Essen. Trotz eines regelmäßigen Lauftrainings tritt der gewünschte Effekt bei der Gewichtsabnahme nicht ein? Was tun, wenn das Schienbein nach kurzer Zeit schmerzt - und wie lange muss man nach Verletzungen pausieren? Dr. Schubert weiß Rat.
Gewichtszunahme trotz Lauftraining
Seit Juni 2010 rauche ich nicht mehr (vorher 25 Zigaretten am Tag, kein Sport) und habe aus der Erfahrung heraus mit dem Laufen begonnen - bei 180 cm Körpergröße und 82 kg, 27 Jahre. Die ersten Wochen und Monate bin ich jeden Tag gelaufen, um mich daran zu gewöhnen. Mein Gewicht habe ich bis Ende November 2010 jedoch auf 85 kg erhöht, trotz einer gesunden Ernährung. Darauf hatte ich extra geachtet, ganz im Gegensatz zu vorher.
Heute laufe ich locker eine Stunde oder länger mehrmals die Woche, mindestens aber drei bis vier Mal. Gewichtsmäßig liege ich mittlerweile bereits bei 91 kg, wie gesagt: trotz eingeschränkter, gesunder Ernährung und dem Lauftraining.
Jetzt gehen die körperlichen Einschränkungen los, wahrscheinlich durch das Gewicht - Knie, Füße, Gelenke. Haben Sie Tipps gegen die Schmerzen? Gibt es Ansprechpartner für eine individuelle Ernährung? Ich würde nur sehr ungern mit dem Rauchen wieder anfangen, allerdings stehe kurz davor. Frederik Berndt
Dr. Schubert: Bei richtiger Intensität des Laufens und entsprechenden Laufeinheiten sollten Sie durch das Laufen an Gewicht verlieren. Das Problem ist, dass viele Menschen nur in einem sehr kleinen „Pulsfenster“ tatsächlich Fett verbrennen. Diesen engen Bereich gilt es zu ermitteln, dann wird Ihr Gewichtsproblem durch den Laufsport behoben werden. Sie müssen dazu allerdings eine Leistungsdiagnostik bei einem erfahrenen Sportmediziner durchführen lassen; ist der apparativ entsprechend ausgestattet, wird er mit Ihnen Trainingspläne zur Gewichtsreduktion aufstellen. Sie sollten unter den aktuellen Bedingungen (Gewicht – Gelenke –Sport) das Radfahren als Alternativ-Programm erwägen. Hier werden Ihre Gelenke geschont und im orthopädischen Sinne bestens beübt.
Schmerzen an der Innenseite des Schienbeins
Nach mehreren Wettkämpfen in diesem Jahr habe ich Schmerzen an der Innenseite des oberen Schienbeins bzw. an der Innenseite auf Kniehöhe. Insbesondere treten diese auf, wenn man nach ruhigem Sitzen aufsteht - zudem nachts während der Ruhephase. Am Anfang konnte ich mein Bein fast gar nicht belasten oder nur unter Schmerzen gerade durchstrecken. Nach einer Woche Ruhe geht es jetzt besser. Aber bei einer seitlichen Bewegung, z.B. einen Ball schießen, schmerzt das Schienbein immer noch. Ich führe dies auf eine Überlastung zurück. Ist dies richtig? Mit leichter Bewegung und Wärme kann ich doch nichts falsch machen? H. Dierksen
Dr. Schubert: Ihre Schilderung lässt allerdings den Schluss zu, dass es sich hier um einen Überlastungszustand handelt. Wir bezeichnen dies als „Schienbeinkanten-Syndrom“, eine lokale Überforderung der Muskeln an der Schienbeinkante. Schonen Sie sich, laufen Sie locker und reiben Sie die schmerzenden Stellen mit wärmender Salbe ein. Gehen Sie gegebenenfalls zum Physiotherapeuten. Bleibt der Schmerz über weitere Wochen, dann sollten Sie einen Sportarzt aufsuchen.
Längeres Laufen nicht mehr machbar
Ich bekomme beim Laufen ständig Probleme mit meinem linken Schienbein. Bereits nach zwei Kilometern werden die Schmerzen so stark, dass ich meinen linken Fuß nicht mehr abrollen und ihn wie „ein Elefant“ aufsetzen kann. Längeres Laufen ist damit kaum noch machbar. Auch eine kurze Pause, mit anschließendem weiterlaufen, hilft nicht. Die Schmerzen treten dann in immer kürzeren Abständen auf. Woran mag dies liegen und wie ist Abhilfe möglich? Ralf Kluck
Dr. Schubert: Offenbar liegt hier eine Fehlbelastung beim Laufen vor, die zu einer muskulären Überforderung führt. Sie sollten dies durch eine Laufanalyse überprüfen lassen und dabei Ihren Laufstil wie auch Ihre Laufschuhe kontrollieren. Lassen Sie gegebenenfalls auch die ganze Achse Rücken-Becken-Hüfte-Bein durch einen Sportmediziner überprüfen. Nur sollten Sie nicht weiterlaufen, solange die Ursache Ihres Problems nicht erkannt ist.
Wie lange pausieren nach Muskelzerrung?
Ich bin 71 Jahre alt und laufe seit 34 Jahren drei Mal wöchentlich. Ich habe Anfang Februar beim Laufen ein Stechen in der Wade bekommen. Nach einer 14-tägigen Pause bin ich wieder gelaufen. Nach kurzer Strecke trat wieder das gleiche Problem auf. Ich habe erneut 14 Tage ausgesetzt und mich mit Eispackungen, Voltarenpackungen und einem strammen Verband selbst behandelt.
Bei der Wiederaufnahme des Trainings trat jedoch nach kurzer Zeit erneut das gleiche Problem auf.
Beim anschließenden Besuch beim Orthopäden wurde eine Muskelzerrung diagnostiziert. Ich bekam sechs Ultraschallbehandlungen der Wade und für eine Woche einen Zinkleinenverband, den ich noch bis zum 15. trage. Auf meine Frage, wie lange ich mit dem Laufen aussetzen muss, bekam ich keine zufrieden stellende Antwort.
Jetzt geht meine Frage an Sie, den Laufsportfachmann. Wie lange sollte ich mit dem Training aussetzen, damit ich keinen erneuten Rückfall bekomme? Alfred Kura
Dr. Schubert: Nach einer Muskelzerrung an der Wade sollten Sie 4 Wochen mit dem Laufen aussetzen. In dieser Zeit können Sie aber Fahrrad fahren. Dann sollten Sie erst mit dem „Walking“, also dem schnellen Gehen beginnen. Dabei vor und nach dem Gehen die Wade vorsichtig, also nur bis zur Schmerzgrenze, dehnen. Wenn Sie eine halbe Stunde schmerzfrei schnell gehen können, sollten Sie die ersten Laufversuche starten. Ich empfehle allerdings, einen Sportphysiotherapeuten aufzusuchen, damit dieser mit erfahrenen Händen Ihre Muskulatur behandelt und fit macht. Viel Erfolg!
Ihre Frage, bitte!
In seiner Onlinesprechstunde beantwortet unser Experte Dr. Joachim Schubert die Fragen der DerWesten-Leser rund um das Thema Laufen. Schreiben Sie eine Mail an dr.schubert@derwesten.de . Die Antworten lesen Sie regelmäßig jeden Monat auf www.derwesten.de/schubert.