München/Les Herbiers. Jan Ullrich gewann 1997 die Tour de France - und wurde später im Rahmen der Fuentes-Affäre als Dopingsünder beschuldigt. Der Schatten des Erfolges: Ein Überblick über die Tour-Sieger, die später unter Doping-Verdacht standen.

Dopingfälle begleiten die Tour de France seit Jahren. Es gibt kaum einen Sieger, der nicht zumindest einmal verdächtig gewesen wäre. Bei den Gewinnern der letzten 15 Jahre gilt dies nahezu für jeden. Einzig gegen den Spanier Carlos Sastre, der 2008 gewann, gab es nie Ermittlungen.

Das deutsche Idol Jan Ullrich wurde 2006 im Rahmen der Fuentes-Affäre beschuldigt, sein früherer Teamkollege Bjarne Riis, Sieger 1996, erhielt wegen seines hohen Hämatokritwertes sogar den Spitznamen "Monsieur 60Prozent". Den Tourminator Lance Armstrong verfolgen Anschuldigungen seit langem und auch der aktuelle Champion Alberto Contador ist nicht unbefleckt.

Die Sieger der Tour de France 1996 bis 2010 und ihre Doping-Vergangenheit:

1996 Bjarne Riis Dänemark/Telekom

Wurde 2007 durch die Enthüllungen des Ex-Telekom-Masseurs Jef D"Hont beschuldigt, massiv mit Epo gedopt zu haben. Riis gestand den Missbrauch für die Jahre 1993 bis 1998 ein. Er wurde daraufhin zunächst aus der Siegerliste gestrichen, später aufgrund der Verjährung seines Vergehens wieder aufgenommen.

1997 Jan Ullrich Merdingen/Telekom

Die Dopingaffäre um den spanischen Arzt Fuentes brachte den einzigen deutschen Tour-Sieger 2006 unmittelbar vor der Frankreich-Rundfahrt zu Fall. Die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelte, Ullrich beteuerte, niemanden betrogen zu haben. Die Staatsanwaltschaft sah Doping als erwiesen an, stellte aber das Verfahren 2008 gegen eine Geldzahlung für gemeinnützige Zwecke ein. Ullrich beendete im Februar 2007 seine Karriere.

1998 Marco Pantani Italien

Der Kletterkünstler aus Cesenatico wurde ein Jahr nach seinem Sieg beim Giro wegen eines erhöhten Hämatokritwertes disqualifiziert. 2001 war er nach einer Razzia beim Giro für ein halbes Jahr gesperrt, weil man eine Insulinspritze bei ihm fand. Am 14. Februar 2004 wurde Pantani tot aufgefunden. Der an Depressionen leidende Italiener starb an einer Überdosis Kokain.

1999 bis 2005 Lance Armstrong USA

Im August 2005 schrieb die L"Equipe, dass in sechs Urinproben, die 1999 bei der Tour entnommen wurden, Epo nachgewiesen worden sei. Die Proben konnten eindeutig Armstrong zugeordnet werden. Die UCI sprach nach Prüfung Armstrong frei, die WADA bezeichnete den UCI-Bericht als fehlerhaft. Seither wird der Amerikaner immer wieder des Dopings bezichtigt, ob von früheren Teamkollegen oder scharfen Kritikern.

2006 Oscar Pereiro Spanien

Profitierte von der Sperre gegen Floyd Landis (USA), der die Tour als Erster beendet hatte, aber kurz nach dem Ende des Dopings überführt wurde. Nach der 17. Etappe wurde Landis ein erhöhter Testosteronwert nachgewiesen, im September erkannte man ihm den Tour-Sieg ab. Doch auch Pereiro musste um seinen Erfrolg zittern. Ihm war das Asthmamittel Salbutamol nachgewiesen worden. Nachdem Pereiro ein Attest lieferte, wurden die Ermittlungen eingestellt.

2008 Carlos Sastre Spanien

Soll bei seinem Sieg nach einem Medienbericht "abnormale Blutwerte" aufgewiesen haben. Ermittlungen gab es gegen ihn jedoch nie. War 2006 im Team des Spaniers Manolo Saiz, der als Hauptschuldiger in der Fuentes-Affäre galt.

2007, 2009, 2010 Alberto Contador Spanien

Bei der Tour 2010 wurde er positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet. Die UCI sprach eine vorläufige Sperre aus, der spanische Verband befreite ihn von jeder Schuld. WADA und UCI brachten den Fall daraufhin vor den CAS. Bis heute ist die Causa nicht abschließend geklärt, die entscheidende Anhörung wurde vom CAS von Juni auf August verschoben. Contador steht am Start der Tour 2011 und will seinen vierten Titel. (sid)