Hamburg. Als Spieler hat er auf der ganzen Welt gespielt, als Trainer der polnischen Nationalmannschaft hat Franciszek Smuda kein Problem damit, Kritik an polnischer Nachwuchsarbeit zu äußern und Spieler aus den Ligen Europas zu berufen.
Wenn man aus der Spielerkarriere des Franciszek Smuda, 63, eines ableiten kann, dann Abenteuerlust und Weltoffenheit. In den 70er-Jahren, als Polen die Fußball-Welt verblüffte, reichte es für den Oberschlesier meist nicht für einen Stammplatz in der heimischen 1. Liga. Dafür zog er zweimal, 1971 und 1978 in die USA um und ließ seine Karriere bei SpVgg Fürth und VfB Coburg in der deutschen Fußballprovinz ausklingen. Smuda, das ist auch an seinen unzähligen Trainerstationen abzulesen, wollte etwas sehen von der Welt – so viel sein Talent eben hergab.
6 Fakten über Polens Trainer Franciszek Smuda
Geburtsdatum: 22. Juni 1948
Geburtsort: Lubomia (Polen)
Im Amt seit: 29. Oktober 2009
Vorherige Stationen als Trainer: VfB Coburg (1983), ASV Forth (1984 - 87), DJK Eintracht Süd Nürnberg (1987 - 88), 1. FC Herzogenaurach (1988 - 89), Altay Izmir (1989 - 90), Konyaspor (1991 - 93), FV Wendelstein (1993), Stal Mielec (1993 - 95), Widzew Lodz (1995 - 98), Wisla Krakau (1998 - 99), Legia Warschau (1999 - 2001), Wisla Krakau (2001 - 02), Widzew Lodz (2002), Piotrkow Trybunalski (2003), Widzew Lodz (2003 - 04), Omonia Nikosia (2004), Odra Wodzislaw (2004 - 05), Zaglebie Lubin (2005 - 06), Lech Posen (2006 - 09)
Größte Erfolge als Trainer: Dreimal polnischer Meister (Widzew Lodz 1996 und '97, Wisla Krakau 1999), polnischer Pokal 1999
Karriere als Spieler: u.a. Odra Wodzislaw (1967 - 69), Stal Mielec (1970), Piast Gliwice (1970 - 71), Vistula Garfield (USA, 1971 - 74), Hartford Bicentennials (1975), Legia Warschau (1975 - 77), Oakland Stompers (USA, 1978), SpVgg Fürth (1979 - 81)
Was das Talent hergibt, ist auch seit Oktober 2009 sein großes Thema, als er den Job beim Verband übernahm. "Es ist ganz schön schwer, elf gute Spieler zu finden", erklärte Smuda freimütig über die Kaderauswahl für die EM. "Das ist nicht wie in Deutschland, wo sie ganz einfach drei erstklassige Nationalteams aufstellen könnten."
In Polen fehlt es an Nachwuchsarbeit
Solche Aussagen sind einerseits bewusstes Understatement, um den wachsenden Erwartungsdruck im Gastgeber-Land etwas zu dämpfen, andererseits die reine Wahrheit, da es an systematischer Nachwuchsarbeit fehlt und die "Ekstraklasa" eine Problemliga von durchwachsenem Niveau ist. Kein Wunder, dass Smuda "den Erwartungsballon nicht zu fest aufblasen" will, wie er kürzlich aus dem bildreichen polnisch zitiert wurde.
In einem Punkt ist Franciszek Smuda in der Heimat nicht unumstritten: er besitzt auch die deutsche Staatsbürgerschaft, nominierte sieben Bundesliga-Legionäre und dazu mehrere Franko-Polen aus der Ersten französischen Liga. Das gefällt dem nationalistisch gesinnten Teil der Polen nicht – würde aber im Erfolgsfall im Trubel der Freude glatt untergehen. (dapd)