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Bei allem Gerangel um die Nominierung des Kaders für die Handball-WM in Schweden: Auf der heftig umkämpften Linskaußen-Position gilt Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar-Löwen als gesetzt. Ein Porträt.

Große Reden halten können andere besser. Das überlässt ihnen Uwe Gensheimer gerne. Der Linskaußen der deutschen Handball-Nationalmannschaft hat auch während des ganzen Gerangels mit Dominik Klein und Torsten Jansen um die Plätze im Team für die WM in Schweden (13. bis 30. Januar) keine Sprüche geklopft. Zurückhaltend und defensiv in der Öffentlichkeit, torgefährlich und offensiv auf dem Spielfeld – so ist er, der 24 Jahre junge Profi von den Rhein-Neckar-Löwen.

Zum Reiz-Thema der letzten Tage sagte Gensheimer nichts, was Bundestrainer Heiner Brand hätte missfallen können. „Ich konzentriere mich ganz aufs Handball-Spielen. Mehr kann ich nicht tun. Entscheiden muss der Trainer“, lautete zum Beispiel eine seiner Aussagen. Oder: „Wir drei lassen uns von dieser Situation nicht verrückt machen. Unser Verhältnis bleibt trotzdem in Ordnung. Da gibt es keinen Neid.“

Als ob das so einfach gewesen wäre. Wer gesehen hat, mit welchem Einsatz die drei im Training und in Testspielen jede Chance nutzten, welche Risiken sie teilweise eingingen, um aus „unmöglichen“ Lagen doch noch das Tor zu machen, der spürt, dass der Kampf um die WM-Teilnahme jede Rücksicht – auch die auf den eigenen Körper – verdrängte.

„Gummi-Gelenk“ wird bewundert

Immer wenn’s darum ging, Tore sprechen zu lassen, spielte Uwe Gensheimer in den letzten Monaten die höchsten Trümpfe aus. Das „Gummi-Gelenk“ an der Wurfhand des jungen Mannes aus Baden wird längst von der ganzen Branche bewundert. An Treffsicherheit können es sowohl Klein als auch Jansen nicht mehr so ganz mit dem Newcomer aufnehmen. Gensheimer ist nicht nur der derzeit erfolgreichste deutsche Torjäger in der Bundesliga, er tritt mit seinen spektakulären Würfen auch das Erbe früherer deutscher „Kunstschützen“ wie Jochen Fraatz oder Stefan Kretzschmar auf der Linksaußen-Position an.

So auffällig er als Handballer auftritt, so unauffällig hat er’s gerne als Privatmann. Ja, er hat eine Freundin, lebt in einer Dachgeschosswohnung in seiner Heimatstadt Mannheim. geht gerne ins Kino oder mit alten Freunden aus – viel mehr will er gar nicht verraten. Thorsten Storm, Manager der Rhein-Neckar-Löwen, attestierte Gensheimer einst ein ganz außergewöhnliches Maß an Bodenständigkeit. „Bevor Uwe die Löwen verlässt“, sagte Storm einmal, „bauen sie in Mannheim den Wasserturm in einen Leuchtturm um“.

Wenn er sich da mal nicht vertut. Denn das Interesse anderer Vereine an Gensheimer wächst und wächst. Vor einem Jahr noch ein Neuling auf der großen, internationalen Bühne, kennt ihn mittlerweile die ganze Handball-Welt. Bei der EM in Österreich war Debütant Gensheimer einer der wenigen Lichtblicke im deutschen Team, das mit Platz zehn den Tiefpunkt der letzten Jahre erreichte. Ob’s in Schweden besser läuft, wird auch in seinen Händen liegen.

Damals waren einige übrigens noch überrascht, als Gensheimer das etablierte Weltmeister-Duo Jansen/Klein sprengte. Heute wird sich darüber niemand mehr wundern. Und wenn er in Schweden von den deutschen Linksaußen die längsten Einsatz-Zeiten erhält und die meisten Tore wirft, wundert dies auch niemanden mehr.