Kristianstad. .
Jörn-Uwe Lommel, Trainer von Deutschland-Gegner Ägypten bei der Handball-WM, spricht im Interview über Olympia, sein Hotel und die WM-Vorbereitung.
Jörn-Uwe Lommel (52), einst Bundesliga-Handballer in Essen und Dormagen und Rechtsaußen der Nationalmannschaft (14 Länderspiele), trainierte später u.a. Essen und die Füchse Berlin. Seit 2009 ist der Siegerländer – wie von 2003 bis 2005 – Coach der ägyptischen Nationalmannschaft.
Herr Lommel, die deutschen Handballer beklagen, dass Sie mit Ägypten wesentlich besser vorbereitet zur WM kommen. Richtig?
Jörn-Uwe Lommel: Ich habe größtes Verständnis für ihre Probleme. Die Deutschen können nicht so hohe Erwartungen an ihre Nationalmannschaft haben, wenn sie nicht genügend gewürdigt wird. Aber das Gerede über unsere angeblich so gute Vorbereitung geht mir langsam auf die Nerven. Ich habe hier einen kompletten Neuaufbau eingeleitet. Vier Wochen habe ich erst einmal für die athletischen Grundlagen benötigt. Das Handball-Spezifische kam viel zu kurz, Wir hatten lediglich fünf Testspiele. Unser Ziel ist Olympia 2012, nicht diese WM.
Welchen Eindruck haben Sie vom deutschen Team?
Lommel: Ich kann die Qualitäten kaum einschätzen. Zuletzt gegen Schweden spielte das Team schon beeindruckend. Die jüngeren Spieler wie Adrian Pfahl und Uwe Gensheimer haben mir gut gefallen. Die kommen jetzt in die Verantwortung, die drängen nach.
Wie lebt es sich eigentlich als Deutscher in Ägypten? Nach den Bildern der letzten Anschläge fragen sich das hier in Deutschland viele mit Sorge.
Lommel: Weltklasse! Ich wohne in einem schönen Hotel, in einem Viertel, in dem die Polizei klar die Oberhand hat und viele Mitarbeiter der Staatssicherheit leben. Es wirkt eher wie ein Klub als wie ein Ghetto. Ich kann mich hier so bewegen, wie ich das möchte.