Berlin. Claudia Pechstein hat der NADA ihren Vorschlag für eine Langzeitstudie vorgelegt. Die Eisschnellläuferin war wegen erhöhter Retikulozytenwerte für zwei Jahre gesperrt worden.

Claudia Pechstein will mit einem Test-Marathon rund um die Uhr ihre Unschuld beweisen. Die wegen auffälliger Blutwerte für zwei Jahre gesperrten Eisschnellläuferin legte am Donnerstag der Nationalen Antidoping-Agentur (NADA) ihren Vorschlag für eine Langzeitstudie mit "der Bitte um Prüfung und Umsetzung" vor und gab erstmals auch Details bekannt. Die Basis des sechswöchigen Tests ist "eine verdichtete Reihe von unangemeldeten Dopingtests (Blut und Urin), die zum Teil auch erstmals mitten in der Nacht möglich sind".

Pechstein muss nun auf die Mithilfe der NADA hoffen. "Ich habe die NADA um Prüfung und Umsetzung des Konzeptes gebeten und hoffe sehr, dass mein Antrag genehmigt wird. Aus meiner Sicht sollte es auch im Interesse des Anti-Dopingkampfes sein, die zukünftige Verwertbarkeit von Blutprofilen durch Ausschluss möglicher Fehlerquellen sicherzustellen", wurde Pechstein, die dem Vorschlag an die NADA ein persönliches Anschreiben beifügte, in einer Pressemitteilung ihres Managers Ralf Grengel zitiert.

Nach dem Wunsch Pechsteins soll im Anschluss an die Testreihe von der NADA bestellte Wissenschaftler die neuen Blutwerte mit den bislang 95 vorliegenden Werten der fünfmaligen Olympiasiegerin vergleichen und die Ergebnisse analysieren.

NADA-Vorsitzender kritisiert Medienpolitik

"Wir werden in Ruhe und mit Sorgfalt den Vorschlag in alle Richtungen prüfen, juristisch und auch fachspezifisch. Grundsätzlich wird auch die Frage weiter diskutiert werden, ob die Durchführung eines solchen Tests dem Stiftungsauftrag der NADA entspricht", sagte der NADA-Vorsitzende Armin Baumert. Er kritisierte die Medienpolitik der Pechstein-Seite, "kurz nach uns gleich die ganze Republik zu informieren".

Zu weiteren Inhalten der Prozedur wollte Baumert keine Auskunft geben: "Wenn Herr Grengel es nicht tut, tun wir es auch nicht." Auch zu Pechsteins Vorschlag, zu Tests rund um die Uhr bereit zu stehen, wollte er keinen Kommentar abgeben. Baumert hatte in einer ersten Reaktion einen Langzeittest als nicht durchführbar bezeichnet, war mit seiner Einschätzung aber auch intern auf Widerspruch gestoßen.

Pechstein erhofft sich im Vorfeld der Berufungsverhandlung vor dem internationalen Sportgericht CAS im Herbst durch die Ergebnisse der Studie entlastende Aufschlüsse über die bei ihr gemessenen schwankenden und erhöhten Retikulozytenwerte. In dem Konzept wurden Vorschläge von fünf Experten berücksichtigt, die unter anderem "dazu beitragen sollen, eine Manipulation der Testwerte durch verbotene Substanzen möglichst auszuschließen", wie es in der Pressemitteilung hieß.

Die Eckpunkte des Konzepts stammen laut Grengel vom Heidelberger Molekularbiologen Professor Werner Franke. Der Pechstein-Kritiker war vorzeitig aus dem Projekt ausgestiegen, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, voreingenommen zu sein.

Pechstein-Seite zeigt sich offensiv

Die Pechstein-Seite geht dagegen weiter in die Offensive. "Entgegen immer wieder geäußerter Meinungen ist Claudia Pechstein juristisch nicht verpflichtet, ihre Unschuld zu beweisen. Da sie selbst jedoch uneingeschränkt an der Aufklärung des Falles interessiert ist, soll nun versucht werden, die Gründe für die schwankenden Retikulozyten anhand einer sechswöchigen Testreihe unter Aufsicht der NADA und namhafter Wissenschaftler zu ermitteln", sagte Pechsteins Anwalt Simon Bergmann.

"Stellt sich hierbei heraus, dass die Werte eine natürliche Ursache haben, sollte dies auch Einfluss auf das anhängige Verfahren vor dem CAS haben. Hiermit wäre die Behauptung der ISU, die Werte ließen nur den Rückschluss auf Doping zu, nicht nur unschlüssig, sondern zudem auch widerlegt. Um sicherzustellen, dass die Erkenntnisse des Testverfahrens auch juristisch verwertbar sind, ist es von besonderer Wichtigkeit, dass eine Begleitung durch anerkannte Dopingexperten erfolgt", sagte Bergmann.