Essen. Schmerzen und Beschwerden können das gesunde Lauftraining deutlich behindern: Was ist zu tun, wenn sich der Fuß plötzlich taub anfühlt? Kann ein falsches Schuhwerk Probleme verursachen? Und welche Atemtechnik ist im Winter zu empfehlen? Unser Experte Dr. Joachim Schubert beantwortet die Fragen der Leser.

Atemtechniken im Winter

Halten Sie es für richtig, auch im Winter beim Laufen durch den Mund zu atmen? Ich habe dies in einem Laufbuch gelesen und hätte eigentlich gedacht, dass es für die Lunge besser wäre, durch die Nase zu atmen, um die Luft mehr zu erwärmen. Dietmar Bruns

Dr. Schubert: Nein. Wer kann, der sollte durch die Nase einatmen. Die Nasenschleimhaut erwärmt die Atemluft um bis zu 10 Grad und die Bronchien (die Atemwege in der Lunge) werden vor der kalten Luft geschützt. Beim Ausatmen ist dies jedoch egal.

Ist Treppensteigen schädlich?

Als Ersatz für mein Walking im Wald möchte ich sieben Mal täglich 107 Treppenstufen hoch und runter steigen. Ist dies förderlich oder schädlich für die Bein- und Körpermuskulatur? Nach Feierabend komme ich nicht mehr dazu, in den Wald zu gehen, da ich zu weit entfernt wohne. Andererseits möchte ich nicht auf ein Training verzichten. Reinhard Körner

Dr. Schubert: Treppensteigen ist ein hervorragender Kraft-Ausdauer-Sport. Zum einen setzt es allerdings voraus, dass Sie gesunde Kniegelenke haben, denn das Treppab steigen ist für kranke Knie (zum Beispiel Knorpelschäden an der Kniescheibe oder Bandinstabilitäten). Zum anderen ist die Belastungsintensität sehr hoch. Wenn Sie internistisch untersucht, für gesund und fit befunden worden sind und Ihren Trainingspuls kennen, der hier allerdings im Kraft-Ausdauerbereich liegen sollte, dann ran ans Werk.

Laufen und Ski nach OP

Ich bin vor 15 Monaten am Knie operiert worden. Ich hatte Beschwerden beim Treppensteigen. Bei der Arthroskopie wurde dann festgestellt, dass ein Knorpelschaden vorliegt. Der Knorpel wurde entfernt und mittels Mikrofrakturierungstechnik ein Ersatzknorpel geschaffen. Kann man es wagen, ein wenig zu laufen und im Winter eine Woche Skilaufen zu betreiben. Christian Brione

Dr. Schubert: Klar, das sollte nach einer so langen Pause drin sein. Sie sollten sich allerdings mit Krafttraining (zum Beispiel an der Beinpresse) und Koordinationstraining (zum Beispiel auf der Vibrationsplatte) darauf vorbereiten. Besonders günstig ist auch das neue EMS-Training, das in fast allen Städten angeboten wird (ein hocheffektives Muskel-Stimulationstraining). Viel Spaß und bitte erstmal sehr vorsichtig auf der Piste sein.

Fuß fühlt sich taub an

Ich laufe gerne aber wegen meines Problems sehr unregelmäßig. Nach 20 bis 30 Minuten fängt mein linker Fuß und manchmal auch der rechte Fuß an einzuschlafen. Er kribbelt und wird taub. Ein angenehmes Laufen ist dann nicht mehr möglich. Da ich auch Fußball-Schiedsrichter bin, laufe ich auf dem Platz mit "Stehpausen und Gehpausen". In den 90 Minuten auf dem Platz tritt dieses
Problem nie auf. Nur wenn ich durchlaufe. Ich war schon beim Hausarzt, Orthopäden und beim Neurologen. Alles ohne Befund. Auch habe ich nach einer Laufanalyse fünf verschiedene Laufschuhe zur Probe bekommen und es ist bei allen Marken und Modellen aufgetreten. Was kann ich noch machen? Thorsten Stein

Dr. Schubert: Es gibt verschiedene Ursachen für Ihr Problem, doch zunächst würde ich nochmals eine zweite neurologische Meinung einholen, denn das so genannte Tarsaltunnel-Syndrom ist ein möglicher Verursacher Ihrer Beschwerden. Aber auch eine gestörte Blutzufuhr könnte eine Ursache sein, dies kann ein Gefäßspezialist feststellen. Geben Sie nicht auf, Sie sollten sich kompetenten Ärzten anvertrauen.

