London. . Nach starkem Start scheiterte Sabine Lisicki im Halbfinale von Wimbledon an Maria Scharapowa. Sie nahm aber die Zuversicht mit, in absehbarer Zeit zu den Besten des Frauentennis gehören zu können.

Sabine Lisicki drehte sich noch einmal kurz um und winkte, warf eine flüchtige Kusshand ins Publikum und verschwand dann hinter der grünen Balustrade. Sie war sichtlich enttäuscht nach der Niederlage im Halbfinale von Wimbledon gegen Maria Scharapowa (4:6, 3:6), aber es gab nichts, worüber sie sich hätte grämen müssen. Am Ende der Abenteuertour bei den All England Championships 2011 hatte sie zwar eine Partie gegen eine der schillernsten und besten Spielerinnen des Frauentennis verloren, nahm aber die Zuversicht mit, selbst in absehbarer Zeit zu diesen Besten gehören zu können.

Nach dem Sieg von Petra Kvitova gegen Wiktoria Asarenka (6:1, 3:6, 6:2) im ersten Halbfinale des Tages hatten sich die Ränge in der königlichen Loge wie auf den Plätzen des Volkes geleert; die Herrschaften gönnten sich eine Teepause. Doch man sah, wer zu den wahren Tennisfans gehört: Ein einzelner Mann saß in Reihe eins und wartete auf den Beginn des zweiten Spiels, Sir Cliff Richard, erfolgreichster Sänger unter den Mitgliedern des All England Club.

Als die Loge wieder halbwegs besetzt war, führte Sabine Lisicki bereits 3:0 gegen die nervös und verspannt wirkende Scharapowa. Die hatte ex-treme Probleme mit dem Aufschlag, Lisicki dagegen spielte unbekümmert, wie es ihr Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner geraten hatte: „Wichtig ist, dass sie Scharapowa gleich unter Druck setzt.“ Am blauem Himmel zogen ein paar dekorative Wölkchen vorbei, und unter diese Wölkchen schmuggelte sich der Traum, wie es wäre, zwölf Jahre nach dem letzten Auftritt von Steffi Graf wieder eine deutsche Spielerin im Finale der Championships zu sehen.

Lisicki hatte sogar noch eine Chance, Scharapowas Aufschlag zum zweiten Mal zu durchbrechen und 4:0 in Führung zu gehen. Doch ihr Stopp landete neben der Seitenlinie, die Russin verkürzte bald danach auf 1:3, und das war es, was sie brauchte.

Eine Viertelstunde lang wogte die Partie hin und her, Lisicki blieb standhaft, aber die Aufgabe wurde mit jedem Ballwechsel schwieriger. Sie verlor ihr Aufschlagspiel zum 4:5, mit einem Ass schnappte sich Scharapowa den Satz, die Sonne war verschwunden und mit ihr alle Wölkchen, die Träume trugen.

Obwohl Scharapowa bis zum Ende Schwierigkeiten mit dem Aufschlag hatte – insgesamt leistete sie sich 13 Doppelfehler -, dominierte sie nun die meisten Ballwechsel, und obwohl Lisicki nicht zurück wich und alles probierte, wurde es immer offensichtlicher, dass das nicht genügen würde. Nach knapp anderthalb Stunden landete Lisickis letzter Vorhandball einen Meter hinter der Grundlinie; in ihrem Gesicht spiegelte sich die Enttäuschung, schnell packte sie die Tasche und verschwand in die Kabine.

Sabine Lisickis Triumphzug in Wimbledon

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Wenn am nächsten Montag die neue Weltrangliste erscheint, wird der Name Lisicki auf Platz 27 erscheinen, und ein kleiner Blick zurück zeigt, wie schnell sich die Dinge entwickelt haben. Im März noch auf Position 218, Mitte Mai vor Beginn der Rasensaison auf 100, nach dem Sieg in Birmingham auf 62 – und nun wieder unter die Top 30 des Tennis und damit mitten hinein in einen Kreis, zu dem sie vor zwei Jahren nach den ersten Erfolgen ihrer Karriere schon einmal gehört hatte.

Beste Aussichten

Nach dem Auftritt in Wimbledon gibt es beste Aussichten, dass der erste Auftritt im Halbfinale des wichtigsten Turniers der Welt nicht der letzte war. Maria Scharapowa aber wird nun am Samstag zum fünften Mal im Finale eines Grand-Slam-Turniers spielen, mehr als drei Jahren nach dem letzten Titelgewinn bei den Australian Open und sieben Jahre nach dem Wimbledonsieg, mit dem sie 2004 auf langen Beinen mitten hinein ins Traumland Tennis stolziert war. Für viele ist sie die Favoritin, nicht aber für jene Frau, die davon bei diesem Turnier mehr versteht als jede andere. Martina Navratilova, neunmal Siegerin im Einzel, glaubt an Kvitova. Maria Scharapowa wird es mit Interesse vernehmen.