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Unser Lauf-Experte Dr. Joachim Schubert beantwortet die Fragen der DerWesten-Leser. In seiner Sprechstunde geht es um Probleme an den Achillessehnen, Beschwerden nach Kniegelenksentzündungen und Schmerzen nach dem Richten der Kniescheibe.
Problem an der linken Achillessehne
Ich laufe zwei- bis dreimal in der Woche, im Winter seltener, und bereite mich auf ein oder zwei Halbmarathons pro Jahr vor. Vor einer Woche stellte sich schon nach zwei Kilometern ein Problem an der linken Achillessehne ein. Die folgenden Tage konnte ich nur humpeln und jetzt spüre ich weiterhin die Sehne permanent. An ein Lauftraining ist nicht zu denken. Wie kann ich das Problem behandeln? Wie lange kann es dauern bis ich wieder mit dem Lauftraining beginnen kann? Ich habe weder Laufstil, Intensität, Strecke oder Schuhe verändert. Knick-Senk-Spreizfüße habe ich seit meiner Kindheit.
Arnd J. Schreiner
Dr. Joachim Schubert: Zunächst muss erstmal die Ursache für die neu entstandene Problematik gefunden werden. Das kann eine anderweitige Überlastung (Gartenarbeit, Umzug etc.), eine orthopädische Problematik (Lendenwirbelsäulenerkrankung, Funktionsstörung des Beckens mit Fehlstellung und folgender Fehlbelastung eines Beines, zunehmende Dekompensation einer Fußfehlstellung), eine Stoffwechselstörung („Übersäuerung“), eine Entzündung auf rheumatischer und nicht-rheumatischer Basis und noch einiges andere mehr sein. Dann muss die Schwere der Achillessehnenerkrankung festgestellt werden (Reizung, Entzündung, Anriss, Ansatzproblematik), dies per manueller Untersuchung, Ultraschall oder bei Zweifeln auch durch ein MRT (Kernspintomographie). Erst dann kann über Fragen der Schonung, Therapie, alternativer Sportarten gesprochen werden. Sie sollten einen erfahrenen Sportmediziner aufsuchen. Und Vorsicht: Die kranke Achillessehne nimmt weitere Belastungen sehr schnell sehr übel, und das dann oft für eine lange Zeit.
Gelenk knackt bei größeren Beugebewegungen
Ich befinde mich gerade in der Vorbereitung meines ersten Marathons. Vor drei Wochen wurde allerdings eine Kniegelenksentzündung diagnostiziert. Behandelt wurde mit einer Hyaluronsäurespritze und einer einwöchigen Einnahme von Arcoxia. Mittlerweile habe ich keine Schmerzen mehr, allerdings knackt das Gelenk noch bei größeren Beugebewegungen. Ist es sinnvoll das Lauftraining in diesem Stadium wieder aufzunehmen und wenn ja, wie sollte ich den Wiedereinstieg gestalten? Oder sollte ich noch nicht laufen, sondern erstmal mit Alternativ-Sportarten wie Radfahren und Schwimmen starten?
Sigrun Rase
Dr. Joachim Schubert: Vorsicht! Eine „Kniegelenksentzündung“ hat immer eine Ursache und weder Arcoxia noch Hyaluronsäure sind Medikamente, die ursächlich behandeln können sondern höchstens symptomatisch. Das heißt, dass nach der Ursache geforscht werden muss. Gelenkgeräusche (und Schmerzen) beim Anwinkeln des Kniegelenkes werden häufig durch Erkrankungen der Kniescheibe (Fehlstellungen, Knorpelschäden) oder Meniskusschäden (Einrisse, Abrisse) erzeugt. Im akuten Stadium tut das auch weh, im chronischen Stadium fallen einem oft nur noch die Geräuschphänomene auf. Wenn man das ursächliche Problem aber nicht beseitigt – wie auch immer – läuft man in Gefahr, dem Gelenk einen dauerhaften Schaden zuzufügen.
Schmerzen nach dem Richten der Kniescheibe
Ich musste mir im letzten Jahr die Kniescheibe richten lassen, sie lief nicht mittig. Es wurde, wenn ich das richtig verstanden habe, die Gelenkkapsel mittels Laser durchtrennt. Seither habe ich trotz Physiotherapie Schwierigkeiten beim Laufen und Treppensteigen. Ich schaffe zurzeit auf dem Laufband knappe 10 min. leichten Trab, allerdings nicht schmerzfrei. Ich möchte ganz gern zu alter Lauffreude zurück kommen, was können Sie mir da empfehlen.
Dietmar Eberhardt
Dr. Joachim Schubert: Das hört sich leider nicht gut an. Der Grund für die operative Maßnahme, die wir „laterales Release“ nennen, ist die Lateralisierung (Seitabweichung) der Kniescheibe beim Beugen und die damit verbundene Überlastung des Gelenkknorpels der Kniescheibe und des Kniescheibengleitlagers am Oberschenkelknochen. Durch diese Operation wird der Lauf der Kniescheibe nachhaltig verändert, wir sprechen von einer veränderten Biomechanik des Kniegelenkes. Sollte die Operation gut überdacht und dann korrekt ausgeführt worden sein, so erwarten wir etwa 3 – 4 Wochen nach der OP Beschwerdefreiheit und nach weiteren 2 – 4 Wochen sollte ohne Probleme jedweder Sport wieder möglich sein. Sie sollten unbedingt mit dem Operateur Kontakt aufnehmen und ihn um eine Stellungsnahme bitten. Gegebenenfalls muss eine erneute Kernspintomographie durchgeführt werden. Drängen Sie auf eine genaue Diagnostik und verlangen Sie Aufklärung und alle Maßnahmen, die Ihr Knie wieder funktionstüchtig machen.
Achillessehnen durch gezielte Übungen stärken?
ich habe im letzten Jahr recht unregelmäßig 20 bis 30 Minuten gejoggt und irgendwann gingen dann die Pferde mit mir durch: ich bin mehrfach mehr als eine Stunde gelaufen. Recht schnell hat sich dann meine Achillessehne gemeldet. ich habe das Laufen eingestellt, wurde den Winter über von einem Orthopäden behandelt - Tabletten, Salbe, Bandage. Inzwischen sind die Schmerzen fast weg, aber ich weiß nicht, wie ich wieder mit dem Laufen beginnen könnte ohne etwas falsch zu machen. Kann man die Achillessehnen durch gezielte Übungen stärken? Wie könnte ein Trainingsaufbau aussehen. Über einen Tipp würde ich mich sehr freuen.
Susanne Abel
Dr. Joachim Schubert: Bitte lesen Sie sich meine Antwort in dem sehr ähnlich gelagerten Fall des Herrn Schreiner durch. Lassen Sie einen Sportmediziner einen gründlichen Blick auf Ihren Bewegungsapparat werfen, denn getreu des alten Sprichwortes (auch wenn es noch so simpel ist) „von nix kommt nix“ muss es eine Ursache für die geklagten Schmerzen geben, denn nur eine Stunde laufen ist keinesfalls ein Grund für Beschwerden an der Achillessehne.
Ihre Frage, bitte! In seiner Onlinesprechstunde beantwortet unser Experte Dr. Joachim Schubert die Fragen der DerWesten-Leser rund um das Thema Laufen. Schreiben Sie eine Mail an dr.schubert@derwesten.de . Die Antworten lesen Sie regelmäßig jeden Monat auf www.derwesten.de/schubert.