Wenn die Hüfte schmerzt 

Das Gehen fällt schwer

Seit Mitte Juni leide ich unter einer Tendinose der Plantarfaszie oder Fasciitis, wie die Erscheinung vielleicht fälschlicherweise auch bezeichnet wird. Trotz intensivem Exzentriktraining und Einlagen bin ich weiterhin nicht lauffähig. Selbst das Gehen fällt mir auf Dauer schwer, da nach einiger Zeit der typische Schmerz das Gehen sehr schwer macht. Meine nächsten Überlegungen wären: Röntgenreizbestrahlungen, Stoßwellentherapie, Kortisonspritzen und TCM. Die Empfehlung eines Bekannten lautet: Moxa-Behandlung. Haben Sie Erfahrungswerte und können Sie mir etwas empfehlen? Gerne würde ich mal wieder laufen... Jürgen Graser

Dr. Schubert: Mit der Moxa-Therapie habe ich bei diesem Leiden keine Erfahrung. Röntgenreizbestrahlungen lehne ich ab, da ich fast nie Erfolge mit dieser etwas zweifelhaften Therapiemethode sehen konnte. Eine einmalige Injektion mit einem Kortisonpräparat kann durchaus hilfreich sein. Eine Stoßwellentherapie würde ich aufgrund der Kosten und der relativ geringen Erfolgsaussichten (von dem Schmerz bei der Therapie noch zu schweigen) ebenfalls nicht empfehlen. Wir führen seit einiger Zeit die so genannte ACP-Therapie auch bei der Erkrankung der Plantarfascie mit recht gutem Erfolg durch. Es handelt sich hierbei um eine Injektionsbehandlung mit körpereigenen Wachstumsfaktoren.

Hüfte schmerzen

Seitdem ich das Training ein Mal ein wenig übertrieben habe, schmerzt es im rechten Hüftbereich.
Nach einer Pause von vier Wochen bin ich wieder gelaufen und der Schmerz kam zurück. Liegt es eventuell an meinen Schuhen? Markus Schubert

Dr. Schubert: Ich kenne weder Ihre Alter noch Ihr Gewicht oder sonstige Daten. Deswegen kann ich nur spekulieren. Selbstredend sind ungeeignete Schuhe eine mögliche Ursache, ebenso kann dies aber auch eine beginnende Hüftarthrose oder ein anderes orthopädisches Grundleiden sein. Sie sollten den Gang zum Sportmediziner wählen, wenn das Problem mit anderen Schuhen nicht verschwindet.

Probleme mit der Fußsohle

Ich habe seit etwa einem halben Jahr leichte Probleme in der Fußsohle an der Innenseite des linken Fußes und zwar an der Stelle, wo das Fußgewölbe beginnt. Die Probleme äußern sich in Form eines Stechens und zwar oft morgens beim Aufstehen, nach einer längeren Autofahrt oder nachdem ich lange Zeit am Schreibtisch saß. Ich habe keine Probleme während des Laufes. Vor vier Jahren wurde bei mir eine Beinlängendifferenz von 0,5 cm diagnostiziert. Ich trug seit dem links eine Einlage (nicht angepasst). Nachdem aber die Schmerzen auftraten, ich auch noch Rückenprobleme bekam (nach Röntgen aber alles in Ordnung, lediglich ein Hexenschuss),
habe ich die Einlage weggelassen und meine, dass es besser geworden ist. Ich meine, dass der Schmerz von einer Sehne stammt. Ich kann durch Drücken mit dem Daumen relativ gut lokalisieren, wo der Schmerz sitzt. Von einem angeratenem MRT habe ich jetzt erst mal abgesehen, weil die Schmerzen sehr stark sind. Ich habe so ein bisschen den Eindruck, dass ich mir die Probleme durch das Tragen der Einlage selbst „einlaufen“ habe. Da der Fuß vier Jahre kein richtiges Fußbett im Schuh hatte. Stefan Schilling

Dr. Schubert: Bitte lesen Sie auch bei Frage und Antwort des Herrn Graser nach. Sie leiden vermutlich an einer Plantarfascien-Erkrankung. Diese ist ein Überlastungssyndrom und kann durchaus durch schlecht sitzende Einlagen ausgelöst werden. Sehr hilfreich kann auch die Hand eines erfahrenen Physiotherapeuten sein, zumindest im Anfangsstadium der Erkrankung. Lassen Sie die Einlagen in jedem Fall erstmal weg und gehen Sie barfuß, soweit es (in dieser Jahreszeit) möglich ist.

Ihre Frage, bitte! In seiner Onlinesprechstunde beantwortet unser Experte Dr. Joachim Schubert die Fragen der DerWesten-Leser rund um das Thema Laufen. Schreiben Sie eine Mail an dr.schubert@derwesten.de . Die Antworten lesen Sie regelmäßig auf www.derwesten.de/schubert.