Melbourne. Tommy Haas ist in der zweiten Runde der Australian Open an Rafael Nadal gescheitert und hat mit Melbourne abgeschlossen. An der Stätte seiner größten Erfolge wurde der 33-Jährige trotz der Niederlage gefeiert. Haas wird seine Karriere noch mindestens bis Sommer fortsetzen und träumt von Olympia.

Der Abgang von der Stätte seiner größten Erfolge glich einem Triumphzug: Mit nacktem Oberkörper lief Tommy Haas aus der sonnenüberfluteten Rod-Laver-Arena, winkte noch einmal ins jubelnde Publikum und stellte für einen Moment sogar den Sieger Rafael Nadal in den Schatten.

Ausgerechnet der spanische Superstar hatte zuvor mit einer tollen Geste die stimmungsvolle Abschiedszeremonie für Haas bei den Australian Open eingeleitet. Nadal applaudierte nach dem Match dem ältesten Spieler der diesjährigen Australian Open, der wohl nicht mehr als Profi auf den fünften Kontinent zurückkehren wird. „Ich habe Rafa nach dem Match am Netz gesagt, dass das vielleicht mein letzter Auftritt im Rod-Laver-Stadion war“, berichtete Haas nach dem 4:6, 3:6, 4:6-Zweitrundenaus gegen Nadal.

Nadal findet es "toll", dass Haas zurück ist

Und der French-Open-Sieger tat im australischen Sommer alles, um den 33-jährigen Haas im Spätherbst seiner Karriere bei Laune zu halten. „Tommy ist ein fantastischer Spieler. Es ist toll, ihn nach so vielen Verletzungen zurückzuhaben“, rief Nadal aufgekratzt ins Mikrofon.

Tommy Haas war da schon längst in den Katakomben der Arena verschwunden und sinnierte über seine Gefühlswelt. „Da draußen auf dem Platz zu stehen, das sind die Momente, für die man das alles macht“, sagte der frühere Weltranglistenzweite, der beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres insgesamt dreimal - zuletzt 2007 - das Halbfinale erreicht hatte.

Auf Platz 190 der Weltrangliste abgerutscht

Fünf Jahre später liegen hinter Haas etliche Operationen, Verletzungspausen und Zeiten voller Zweifel. Geblieben sind der Hunger auf Erfolg und der bedingungslose Wunsch, sich mit den Besten der Welt zu messen. „Wenn ich sehe, wie ich noch mithalten kann, ist das beeindruckend“, sagte Haas - und lieferte die Schlussfolgerung gleich mit: „Da macht es Sinn, weiterzuspielen.“

Allerdings werden die Hürden nicht nur wegen des fortschreitenden Alters höher. Am 30. April läuft die zwölfmonatige Zeit seines geschützten Rankings ab. Was bedeutet, dass Haas, der dann bereits 34 ist, sich erheblich steigern muss, um bei den Turnieren die Knochenmühle Qualifikation zu vermeiden. Aufgrund seiner 14-monatigen Verletzungspause bis April 2011 war seine Weltranglistenposition „eingefroren“ worden. Haas, derzeit offiziell die Nummer 190 der Rangliste, gilt deshalb noch die nächsten dreieinhalb Monate als Top-20-Spieler. Auch wenn er es längst nicht mehr ist und wohl nie mehr sein wird.

Haas träumt von Olympia

Und doch gibt es noch so viele Herausforderungen, denen sich der Vater einer einjährigen Tochter gerne stellen würde. Vor allen Dingen die Olympischen Spiele in London, an denen Haas wegen seines schlechten Rankings nur mit Hilfe einer Wildcard des Tennis-Weltverbandes ITF teilnehmen könnte. „Das ist ein Ziel, das mich antreibt“, sagte der in Florida lebende Haas über den olympischen Wimbledon-Traum. Auf dem heiligen Rasen, auf dem in diesem Jahr auch das olympische Turnier gespielt wird, hatte er 2009 immerhin noch im Halbfinale gestanden.

Auch der Davis Cup reizt Tommy Haas immer noch, zuletzt hatte er im September 2007 im Halbfinale gegen Gastgeber Russland (2:3) zum deutschen Team gehört. Vom 10. bis 12. Februar steht in Bamberg die Erstrundenpartie gegen Argentinien auf dem Programm, und bis zum Sommer will Haas ja auf jeden Fall weiterspielen. Bis dahin gilt es, so viele Punkte wie möglich auf der Tour zu sammeln. Denn: Quali spielen oder auf Wildcards angewiesen sein, das ist nicht das Ding von Tommy Haas. Triumphzüge auf großer Bühne mit Nadal und Co. schon eher.