Gelsenkirchen. Nach langer Arbeitslosigkeit steht Keeper Timo Hildebrand wohl vor der letzten großen Chance im Spitzenfußball. Seit seinem Wechsel vom VfB Stuttgart ins Ausland lief vieles schief. In Schalke möchte der Ex-Nationatorwart endlich wieder durchstarten.

Wenn Schalke sich am Mittwoch auf das Pokalspiel in Karlsruhe vorbereitet, wird Timo Hildebrand gerade im Bottroper Jahnstadion nach den Bällen fliegen. Und es genießen, obwohl es nur ein Spiel der Nachwuchsrunde gegen Lüttich ist. Während bei den Profis weiter Lars Unnerstall spielen wird, geht für Hildebrand (32) dann eine Zeit zu Ende, in der er außen vor war, weil er keinen Verein hatte. Eine Zeit, die ihn sehr nachdenklich gemacht hat.

Wie haben Sie den Moment erlebt, als Sie durch den Vertrag in Schalke nicht mehr arbeitslos waren?

Timo Hildebrand: Es war schon sehr emotional. Ich will nicht sagen, dass ich mit den Tränen gerungen habe, aber es fällt schon einiges von einem ab. Mental ist es sehr schwierig, sich nicht hängen zu lassen, wenn man ohne Job ist. Da trainiert man für sich allein, ohne Perspektive. Das erlebt nicht jeder Fußballer.

Sie haben gesagt, dass Sie während Ihrer Arbeitslosigkeit sehr viel Demut gelernt haben. Wie zeigt sich das?

Eine solche Situation erdet einen sehr. Man kommt wieder auf den Boden zurück, man bekommt einen ganz anderen Blick auf die Dinge. Das tut jedem Menschen gut, egal wie schwer es ist. Ich habe in den vergangenen Monaten viel gelernt – aber auf eine schmerzliche Art und Weise.

Sie waren Nationaltorwart und sind dann 2007 vom VfB Stuttgart zum FC Valencia gewechselt. Was ist schief gelaufen in Ihrer Karriere?

Ich wollte damals bewusst den Schritt ins Ausland machen – so wie andere Spieler auch. Aber bei mir ist es nicht so gut gelaufen. Heute würde ich es anders machen. In den vergangenen Monaten hatte ich Angebote aus Holland, Frankreich, der Türkei und Griechenland, aber nach meinen schlechten Auslands-Erfahrungen hatte ich kein gutes Bauchgefühl. Ich wollte warten, bis der Richtige kommt.

Wann sind Sie fit genug, um für Schalke zu spielen?

Ich bin fit. Allerdings habe ich lange kein Spiel mehr gemacht. Ich bin nicht so vermessen und sage, ich muss sofort spielen. Ich muss arbeiten und den Trainer überzeugen. Er entscheidet, wann er mir das Vertrauen schenkt.

Sie haben bisher nur einen Vertrag bis zum Saisonende. Ist Schalke Ihre letzte Chance im Profifußball?

Das weiß man vorher nie. Vielleicht habe ich im Sommer ja wieder meine letzte Chance.

Ihr letztes Bundesliga-Spiel haben Sie im April 2010 für Hoffenheim bestritten – dort hatten Sie Probleme mit Ralf Rangnick und haben keinen neuen Vertrag bekommen.

Es war keine einfache Situation mit Ralf Rangnick, aber ich bin ihm nicht böse. Als jetzt seine Erkrankung bekannt wurde, habe ich ihm gute Besserung gewünscht. Er hat geantwortet und mir jetzt viel Glück in Schalke gewünscht. Das war eine nette Geste</antwort>