Köln. . DFB-Präsident Theo Zwanziger lässt sich von der Schiedsrichter-Steuer-Affäre und den Amerell-Enthüllungen nicht beeindrucken. Vielmehr macht er sich Sorgen um die Gewalt in Stadien, er nimmt Vereinen und Liga in die Pflicht.

DFB-Präsident Theo Zwanziger denkt trotz der Schiedsrichter-Steueraffäre nicht an Rücktritt. 'Ich trete doch nicht zurück, weil einige Schiedsrichter möglicherweise Steuern nicht korrekt gezahlt haben. Die für mich schwierigste Situation war zweifelsfrei Anfang 2010 die Vertrags-Diskussion mit Jogi Löw. Einem Trainer, den ich sehr schätze. Davon ist zum Glück nichts hängen geblieben. Später war es Jogi Löw, der mich darin bestärkte, 2010 nochmal zu kandidieren', sagte der 66-Jährige, angesprochen auf eine mögliche Demission, im Bild-Interview.

Der ehemalige DFB-Schatzmeister ließ allerdings offen, ob er sich 2013 als Präsident erneut zur Wahl stellen wird. 'Das ist noch lange hin, ich werde meine Entscheidung den Mitgliedsverbänden aber sehr frühzeitig übermitteln. Jetzt hoffe ich erst einmal, dass 2012 unser Traum wahr wird, Europameister zu werden. Ein realistischer Traum', betonte der Jurist aus Altendiez.

Zwanziger wehrt sich gegen Generalverdacht

Zwanziger geht fest davon aus, dass die Steueraffäre bei den Unparteiischen restlos aufgeklärt werde: 'Wir alle sind gefordert, die aktuellen Probleme aktiv anzugehen. Ich habe schon mehrfach schwierige Situationen erlebt, die wir letztlich alle bewältigt haben. Das wird auch diesmal so sein. Und am Ende ist der Fußball immer stärker daraus hervorgegangen.'

Dass zurzeit offenbar Ermittlungen gegen 70 aktuelle und ehemalige Referees des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) laufen, bringt den DFB-Chef nicht aus der Ruhe: 'Im Manipulations-Fall Hoyzer (Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer, d.Red.) wurde zunächst von etlichen angeblich verdächtigen Schiedsrichtern gesprochen. Am Ende waren es zwei. Wir sollten nicht jedes Gerücht aufgreifen und erst einmal abwarten, wie viele am Ende tatsächlich betroffen sind. Ich wehre mich, das gesamte Schiedsrichterwesen unter Generalverdacht zustellen. Das haben diese Menschen nicht verdient.'

Zwanziger ließ offen, ob eine mögliche Verurteilung wegen Steuerhinterziehung gleichbedeutend mit dem Entzug der Schiedsrichterlizenz einhergehen könnte. 'Das hängt vom Strafmaß ab. Auch ein verurteilter Beamter kann möglicherweise weiter Beamter bleiben. Ein wichtiger Punkt ist dabei, wie er persönlich damit umgeht. Die Menschen sind eher bereit zu verzeihen, wenn einer zunächst einmal offen zu seinen Fehlern steht', sagte der Verbands-Präsident.

Zwanziger macht sich mehr Sorgen um die Gewalt in den Stadien


Die Ankündigung von Ex-Schiedsrichter-Obmann Manfred Amerell, für fünf bis sechs weitere Enthüllungen zu sorgen, bringen Zwanziger nicht aus der Ruhe. 'Wenn er uns Anhaltspunkte gibt, dass irgendwo etwas nicht stimmt, begrüße ich das. Dann werden wir das aufklären. Ich bin kein Unter-den-Teppich-Kehrer. Das macht mich manchmal etwas schwierig für andere', betonte Zwanziger.

In Richtung seines Vize-Präsidenten Rainer Koch, gleichzeitig Präsident des süddeutschen Fußball-Verbandes, sagte der DFB-Boss: 'Da ist etwas passiert, was der DFB nicht hinnehmen konnte. Rainer Koch hat mit Amerell zusammengesessen, ohne dass wir informiert wurden. Den Fehler hat er eingesehen, sich entschuldigt. Dass er bereit ist, das Rechts-Ressort abzugeben, hat er selbst ins Gespräch gebracht.'

Große Sorgen macht sich der DFB-Präsident über die Welle der Aggression in den Fußball-Stadien. 'Dieses Thema bereitet mir zur Zeit die größten Sorgen. Man kann nicht weggucken, wenn Uli Hoeneß und Dietmar Hopp beleidigt werden', sinnierte Zwanziger, 'aus der Verharmlosung verbaler Beleidigung kann schnell körperliche Gewalt werden.'

Er nimmt die Profi-Vereine und die Deutsche Fußball Liga (DFL) in die Pflicht: 'Die Klubs müssen ihr Hausrecht konsequent durchsetzen. Die Vereine und die Liga sind dabei in erster Linie für ihre Fans verantwortlich. Sonst kriegen wir das Problem nicht in den Griff.' (sid)