Offene US-Spielerinnen gegen abgeschottete Nordkoreanerinnen
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Dresden. . Im Auftaktspiel der Gruppe C treffen mit den USA und Nordkorea zwei Erzrivalen aufeinander. Während sich die US-Girls gewohnt offen geben, meiden die Asiatinnen die Öffentlichkeit: Das Team von Nationaltrainer Kim Min-Kwang braucht angeblich Ruhe.
Es ist eines der Duelle, das schon die Vorrunde einer Frauenfußball-WM zum Knistern bringt: "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" gegen "Schurkenstaat", "Demokratie" gegen "Diktatur", "Mitfavorit" gegen "Geheimtipp". Wenn am Dienstag in Dresden die Frauen von Olympiasieger USA auf Asienmeister Nordkorea (18.15 Uhr/ZDF) treffen, können die Gegensätze nicht größer sein. Auf die deutsche Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (Hannover) wartet eine Menge Arbeit.
Hier die weltoffenen, lächelnden US-Girls, da die grimmig dreinschauenden Asiatinnen, die von der Öffentlichkeit abgeschottet werden. Keine Interviews, geheime Testspiele, Sichtschutzblenden um das Trainingsgelände. Erst einen Tag vor dem Spiel nahm Kapitänin Jo Yun Mi auf der offiziellen Pressekonferenz Stellung: "Wir haben ein junges Team, aber wir sind sehr ehrgeizig. Wir haben einen guten Team-Spirit", sagte die 24-Jährige.
Nordkorea mag die Geheimniskrämerei
Die Asiatinnen tun viel, um dem Klischee der weltabgewandten Nation zu entsprechen. Und Nationaltrainer Kim Min-Kwang ist sich nicht schade, das Verbot der Annäherung mit strategischem Kalkül zu erklären. Angeblich benötige sein Team Ruhe: "Der Faktor Konzentration wird bei dieser WM noch eine entscheidende Rolle spielen." Auf die Frage, ob die Partie gegen den politischen Erzfeind USA etwas Besonderes sei, sagte der Coach: "Sport ist Sport. Fußball hat nichts mit Politik zu tun."
Die US-Spielerinnen lassen sich von der Geheimniskrämerei nicht in Sicherheit wiegen. "Das Ding von Nordkorea ist, dass sie es mögen, wenn sie geheimnisvoll bleiben", sagte Abby Wambach. Die Top-Stürmerin kann sich noch gut an das 2:2 bei der letzten WM vor vier Jahren erinnern, als sie ihre Mannschaft mit 1:0 in Führung gebracht hatte: "Schon 2007 sind sie plötzlich aufgetaucht und haben uns ein hartes Match geliefert."
Zwanziger: "Unendlich viele Mauern - im Denken, in allem"
Auch in der deutschen Politik sorgt man sich um die abgeschotteten Nordkoreanerinnen. Grünen-Chefin Claudia Roth formulierte am Wochenende auf dem Parteitag in Berlin die Hoffnung, dass die Spiele in Deutschland die "betonierten Mauern" in den Köpfen vieler Nordkoreaner zum Einsturz bringen. Die Stadt Dresden lädt aus diesem Anlass am Dienstag nach dem Spiel in die Frauenkirche ein, um Friedensgedanken auszutauschen. Mit dabei sein will auch DFB-Präsident Theo Zwanziger, der nach dem 2:0-Länderspielsieg Mitte Mai in Ingolstadt über die Nordkoreanerinnen noch meinte: "Unendlich viele Mauern - im Denken, in allem."
Trainer Kim Min-Kwang wollte den Vorwurf der Isolation nicht auf sich sitzen lassen. "Alle haben im Mai doch unser Spiel gegen Deutschland gesehen. Deswegen glaube ich, dass Stärken und Schwächen unserer Mannschaft bekannt sind." Um den Druck von seinen Spielerinnen zu nehmen, schob der Coach den Amerikanerinnen unmissverständlich die Favoritenrolle zu: "Die USA sind Nummer eins in der Weltrangliste. Das ist eins der stärksten Teams, auf das man treffen kann."
Dreimal Asienmeister
Politisch ist Nordkorea zwar weitgehend isoliert, sportlich ist das Land zumindest im eigenen Kontinent jedoch top. Dreimal (2001, 2003 und 2008) wurde der Viertelfinalist der WM 2007 Asienmeister. Diszipliniert, kompakt, laufstark und schnell - das sind die Tugenden der "Chollima". Dreh- und Angelpunkt im Spiel ist Kapitänin Jo Yun Mi, die sowohl von der Sechserposition als auch aus dem offensiven Mittelfeld heraus das Spiel ihrer Mannschaft dirigieren kann.
Die schwedische US-Trainerin Pia Sundhage ist gewarnt: "Es ist ein starker Gegner. Sie sind sicher am Ball, können das Spiel gut lesen und sind stark zwischen den Strafräumen", sagte die 51-Jährige. Ihre wichtigste Waffe ist wieder einmal Stürmerin Wambach.
Im Training musste die 1,80 m große Angreiferin Extraschichten schieben. Immer wieder wurden Kopfbälle geübt. Die USA wollen den Größenvorteil gegen die kleingewachsenen Asiatinnen im Strafraum nutzen und so die erste Hürde auf dem Weg zum erhofften WM-Titel nehmen. (sid)
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