Berlin. Der Schauplatz war kein Gerichtssaal, und Barbara Salesch trat auch nicht auf. Dennoch hatte Claudia Pechsteins Auftritt in Berlin viel von einer – ja auch von zwei Nachrichtensendern live übertragenen – TV-Inszenierung, der böse Zungen den Titel verliehen: „Die Unschuld vom Lande".
Eine Sportlerin, die wegen Dopings verurteilt worden ist, wehrt sich unter Tränen und bekennt, sie sei in den letzten Wochen „durch die Hölle gegangen”. Warum nur will sich bei vielen Beobachtern dennoch kein aufrichtes Mitgefühl einstellen? Weil eben alles erkennbar inszeniert war.
Versucht man den Dunst der Nebelkerzen zu durchdringen, bleibt festzustellen: Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin hat wenig zur Aufklärung ihres Falls beigetragen. Verwirrung zu stiften, Zweifel zu schüren, ist eine zulässige Taktik, um zu erreichen, dass der Internationale Sportsgerichtshof „im Zweifel für den Angeklagten” entscheidet. Das Unbehagen bleibt dennoch.