Melbourne. . Deutschlands bester Nachwuchsspieler ist raus bei den Australian Open. Aber für seinen Auftritt erntet er viel Lob - sogar vom prominenten Gegner Lleyton Hewitt. „Er ist ein klasse Spieler“, meinte der Australier. Cedric-Marcel Stebe muss Eindruck hinterlassen haben.

Es war trotz der späten Stunde fast noch 30 Grad warm, als Cedric-Marcel Stebe durch den Torbogen der Rod-Laver-Arena in die kühlen Katakomben verschwand. Hinter sich der bisher größte Auftritt seiner Karriere, begleitet vom Beifall des Publikums und später vom Lob des Mannes, gegen den er 5:7, 4:6, 6:3, 5:7 verloren hatte. „Er ist ein klasse Spieler“, meinte Lleyton Hewitt im Anschluss an den eindrucksvollen Auftritt des Schwaben. „Nach der Auslosung hab’ ich mit einigen Jungs gesprochen, sie hatten eine hohe Meinung von ihm.“

Wenn man von einem Mann gelobt wird, der viermal im Finale eines Grand-Slam-Turniers spielte, dabei zweimal gewann und bereits die Nummer eins im Tennis war, dann muss man Eindruck hinterlassen haben. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Cedric-Marcel Stebe noch auf Platz 378 der Weltrangliste gestanden, als Nummer 81 schloss er das Jahr ab. Und wenn dieser Abend mit der Partie gegen Hewitt ein zuverlässiger Maßstab ist, dann könnte sich auch in diesem Jahr einiges tun.

Stebe spielte mutig

Stebe spielte druckvoll und mutig, und man hatte nicht den Eindruck, als sei die mit 15 000 Zuschauern gefüllte Rod-Laver-Arena bei seinem zweiten Auftritt im Rahmen eines Grand-Slam-Turniers eine Nummer zu groß. Hewitts riesengroßer Vorsprung in Sachen Erfahrung – 183 Grand-Slam-Spiele des Australiers gegen die gerade mal zwei des besten deutschen Nachwuchsmannes – spielte allenfalls am Anfang und in den letzten zehn Minuten eine Rolle. Zweimal schlug Stebe im vierten Satz zum Satzgewinn auf, bei 5:2 und 5:4, doch mit der Zahl der Fehler in dieser Phase wuchs auch die Nervosität, und das gab schließlich den Ausschlag.

Stebe hatte Recht, als er hinterher meinte, er habe ein sehr gutes Match gespielt, und spätestens nach dieser Partie ist ihm klar, dass Spiele in solcher Atmosphäre einen gewissen Suchtfaktor haben; er will jetzt mehr davon, und er ist bereit, alles dafür zu tun. Wie die derzeit verletzte Andrea Petkovic und Angelique Kerber, die am Dienstag mit einem klaren Sieg die zweite Runde der Australian Open erreichte, trainiert er in Offenbach in der Akademie von Rainer Schüttler und Alexander Waske, und es ist nicht zu übersehen, dass sich dort einiges tut.

Petzschner ärgert sich

Mindestens so viel ist in der Tennis-Akademie in Oberhaching vor den Toren Münchens los, in der inzwischen die drei besten deutschen Spieler trainieren: Florian Mayer, Philipp Kohlschreiber und Philipp Petzschner. Es fehlte nicht viel, und sie hätten dort eine besondere Plakette an die Wand nageln können, denn Petzschner stand Dienstag in Melbourne schon mit einem Bein im Buch der Rekorde, als er 6:0, 6:0 und 4:0 gegen den Tschechen Lukas Rosol führte. Aber klitzekleine Nachlässigkeiten in einem ansonsten makellosen Spiel verhinderten das 6:0 im dritten Satz, verhinderten eine historische Tat.

Mit 6:0, 6:0, 6:2 landete Petzschner zwar in der zweiten Runde, aber nicht in den Büchern, was ihn trotz der Freude über das beste Spiel seiner Karriere ein wenig wurmte. „So eine Chance kriegst du nur einmal im Leben“, meinte er. Petzscher bestätigte, dass er bei leichten Aufgaben gelegentlich dazu neigt, nicht fest genug zuzugreifen, dass schwere Aufgaben hingegen bei ihm in guten Händen sind. Rekordbuch hin oder her.