Belek.
Felix Magath will im Fall Jefferson Farfan eigentlich gelassen bleiben. Aber das derzeitige Vertrags-Theater in der Bundesliga um Spieler wie Farfan oder Hoffenheims Demba Ba findet er „unerträglich“.
Ein Kampfflieger jagt tief über das Sportgelände hinweg, der Lärm ist schwer erträglich. „Das ist bestimmt ein Dortmunder, der unsere Vorbereitung hier stören will“, scherzt ein Fan beim Training des FC Schalke 04 im türkischen Belek. Für Störmanöver aber benötigen die Königsblauen keinen Aktivisten des Revierrivalen, einen Unruhestifter haben sie in den eigenen Reihen.
Der muss nach zweistündigem Training noch zehn Minuten individuell weiterarbeiten: Jefferson Farfan übt sich dabei auf vielfältige Weise an der Verarbeitung eines Medizinballs. Der Peruaner ist wie schon im Sommer mit mehrtägiger Verspätung aus dem Urlaub zurückgekehrt und hat sich deshalb nun etwas mehr zu quälen als die anderen.
Wenn es bei Farfan nur um die Wiederherstellung einer optimalen körperlichen Verfassung ginge, hätte Felix Magath allerdings nur ein kleines Problem. „Er ist ohnehin ein konditionell gut ausgebildeter Spieler“, meint der Trainer, „er wird nicht lange hinterherhinken.“
Farfan bekräftigt Wechselabsichten
Auch wenn der Disziplinfanatiker die Eigenmächtigkeiten des exzentrischen Stars für gewöhnlich erklärt: Magath kann es sich natürlich nicht gefallen lassen, dass seine Nase von Farfan zur Tanzfläche umfunktioniert worden ist. „Natürlich wird es Konsequenzen geben“, sagt Magath. „Mit Geld kann man fast alles wieder gut machen.“
Wenn bei Farfan nur das Strafmaß von Bedeutung wäre, könnte Magath zügig zur Tagesordnung übergehen. Doch das Problem ist noch nicht gelöst. Farfan hat seine Wechselabsichten bekräftigt, Magath aber kann keinen neuen Stand vermelden: „Er ist noch nicht auf mich zugekommen, und für mich gibt es sowieso keinen Grund, ein Gespräch zu suchen.“
Farfan ist da
Magath betont zwar, er bleibe gelassen, doch er verbirgt dann doch nicht, dass es in ihm brodelt. „Wenn ich sehe, was momentan abgeht, zum Beispiel auch in Hoffenheim – das ist unerträglich“, schimpft er. Dort der streikende Demba Ba, hier der sprunghafte Farfan: Unter Professionalität versteht Magath etwas anderes. Deshalb redet er sich in Rage: „Die tun ja so, als hätten sie keine Verträge unterschrieben. Die können doch nicht nach Lust und Laune entscheiden. Ich bin bereit, über Spielerwechsel zu reden. Aber das muss für alle Seiten machbar sein. Es kann nicht sein, dass eine Seite einfach sagt: Das war es, ich gehe jetzt.“
Würde Farfan tatsächlich jetzt transferiert, käme der FC Schalke selbst bei einer hohen Ablösesumme in Schwierigkeiten. Denn Ersatz für einen Außen-Angreifer dieser Qualität ließe sich in Kürze kaum finden. „Auf einen wie ihn könnte Schalke 04 nur verzichten, wenn im Offensivbereich jemand anderes dazukäme“, unterstreicht Magath. Er weiß natürlich auch, dass ein Spieler, dem ein Wechsel verweigert wird, im Leistungsgetriebe ein paar Gänge zurückschalten könnte: „Ja, das ist immer möglich“, sagt er.
Spieler im Schaufenster
Magath hat vor, einige Spieler abzugeben – er denkt dabei aber eher an diejenigen, die er bei der beabsichtigten Bundesliga-Aufholjagd nicht vermissen würde. Im Schaufenster stehen nicht nur die zur zweiten Mannschaft geschickten Jermaine Jones, Hans Sarpei, Alexander Baumjohann und Albert Streit, sondern auch die nicht mit Durchschlagskraft aufgefallenen Erik Jendrisek, Nicolas Plestan, Jun-Min Hao, Ciprian Deac, Sergio Escudero, Mario Gravranovic und Besart Ibraimi.
Vielleicht findet Manager Magath ja direkt vor Ort Interessenten: Belek ist derzeit ein Magnet für Fußballklubs. Im Schalker Quartier halten sich auch die Zweitligisten Duisburg und Fürth auf, fast jedes dritte Hotel in der Umgebung kann eine gepflegte Sportanlage anbieten. Deshalb trainieren momentan neben Türken, Russen und Niederländern auch noch Bremen, Hannover, Frankfurt, Nürnberg, Köln, Stuttgart, Bochum, Bielefeld und Ingolstadt in Belek.
Von den Bedingungen schwärmt Magath: „Der Trainingsplatz ist der Beste, den ich bisher im Winter kennengelernt habe. Das ist etwas ganz Feines.“ Am Rasen kann es also nicht liegen, falls Schalkes Rückrunden-Vorbereitung nicht reibungslos verläuft.