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Christian Pander will sich nach 19-monatiger Verletzungspause wieder in die Schalker Mannschaft kämpfen.

Das Mannschaftshotel ist groß und fein, die Sitzecke im Cafe bequem, draußen scheint bei kühlem Wind die Sonne - Christian Pander genießt die Zeit in der Türkei, obwohl er sie nicht als Urlauber verbringt. Die für alle Profis des FC Schalke 04 harte tägliche Übungsarbeit schreckt ihn nicht ab, im Gegenteil: „Wenn andere schon mal über einen anstrengenden Trainingstag meckern, dann sage ich: Seid froh, dass ihr gesund seid!“ Er selbst empfindet Dankbarkeit für jeden Tag, an dem er seinen Beruf ausüben kann.

27 ist er jetzt, er meint: „Im besten Fußballeralter.“ Und endlich ist er wieder Teil eines Teams und nicht mehr Einzelkämpfer in der Reha-Folterkammer. An das Ende der Antwort auf die Frage, ob er zurzeit ein glücklicher Mensch sei, setzt er ein hörbares Ausrufezeichen: „Ja, definitiv!“ Schwer verletzte Sportler werden häufig als Pechvögel beschrieben. Dieser Begriff aber ist zu schwach, um die Tortur zu erfassen, die Christian Pander in den vergangenen Jahren erlitt. Fünf große Operationen im linken Knie. Immer wieder aufstehen, immer wieder hoffen, immer wieder schuften.

"Habe es mal wieder geschafft"

Und dann diese Rückschläge, diese zermürbenden Zeiten ohne erkennbare Fortschritte. Da muss man schon ein außergewöhnliches Maß an physischer und psychischer Kraft aufbringen, um nicht zu verzweifeln und einfach aufzugeben.

„Für mich war es wichtig, mich Tag für Tag neu motivieren zu können“, erzählt er. „Natürlich stand ich schon mehrmals an der Schwelle, an der ich mich gefragt habe: Ergibt das Ganze noch Sinn? Aber diese Gedanken habe ich nie zu Ende geführt, dazu war ich zu ehrgeizig. Und jetzt sitze ich hier und habe es mal wieder geschafft.“

Auf diesen persönlichen Erfolg darf er stolz sein. 19 Monate hatte der Linksverteidiger zuletzt warten müssen, bevor er seine Stollen wieder in den Arena-Rasen bohren durfte. Als er Anfang Dezember beim 2:0 gegen den FC Bayern in der 78. Minute eingewechselt wurde, applaudierten die Fans stehend. Lautstark schoben sie ihn an. „Das war ein überragendes Gefühl“, erzählt Christian Pander.

Wertvoll für Schalke

Dieses Viertelstündchen Bundesliga eröffnete ihm eine neue Perspektive. Und nicht nur ihm, auch Schalke 04. Christian Pander kann bei weiterer Steigerung ein vereinsinterner Neuzugang für die Rückrunde werden, die Qualitäten, die er bei optimaler Verfassung ins Spiel bringt, sind äußerst wertvoll.

Kein anderer zirkelt oder donnert Freistöße derart unberechenbar in Richtung Tor, mit seinem waffenscheinpflichtigen linken Fuß könnte er aus 30 Metern einen Büffel erschießen.

Trainer Felix Magath registriert eine erfreuliche Entwicklung, schränkt aber ein, dass Christian Pander „noch nicht völlig frei von Ängsten“ sei: „Er ist in manchen Situationen noch vorsichtig, das ist aber völlig normal.“

Der Rückkehrer selbst glaubt hingegen, diese Phase schon überwunden zu haben: „Am Anfang hält man die Augen offen, wenn ein 50-50-Ball kommt. Das ist jetzt aber nicht mehr so, weil ich mich hundertprozentig fit fühle.“

Keine langfristige Planung mehr

Einer wie er plant natürlich nicht langfristig, das hat er sich aufgrund der zahlreichen schmerzhaften Erfahrungen abgeschminkt. Das Jetzt ist ihm wichtig, zurück blickt er nur ungern. Der gebürtige Münsteraner, seit zehn Jahren sportlich auf Schalke zuhause, will sich anbieten und aufdrängen, will zurück zu alter Klasse. Er spürt die Wertschätzung des Trainers, sie spornt ihn an. Er betont aber auch: „Ich weiß, dass ich keine Ansprüche stellen kann.“

Es sei auch viel zu früh, darüber nachzudenken, ob ihm eines Tages sogar wieder der Sprung in die Nationalelf gelingen könnte, der er 2007 zweimal angehörte. „Ich bin kein Träumer, sondern Realist“, stellt Christian Pander klar. Und träumt dann doch ein wenig, es sei ihm gegönnt: „Jeder, der mal irgendwo war, wo es ihm gefiel, möchte dort doch wieder hin...“