Essen. Nachdem sie jahrelang vor großen Turnieren zumindest als Geheimfavoriten gehandelt wurden, stehen die Tschechen vor dem Neuaufbau. Verantwortlich dafür ist Michal Bilak. Als Spieler fehlten ihm die ganz großen Erfolge, auch als Trainer muss er sich noch beweisen.
Michal Bilek ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Wie schafft man es, einen Neuaufbau erfolgreich voranzutreiben? Man nehme 50 Kandidaten, probiere ein wenig herum und hoffe auf die richtige Mischung aus Erfahrung und Erfolg. Die erste Etappe des Projekts Umbruch hat Bilek geschafft, wenn auch nur mit Ach und Krach. Über die Playoffs führte der Nationaltrainer Tschechien zur EM in Polen und der Ukraine. Und Bilek hat Großes vor. "Natürlich wollen wir ein weiteres, erfolgreiches Kapitel für den tschechischen Fußball schreiben", sagt er.
Als Spieler feierte Bilek hauptsächlich nationale Erfolge
Ende 2009 übernahm der 35-malige Nationalspieler das Himmelfahrtskommando, nachdem die Qualifikation für die WM in Südafrika verpasst wurde. Tschechiens Fußballer des Jahres 1989 ist der vierte Trainer nach Karel Brückner, der eine Ära geprägt hat. "Ich glaube, dass er die menschlichen und fachlichen Qualitäten für den Posten des Nationaltrainers mitbringt", hatte Verbandspräsident Ivan Hasek gesagt. Als Spieler blieb Bilek der große Wurf verwehrt, seine größten Erfolge (viermal Meister, viermal Pokalsieger) feierte er in seiner Heimat.
6 Fakten über Tschechiens Trainer Michal Bilek
Geburtsdatum: 13. April 1965
Geburtsort: Prag (Tschechien)
Im Amt seit: 20. Oktober 2009
Vorherige Stationen als Trainer: FK Teplice (2001), CS Cartagines (2001 bis 2002), Tschechien U19 (2002 bis 2003), Chmel Blsany (2003 bis 2006), Sparta Prag (2006 bis 2008), MFK Ruzomberok (2009)
Größte Erfolge als Trainer: Tschechischer Meister (2007), tschechischer Pokalsieger (2007)
Karriere als Spieler: Seine Karriere begann Michal Bilek 1982 bei Sparta Prag. 1991 wagte er den Sprung ins Ausland zu Betis Sevilla, kehrte aber nach nur eineinhalb Jahren nach Tschechien zurück und spielte noch acht Jahre lang in seiner Heimat. Beim Siebtligisten FC Haje Jizni Mesto ließ er im Alter von 35 Jahren seine aktive Karriere ausklingen. Bilek absolvierte 35 Länderspiele und nahm an der WM 1990 in Italien teil. Tschechiens Fußballer des Jahres 1989 wurde insgesamt viermal Meister und viermal Pokalsieger.
In die Herzen der Öffentlichkeit hat er sich als Nationalcoach mit seiner Mannschaft aber noch nicht gespielt. "Viele Spieler aus der Goldenen Generation haben ihre Karrieren beendet. Aber auch ohne sie haben wir uns mit guten Leistungen für die EM qualifiziert. Wenn wir weiter so auftreten, können wir einiges erreichen", sagt Bilek, der als Spieler bei der WM 1990 dabei war. Und schränkte dann auch gleich ein. "Aber wir wissen auch, dass wir nicht zu den Topfavoriten auf den Titelgewinn zählen."
"Flexibilität" ist das tschechische Zauberwort
Der 47-Jährige setzt auf die letzten Reste der Goldenen Generation. "Wir haben hervorragende Einzelspieler in unseren Reihen. Ihnen schenke ich mein vollstes Vertrauen", sagte Bilek und meint damit vor allem Petr Cech, Tomas Rosicky und Milan Baros. Mit einfachem, schnörkellosen Fußball aus einer geordneten Defensive heraus praktiziert Bilek Konterfußball. "Flexibilität" ist das Schlagwort, sowohl taktisch als auch spielerisch.
Der EM-Druck wird für Bilek, der als Trainer mit Stationen bei Chmel Blsany, Viktoria Pilsen oder MFK Ruzomberok ein eher unbeschriebenes Blatt ist, nicht geringer werden. "Seit der Niederlage im ersten Qualifikationsspiel zu Hause gegen Litauen waren wir unter Druck, aber die Spieler sind damit gut umgegangen", sagte er. (dapd)