Shanghai. . Zwei Tage nach seinem Bronze-Rennen über 400 m hat Paul Biedermann bei der Schwimm-WM in Shanghai auch seinen Titel über 200 m Freistil verloren, aber erneut Bronze gewonnen. Ryan Lochte und Superstar Michael Phelps sicherten sich Gold und Silber.

Für einen Moment stand Paul Biedermann da, wo er stehen wollte - ganz oben auf dem Podest, allerdings mit der falschen Medaille um den Hals. WM-Gold hielt neben ihm US-Star Ryan Lochte in die Kameras. "Irgendwie wollte ich mehr", sagte der entthronte Doppel-Weltmeister, nachdem er in Shanghai auch seinen zweiten Titel gegen Bronze eingetauscht hatte.

Mehr noch wurmte den 24-Jährigen nach dem spektakulären Finale über 200 m Freistil allerdings, dass sein großer Widersacher Michael Phelps neun Hundertstelsekunden vor ihm angeschlagen hatte. "Es ärgert mich, dass er vor mir ist", sagte Biedermann, der vor zwei Jahren in Rom dem Rekord-Olympiasieger WM-Gold und Weltrekord entrissen hatte: "Es ist eigentlich nichts Schlimmes, er ist dieser Weltklassesportler. Aber ich kann mich nicht freuen."

Superstar Phelps, der im Halbfinale noch geschwächelt hatte, suchte bei der Revanche für Rom die Flucht nach vorne. Doch Lochte zog auf den zweiten 100 m vorbei, auch Biedermann schoss heran - am Ende war das Becken aber zu kurz. "Es war alles so eng", sagte der Hallenser, der in 1:44,88 Minuten seine beste Zeit ohne seinen Wunderanzug schwamm, "ich kann mich noch nicht über die Medaille freuen."

Ähnlich ging es wohl auch Phelps, der bei der Siegerehrung etwas gequält lächelte. "Ich kann mich nicht beklagen", sagte er allerdings anderthalb Stunden später, als er als Dritter ins Finale seiner Paradestrecke 200 m Schmetterling am Mittwoch geschwommen war, "ich bin in der richtigen Richtung unterwegs." Schon mit der erfolgsverwöhnten 4x100-m-Freistilstaffel hatte der 26-Jährige jedoch eine herbe Niederlage einstecken müssen, als statt Gold nur Bronze heraussprang.

Biedermann sieht Phelps, der nach Motivationsproblemen erst wenige Monate vor der WM den Spaß am Schwimmen wieder entdeckte, aber noch nicht auf dem Weg nach unten. "Er hat auf jeden Fall erstmal gezeigt, was er wirklich drauf hat", sagte er und fügte schmunzelnd an: "Wir mussten ihn da heute zu locken." Mindestens zweimal Gold traut er dem achtfachen Olympiasieger von Peking diesmal in China zu. "Ich denke, er wird über 100 und 200 Schmett seine Dinger noch machen."

Das Finale von Shanghai war erst wenige Minuten vorbei, da dachte Biedermann schon an London. "Das olympische Finale wird nicht viel anders aussehen", prophezeite er und begann mental schon mit der Vorbereitung: "Jetzt heißt es für mich: Jeden Tag im Training 100 Prozent geben, sonst sind andere vor mir. Ich habe beim Start und bei der Wende verloren, ich habe auf jeden Fall genug zu tun. Jeder Tag zählt."

Aus dem Schatten der beiden Rivalen heraus trat Lochte. "Es war das härteste Rennen, das ich je geschwommen bin", sagte der 26-Jährige, der sich anschickt, Phelps als Dominator abzulösen. Nach seinem insgesamt achten WM-Gold hat er in Shanghai noch viel vor. "Dieser Sieg gibt enorm viel Selbstvertrauen", sagte Lochte, der über 200 und 400 m Lagen sowie über 200 m Rücken weiteres Edelmetall sammeln will.

Als neue Nummer eins sieht er sich noch nicht. "Michael ist einer der größten Schwimmer überhaupt", sagte er, "wir haben seit acht Jahren eine gute Rivalität, wir werden uns bei Olympia ein enges Rennen liefern. Es ist ein Privileg, mit ihm in einem Team zu schwimmen."

Möglicherweise hatte er auch die Worte von Aaron Peirsol im Ohr. Der fünffache Olympiasieger, der im Februar seine Karriere beendet hatte, warnte die Konkurrenz schon vor einem besonders hungrigen Phelps. "Wenn er hier nicht gut ist, wird ihn das noch viel stärker nach London treiben", sagte der Rücken-Weltrekordler: Ich hätte dann noch mehr Angst vor ihm im nächsten Jahr."

Feldwehr erreicht Finale über 50 m Brust

Der Essener Hendrik Feldwehr hat bei der Schwimm-WM in Shanghai das Finale über 50 m Brust erreicht. Der WM-Vierte von 2009 kam in 27,67 Sekunden auf den siebten Platz. Die Bestzeit schwamm Weltmeister und Weltrekordler Cameron van den Burgh aus Südafrika (26,90). Der Endlauf ist am Mittwoch.

Meeuw schwimmt deutlich an Medaille vorbei

Rückkehrer Helge Meeuw ist bei der Schwimm-WM in Shanghai deutlich an einer Medaille vorbeigeschwommen. Der 26-Jährige, der sich nach Uni- und Babypause zurückmeldete, schlug im Finale über 100 m Rücken in 53,28 Sekunden als Siebter an. Vor zwei Jahren in Rom hatte der Magdeburger Silber gewonnen. WM-Gold gewannen die beiden Franzosen Camille Lacourt und Jeremy Stravius zeitgleich in 52,76 Sekunden. Bronze ging an den Japaner Ryosuke Irie (52,98). (sid)