Düsseldorf/Monte Carlo. Der rasende Reporter spricht im dapd-Interview über schrille Outfits, Michael Schumachers zweite Karriere - und warum Nico Rosberg Ebels Karriere beenden könnte.

Kai Ebel ist der Kultreporter der Formel 1. Egal, ob Michael Schumacher, Sebastian Vettel oder Promis wie "Terminator" Arnold Schwarzenegger - der RTL-Mann hatte sie alle vor seinem Mikrophon. Im Interview mit dapd-Korrespondent Ralf Loweg berichtet der 47-Jährige über seine Marotte mit den bunten Klamotten, das aufregende Leben in der Boxengasse und seine Lieblingsfahrer.

Kai Ebel, Sie sind der bunte Vogel vor der RTL-Kamera bei den Formel-1-Rennen rund um den Globus. Wie wird man Kultreporter?

Kai Ebel: Wenn man sich von der Masse abhebt, egal, ob im Positiven oder im Negativen, dann ist man erst mal anders. Wenn man das nur lange genug durchhält, dann wird man zum Kult. Ich glaube, die Leute haben dann auch irgendwann begriffen, dass die ganze Geschichte authentisch ist.

Am Anfang Ihrer Karriere wurden Sie wegen Ihres schrillen Outfits belächelt. Wie kam es zu dieser Idee? Wollten Sie immer schon auffallen?

Ebel: Nein, es gab ja auch Vorschriften. Anfangs hatte RTL eine Kleiderordnung. Wir waren praktisch uniformiert. Da hatten wir ein festes Sakko und eine Krawatte. Es ging da um die Wiedererkennung des Senders. Doch unser Sender ist so groß, dass er das nicht mehr braucht. Danach musste man während der Arbeit in der Boxengasse einen feuerfesten Overall tragen. Dann gab es keine Regeln mehr und man konnte anziehen was man wollte. Ich habe mich lediglich an der gängigen Mode orientiert.

Und die bunten Klamotten haben Sie selbst ausgesucht?

Ebel: Klar, das besorge ich selber. Da sind aber auch Ideen von meiner Frau dabei. Das ist schon eine Ebelsche Familiengeschichte.

Am Sonntag steigt das Rennen des Jahres in Monaco. Was macht diesen Grand Prix so besonders?

Ebel: Monte Carlo ist das Wimbledon der Formel 1. Das ist Glamour, Geld und Party. Ich glaube, die meisten Sponsorenverträge werden in Monte Carlo auf irgendeiner Yacht unterschrieben. Eine Formel 1 ohne Monaco ist für mich unvorstellbar.

Haben Sie einen Lieblingsfahrer, wenn es um Interviews geht?

Ebel: Im Moment macht es mit Sebastian Vettel und Nico Rosberg sehr viel Spaß. Und natürlich mit Michael Schumacher, allein wegen der vielen Jahren, die wir nun miteinander zu tun haben. Ich habe seine erste Karriere miterlebt, seinen Rücktritt und nun auch sein Comeback. Da baut sich ein ganz besonderes Verhältnis auf.

Hat sich Schumacher im Laufe der Jahre verändert?

Ebel: Michael ist in seiner zweiten Karriere wesentlich lockerer und humorvoller als in seiner ersten.

Entwickeln sich nach so vielen Jahren nicht automatisch auch Freundschaften zu den Menschen, über die man immer berichtet?

Ebel: In erster Linie sind diese Verhältnisse von gegenseitigem Respekt geprägt. Doch wenn ich darüber nachdenke, fällt mir der Timo Glock ein. Zu dem besteht eine freundschaftliche Beziehung. Mit Timo mache ich immer sehr gerne Interviews. Nur kommen die nicht so oft zustande, weil er immer am Südpol der Startaufstellung steht. Und oft komme ich bis ganz hinten gar nicht hin.

Sie sagten schon, dass Sie Michael Schumacher eine gefühlte Ewigkeit kennen. Was würden Sie ihm raten: Soll er aufhören oder weitermachen?

Ebel: Ich würde mich freuen, wenn er der Formel 1 erhalten bleibt. Er hat ja gezeigt, dass er noch gut mithalten kann. Und wenn er dazu auch noch Spaß hat, kann Michael sicher ein paar Jahre dranhängen. Ganz ehrlich: Ich würde ihn gerne noch einmal auf dem Podium sehen.

Ist Sebastian Vettel so witzig und natürlich, wie er in den Interviews rüberkommt?

Ebel: Ich finde Sebastian als Gesamtpaket sensationell. Sein schwarzer Humor, dazu immer dieses Lausbubengesicht - er ist in jeder Hinsicht ein Geschenk für die Formel 1.

Wird er in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge Weltmeister?

Ebel: Es wird viel enger als in den Jahren zuvor, aber ich glaube, dass er das hinbekommt. Ja, Sebastian Vettel wird zum dritten Mal Weltmeister.

Was ist für Sie in der Formel 1 wichtiger: der Sport oder die Show?

Ebel: Das ist ja das Geheimnis der Formel 1, dass es eben nicht nur, wie es Frank Williams mal gesagt hat, 20 Prozent Sport und 80 Prozent Business sind. Vielmehr ist auch jede Menge Show dabei. Diese Mischung ist für den Erfolg der Formel 1 verantwortlich.

Wie wird die Formel 1 der Zukunft aussehen?

Ebel: Das wird wohl alles etwas mehr Richtung Umwelt gehen. Die Herrschaften sollten nur aufpassen, dass die heraus stechenden Merkmale der Formel 1 wie Motorenklang und Geschwindigkeit nicht verschwinden, sonst verliert die Serie ihren Charakter.

Werden Sie das noch alles miterleben oder wann geht der rasende Reporter in Rente?

Ebel: Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Solange ich fit bin und es Spaß macht, möchte ich dabei bleiben. Sagen wir es mal so: Nachdem ich Keke Rosberg gesehen habe und nun seinen Junior – spätestens, wenn Nico Rosberg einen Sohn kriegt, und der fährt dann irgendwann in der Formel 1, sollte ich sagen: Das war's. Den würde ich dann nicht mehr interviewen wollen. (dapd)