibt es einen lauten Knall im Fahrerlager am Hafenkai. Ein paar Hafenluder, die sich wie Winnetous kleine Schwester angezogen haben, drehen kurz den Kopf, signalisieren sich mit hoch gezogenen Augenbrauen die kritischste Frage des Wochenendes: Ist da drüben etwa die bessere Party? Nein, da drüben, wo sich der Glamour in nackte Arbeit auflöst, hat die Polizei gerade einen verdächtigen Gegenstand am Drehkreuz ins Heiligste der Formel 1 gesprengt.
20 Rennen umfasst die Formel-1-Tournee, an wirklich coolen Orten wie Melbourne, Montreal oder Mailand. Aber die Krone, die darf Monte Carlo tragen. Es ist ein Grand Prix der Gegensätze, Zara neben Chanel, Vittel und Vettel, High-Tech-Yachten und Stehplätze im Steilhang unterm Palast, zum halsbrecherischen Vorzugspreis von 70 Euro. Sie kommen alle, und sie kommen alle wieder. Dieses Pfingsten macht rasend. Die Formel 1 scheint beim Grand Prix von Monaco an ihrem wahren Bestimmungsort angekommen.
Nico Rosberg gibt als einheimischer Tipps
Während also beim überteuerten warmen australischen Bier an der Rascasse-Leitplanke die Werber-Schals in Pose geworfen werden, diskutieren die Teamchefs über Kostenreduzierungen, plant Bernie Ecclestone einen Milliarden-Börsengang, referiert Nico Rosberg, der wohl einzige echte Monegasse im Fahrerkreis, über billige Pizzas in der Strandbar und Biogemüse im elterlichen Wohnhaus etwas abseits der improvisierten Rennstrecke.
Für Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist dieses Rennen der „Hollywood-Grand-Prix“, und er weiß selbst nicht so recht, ob er das faszinierend oder abstoßend findet. Er kennt deutsche Ärzte, die hier ihre Freizeit als schnelle Eingreiftruppe hinter den Leitplanken verbringen, und die Polizisten der Stadt grüßen Haug mit „Monsieur Norbääär“.
Monte Carlo und dieser Grand Prix, das ist wie Fangen spielen – der eine jagt den anderen, das Spiel wird zum Selbstzweck. Ur-Einwohner Rosberg sagt, dass er noch nie im Casino war, der anderen großen Geldquelle der Grimaldis. Gegen die Kapriolen der Formel 1 ist so ein Roulettetisch auch richtiggehend langweilig – und berechenbar. Ein Sport und seine Menschen am Limit. „Wenn Du alles unter Kontrolle hast“, ist als Motto auf der Red Bull-Party zu lesen, „bist Du einfach nicht schnell genug.“ Manchmal wünscht man sich in Monte Carlo, dass alles noch ein bisschen schneller vorbei geht.