München/Mainz. . Ab 2012 gibt es bei den Öffentlich-Rechtlichen keine Live-Bilder mehr von der Tour de France. Dauer-Doping nervte, und zuletzt blieben die Zuschauer weg.

ARD und ZDF zeigen vom kommenden Jahr an keine Live-Bilder mehr von der Tour de France. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die neue ARD-Vorsitzende Monika Piel tatkräftig mithalf, das unrühmliche Kapitel Fernseh-Geschichte zu beenden.

Die 59-Jährige hatte bereits seit längerem in kleinem Kreis klar gemacht, dass sie bereit sei, die Tour de France zu opfern. Das härteste Radrennen der Welt gilt als notorisch dopingverseucht. Weder der Veranstalter ASO noch der Weltradsportverband UCI haben das Problem im Griff. Kritische Berichterstattung darüber ist beiden Organisationen jedoch so willkommen wie ein Virus im Rechner. Recherchen des Ersten hatten im Vorjahr dazu geführt, dass der Rad-Verband UCI in einer Blitz-Aktion den Positiv-Test von Tour-Sieger Alberto Contador bekannt gegeben hatte.

Weil die Doping-Diskussion im Profi-Radsport schon lange schwelt, wollten ARD und ZDF bereits 2008 aussteigen. Sie hatten allerdings die Rechnung ohne die Europäische Rundfunkunion (EBU) gemacht. Die EBU hatte die Rechte bis einschließlich 2011 erworben und pochte darauf, dass der Vertrag eingehalten werden müsse.

Danach sparen sich ARD und ZDF die Tour de France. Sie spielt künftig nur noch in den Nachrichten eine Rolle.

Das war mal ganz anders. Nachdem Jan Ullrich als erster Deutscher die Tour gewonnen hatte, waren die Öffentlich-Rechtlichen trunken vor Begeisterung für den Sport, der im zuschauerarmen Sommer Quote brachte. Sie ging so weit, dass die ARD sich sogar dazu verstieg, als Co-Sponsor des Teams Telekom aufzutreten. Mehr noch: Herr Ullrich wurde mit viel Gebühren-Geld gezwungen, dem Ersten für Interviews zu Gebote zu stehen. Das machte journalistisch gebotene Distanz bei der Berichterstattung unmöglich.

Dabei wurden alle Jahre wieder Doping-Sünder aus dem Verkehr gezogen, immer wieder gehörten Stars dazu.

Schließlich war bei den Zuschauern die Luft raus; sie zappten weg. Das merkten auch öffentlich-rechtliche Entscheider wie ARD-Sportchef Axel Balkausky: „Der Radsport hat nicht mehr den sportlichen Stellenwert wie noch vor einigen Jahren, das Zuschauerinteresse ist stark zurückgegangen.“

Die Kosten blieben. Die Tour der Leiden kostete ARD und ZDF zuletzt drei Millionen Euro pro Jahr.

Doch der Spar-Druck steigt. Dem gebührenfinanzierten Fernsehen steht mittelfristig weniger Geld zur Verfügung. Zudem gibt es weitere Werbe-Einschränkungen. Sponsoring nach 20 Uhr und an Feiertagen ist künftig verboten.

In diesem Sommer darf das Publikum der Öffentlich-Rechtlichen den umstrittenen Helden der Landstraße noch ein letztes Mal live bei der Arbeit zusehen. „Im Fokus“, heißt es, „steht darüber hinaus das Thema Doping, das für die Zuschauer kritisch begleitet und verständlich aufbereitet wird.“